Ferdinand Kaineder - neuer KA-Präsident
Die größte gemeinsame Vielfalt

Der begeisterte Pilger Ferdinand Kaineder wird neuer KAÖ-Präsident | Foto: kaineder.at
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Der neu gewählte Präsident der Katholischen Aktion Österreichs (KA) über seinen Werdegang, seine Ideen für die Katholische Aktion und seine Erwartungen an den synodalen Weg.
von Gerald Heschl

Gratulation zur Wahl zum neuen KAÖ-Päsidenten! Sie werden sehr vielseitig beschrieben, haben Theologe studiert und waren in Pfarren und Einrichtungen tätig, dann Öffentlichkeitsarbeiter, Autor, Pilger und zuletzt wurden Sie in den Medien als Kirchenrebell bezeichnet. Welche Definition würden Sie sich geben?
Kaineder: Diese Vielseitigkeit trifft es ganz gut. Wenn man wie ich auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, darf und muss man vieles lernen. In meinem Leben hat sich alles immer irgendwie ergeben. Es war immer ein Anruf von außen, der bestimmend war, wie sich mein Leben entwickelt. Das Gehen und Pilgern bringt mir seit 2004 viele neue Erkenntnisse. Jeder Schritt eröffnet einen neuen Blickwinkel. Das hat quasi eine fließende Form des Lebens gebracht, und so bin ich gespannt, was dieser nächste Abschnitt mit der KA bringen wird.

Sind Sie schon einmal ein Stück des Weges mit der KA gegangen?
Kaineder: Die „Katholische Jugend Land“ war der Bottich, in dem mein Entschluss, Theologie zu studieren, gereift ist. Das war eine Gliederung der KA. Als Pastoralassistent und als Kommunikationsleiter der Diözese Linz waren meine Begegnungen mit der KA natürlich sehr intensiv. Sie ist ja im diözesanen Geschehen prägend. Ich habe die KA auch danach nie aus den Augen verloren und würde sagen, dass ich von der KA mitgeprägt wurde.
Was ist Ihrer Meinung nach die Hauptaufgabe der KA?
Kaineder: Für mich persönlich trägt die KA wesentlich Anteil daran, dass die Kirche den Menschen adäquat begegnet. Ziel ist es, den Menschen das Lebensbild der Evangelien als Lebenshilfe näherzubringen.

Ist die Vielfalt der KA dabei Hilfe oder Hindernis?
Kaineder: Ich persönlich setze auf Vielfalt. Die größte gemeinsame Vielfalt führt zu mehr Lebendigkeit. Als Präsident sehe ich eine Aufgabe auch darin, gemeinsam etwas zu entwickeln und leben zu lassen. Ich sehe die KA als Netzwerk von Aufbrüchen. Das ist eine von Grund auf synodale Sicht auf den Menschen.

Aber ist die KA-Struktur noch angemessen, um den Menschen heute adäquat zu begegnen?
Kaineder: In seiner Gesamtstruktur stellt die KA genau diese Vielfalt dar. Das ist der Schatz der KA: Die profunde Kenntnis der Lebenssituationen. Das wollen wir heben und fruchtbar machen. Ich denke etwa an die KAB, die sich mit der Arbeitswelt auseinandersetzt. Ein Thema, das heute von enormer Aktualität und Brisanz ist.

Die Gefahr, dass bei größter Vielfalt am Ende der kleinste gemeinsame Nenner übrig bleibt, sehen Sie nicht?
Kaineder: Ich meine, dass die Kirche nicht aus den Strukturen heraus belebt wird, sondern von Personen, die von den Ideen Jesu inspiriert sind. Es geht nur im größt möglichen Miteinander. Das ist viel mehr als der kleinste gemeinsame Nenner.

Papst Franziskus hat für die nächsten Jahre einen Weg vorgegeben: den synodalen Weg. Was erwarten Sie sich davon?
Kaineder: Ich durfte einmal Papst Franziskus persönlich begegnen und er ist eine unglaublich inspirierende Persönlichkeit. Diesem Papst ist die klerikale Kirche zu starr. Er will eine beweglichere Kirche der Beziehungen und Begegnungen. Wir brauchen Menschen und Strukturen, die die Gemeinschaft als erstes sehen. Ich sehe hier zwei Bilder: einmal das hierarchische Dreieck, wo von oben herab entschieden wird. Das Gegenbild sind mehrere ineinander verschlungene Kreise, die Netzknoten bilden. Klarerweise braucht es das Dreieck, damit kein Durcheinander entsteht, aber derzeit ist es viel zu dominant. Der Papst will, dass wir synodal auf die Menschen zugehen und gemeinsam schauen, dass das Leben gelingt. Das entspricht in meinen Augen genau dem Weg des Jesus von Nazareth.

Wie wird sich die KA in diesen Prozess einbringen?
Kaineder: Einmal stellt sich die Frage, wie weit die Synodalität in den eigenen Reihen gut entwickelt ist. Da kann man selbst in der KA das eine oder andere tun. Dann geht es darum, wie wir dieses Lebensmodell in die Gesellschaft tragen. Ich war gerade unterwegs mit Managern aus der Wirtschaft und habe erfahren, dass sie zu reinen Befehlsempfängern geworden sind und nicht mehr kreativ wirken können. So gesehen kann dieser synodale Weg der Kirche auch für die Gesellschaft ein fruchtbarer Sauerteig werden.

In einem Interview haben Sie davon gesprochen, Mauern niederzurennen. Ist das die Erwartung an den synodalen Weg?
Kaineder: Die männlich-klerikale Kirche hat einige Mauern um sich aufgerichtet. Aber es ist sicher nicht mein Ziel, mir beim Rennen gegen Mauern ständig den Kopf anzustoßen. Das ist auf Dauer ungesund und bringt uns nicht weiter. Das Kirchenrecht ist in manchen Punkten sehr restriktiv. Aber es gibt auch hier andere Blickwinkel. Wir sollten alles ausloten, was das Kirchenrecht möglich macht und beginnen, diesen größten gemeinsamen Nenner zu leben.

Was ist das Ziel Ihres neuen „Pilgerweges“ mit der KA?
Kaineder: Ich wünsche mir, dass wir aufbrechen und einladend gehen. Ich war als Klimapilger quer durch Österreich unterwegs. Wir sind zu viert den ganzen Weg gegangen. Aber immer wieder sind Leute einen Teil des Weges mitgegangen. Ich wünsche mir, dass viele Leute auch den Weg der KA mitgehen, vor allem junge. Ich sehe uns als KA auch als eine besondere Inspirationsquelle für die Bischöfe: Mut zu fassen, neue Wege zu beschreiten, einfach mit den Leuten von heute unterwegs zu sein. So würde ich die KA für die nächsten Jahre andenken.

Autor:

Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag

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