3.Fastensonntag: P. Vitus Weichselbaumer
Gott möchte alle Menschen um sich sammeln

Zeichnung von Onofrio Bramante in der italienischen Kirche von Monopoli: Die Reinigung des Tempels durch Jesus (20. Jhdt.).   
 | Foto: Renáta Sedmáková- adobe.stock.com
  • Zeichnung von Onofrio Bramante in der italienischen Kirche von Monopoli: Die Reinigung des Tempels durch Jesus (20. Jhdt.).
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Die Händler und Geldwechsler im Vorhof des Tempels waren keine Gauner, die sich illegal eingenistet haben. Ohne sie wäre der Tempelbetrieb gar nicht möglich gewesen. Opfertiere konnten dort erstanden werden – gerade für die Weitgereisten wäre es sehr beschwerlich gewesen, eigene Tiere so weit zu transportieren. Das Geld konnte dort in tempeltaugliche Währung gewechselt werden, mit der man die Tempelsteuer entrichten konnte.

Warum schimpft Jesus diese rechtschaffenen Händler Räuber? Werden nicht auch vor den großen Wallfahrtskirchen Kerzen und andere Devotionalien verkauft, manchmal sogar in ihnen? Uns würde etwas fehlen, könnten wir keine Kerzen entzünden, kein Bild oder keine Statue für eine Gebetserhörung darbringen.
Die Schatzkammer unserer Sonntagberger Basilika ist etwa reich mit diesen Gegenständen bestückt, mit denen immer eine berührende Geschichte verbunden ist, so wie auch die vielen anderen beeindruckenden Wallfahrtskirchen. Ich glaube nicht, dass Jesus gegen solche Formen einfacher Frömmigkeit vorgehen wollte.

Unser Glaube passt von vornherein nicht damit zusammen, jemanden auszuschließen.

Er stellt das Bild der Räuberhöhle, zu dem der geschilderte Betrieb den Tempel gemacht hat, dem Bild des Hauses des Gebetes für alle Völker entgegen. Gott möchte alle Menschen um sich als sein Volk sammeln. So, wie der Tempel damals organisiert war, hat er aber viele Menschen von der Gottesverehrung ausgeschlossen.

Jesus geht gegen Barrieren vor

Die Händler stellten eine Barriere dar, die zwar den üblichen Betrieb ermöglichte, gleichzeitig aber für viele Menschen ein Hindernis war, Gott zu verehren; nicht zufällig waren sie im sogenannten Vorhof der Heiden stationiert, über den hinaus es keinem gestattet war, weiterzugehen, außer wer dem israelitischen Volk angehörte. Gegen diese Barrieren geht Jesus vor. Er will, dass alle Menschen sich in Gottes Nähe willkommen wissen.

In unserem Glaubensleben sind Gewohnheiten und Rituale ein fester und wichtiger Bestandteil. Diese Gewohnheiten müssen immer daraufhin untersucht werden, ob sie das kirchliche Leben zu einer Exklusivveranstaltung gemacht haben. Dabei geht es gar nicht darum, das, was wir glauben, zu ändern. Denn unser Glaube passt von vornherein nicht damit zusammen, jemanden auszuschließen.
Reformen nur mit göttlichem Bezug

Dann und wann braucht es aber doch tiefgreifendere Reformen. Jesus wischt die Frage, mit welchem Anspruch er all das tun darf, nicht einfach vom Tisch.

Nach dem Willen Gottes soll die Gemeinschaft mit ihm allen Menschen offenstehen.

Er wird seine Vollmacht durch die Auferstehung erweisen. Tatsächlich geschehen echte Reformen nur mit göttlichem Bezug. Eine kirchliche Reform soll ja das Volk Gottes wieder in die Form bringen, die Gott ursprünglich vorgesehen hat. Jesus hat das mit der Tempelreinigung gemacht und hat gezeigt, dass ein Gotteshaus oder eine Glaubensgemeinschaft dann zu einer Räuberhöhle wird, wenn sie Einzelinteressen folgt. Nach dem Willen Gottes soll die Gemeinschaft mit ihm aber allen Menschen offenstehen. Nach diesem Willen müssen auch wir uns immer wieder ausrichten.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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