Ilse Köhle begleitet Flüchtlinge
Ein Kloster für Flüchtlinge

Ilse Köhle im Garten des ehemaligen Kapuzinerklosters. | Foto: Zangerl
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Ilse Köhle macht es sich zur Aufgabe, ukrainischen Frauen die Zeit in Tirol so angenehm wie möglich zu gestalten. Sie besucht mit ihnen Platzkonzerte, feiert Geburtstage, bringt ihnen die deutsche Sprache bei und hat gemeinsam mit ihnen eine Gartenlaube restauriert. Eine Reportage von Elisabeth Zangerl

Die Pilgeroase in Ried im Oberinntal ist ein Ort zum Wohlfühlen. Das sieht man schon von außen – etwa durch den wunderschön angelegten Garten samt Gartenlaube oder einen Obst- und Gemüsegarten. Auch innen wurden die Räumlichkeiten des ehemaligen Kapuzinerklosters mit Leben gefüllt. Ilse Köhle, die unmittelbar neben der neuen Pilgeroase lebt, ist von Anfang an mit dabei. Vor zwei Jahren sei Dekan Franz Hinterholzer an sie herangetreten mit der Frage, ob sie die Pilgeroase betreuen wolle. „Die Pilgeroase soll nicht touristisch betrieben werden, sondern in erster Linie für Pilger da sein“, sagt Ilse Köhle.

Räume für ukrainische Flüchtlinge

Bis Juli 2022 wurde das gesamte Bauprojekt fertiggestellt, auch der 2.000 Quadratmeter große Garten wurde neu gestaltet. „Die Nachfrage an der Pilgeroase hat sich aber bis in den Herbst hinein in Grenzen gehalten“, erzählt Köhle. „Bald stellte sich die Frage, was wir angesichts der steigenden Energiepreise während der Wintermonate tun“, erinnert sich Köhle. Als die Diözese angefragt hat, ob die Räumlichkeiten ukrainischen Flüchtlingen zur Verfügung gestellt werden können, hat Ilse Köhle angeboten, die Begleitung zu übernehmen. Am 23. Dezember 2022 kamen schließlich sieben ukrainische Frauen im Alter von 23 bis 54 Jahren nach Ried. „Anfangs waren die Frauen sehr unsicher, da sie sich untereinander nicht kannten“, erinnert sie sich.

Jobsuche

Es hat nicht lange gedauert, bis die Frauen mit der sog. „blauen Karte“ eine Arbeitsgenehmigung erhalten haben. In der Folge hat sich Ilse Köhle mit den Frauen auf Jobsuche begeben. In ihrer Heimat hatten sie unter anderem als Tourismusmanagerin oder Englisch-Lehrerin gearbeitet, manche haben auch studiert. Ilse Köhle, die 28 Jahre lang selbstständig als Gärtnerin und Floristin gearbeitet hat, ist gut vernetzt und kennt viele Leute, was ihr bei der Jobsuche zugute kam. „Da leider alle kein Deutsch sprachen, blieb nur eine Anstellung als Zimmermädchen übrig“, erzählt sie – eine solche konnte aber für alle sieben gefunden werden. „Die Frauen kannten diese Tätigkeit nicht, weswegen sie gerade anfangs mit Rückenschmerzen zu kämpfen hatten“, erinnert sich Ilse Köhle.

Gemeinsame Projekte

Ilse Köhle, die auch eine Ausbildung als Resilienztrainerin absolviert hat, geht es darum, die Frauen zu stärken und aufzurichten. „Resilienz gibt uns die Kraft, trotz aller Widrigkeiten die Lust am Leben nicht zu verlieren“, erzählt sie. Heute resümiert sie: „Alle Frauen haben durchgehalten, ich bin sehr stolz auf sie.“ Die blaue Karte wurde ebenso wie die Unterbringung in der Pilgeroase bis Ende April 2024 verlängert. Köhle sorgt nicht nur fürsorglich für das Wohl der Frauen, indem sie für sie Strudel bäckt und ihnen frisches Obst vorbei bringt. Sie hat mit Hilfe von Sponsoren Fahrräder organisiert und gemeinsam mit den Frauen eine Gartenlaube im Klostergarten renoviert. Auch ein Blumen- sowie Obst- und Gemüsebeet haben die Frauen angelegt. Darüber hinaus wurden Geburtstage gefeiert, Ausflüge führten auf die Möseralm bei Fiss oder zum Platzkonzert nach Ried. Köhle gibt den ukrainischen Frauen auch regelmäßig Deutschunterricht.

Es kommt viel zrück

„Zwischendurch leiden die Frauen natürlich an Heimweh“, sagt Ilse Köhle. Während der Zwischensaison waren die Frauen zum Teil daheim in der Ukraine: „Manche erzählten, dass sie im Luftschutzbunker ausharren mussten. Als sie nach Ried zurückkehrten, rangen sie regelrecht nach frischer Luft“, so Köhle. Nachgefragt, warum Ilse Köhle, die geringfügig bei der Diözese beschäftigt ist, sich derart engagiert, sagt sie: „Es kommt so viel zurück. Es geht auch darum, die Frauen nicht nur zu bedauern – ich komme zu ihnen hinüber und überbringe ihnen auch einmal gute Nachrichten, sie sehen schließlich genügend schreckliche Bilder aus ihrer Heimat in den Nachrichten.“ Und so meint auch die 29-jährige Maria aus der Ukraine: „Dieser Ort ist sehr ruhig und harmonisch und strahlt eine positive Atmosphäre aus. Es ist für uns ein Platz, an den wir zurückkehren möchten. Für uns wird hier alles getan, damit wir uns wohlfühlen“, bedankt sie sich bei Ilse Köhle. www.pilgeroase.at

Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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