Kurienreform
Stimmen aus der Erzdiözese

Die Kurienreform  zielt auf eine „gesunde Dezentralisierung“ der Kirche.  Und: Laien, das heißt auch Frauen, können bis in höchste Kurienämter aufsteigen. | Foto: RB/TBanauke/shutterstock.com
  • Die Kurienreform zielt auf eine „gesunde Dezentralisierung“ der Kirche. Und: Laien, das heißt auch Frauen, können bis in höchste Kurienämter aufsteigen.
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Die aktuelle Reform der Römischen Kurie wird sich nach Ansicht von Erzbischof Franz Lackner „zweifellos auch auf die Ortskirchen der ganzen Welt auswirken". Auch alle in den Diözesen seien aufgefordert, "unsere Strukturen im Licht des Evangeliums neu zu denken", erklärte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress: "Wir tun gut daran, die Aufforderung, die der Papst implizit an uns alle richtet, aufzugreifen."

Lackner verwies unter anderem darauf, dass es die am Wochenende vom Papst veröffentlichte neue Kurienverfassung "Praedicate Evangelium" (Verkündet das Evangelium) künftig allen Getauften ermögliche, Leitungspositionen in den neu organisierten vatikanischen Abteilungen und Gremien einzunehmen. Damit würden zum einen Führungspositionen im Vatikan unabhängig vom Geschlecht zugänglich, so der Bischofskonferenz-Vorsitzende: "Zum anderen wird die bislang notwendige Verschränkung von Weihe und Leitung neu bedacht - sowohl der Dienst der Laien als auch der Dienst der Geweihten in der Kirche werden damit neu motiviert, neu gestaltet, neu belebt."

Der Heilige Vater orientiere sich an der "ursprünglichen Geschwisterlichkeit in der Nachfolge Christi" im Sinne der Jesusworte "Denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder", zitierte Erzbischof Lackner aus dem Matthäusevangelium der Bibel.

Die Kurienreform füge sich damit in einen thematischen Kreis im Pontifikat Franziskus' ein, so der Bischofskonferenz-Vorsitzende. Den Boden dafür habe der Papst seit längerem bereitet: "angefangen mit der Familiensynode - hier steht die Würde der einzelnen Person im Mittelpunkt -, dann mit 'Laudato si'', 'Querida Amazonia', und zuletzt mit der Enzyklika 'Fratelli tutti', die sich der universalen Geschwisterlichkeit widmet." Als Verbindung dieser beiden Pole und "Methode des Handelns im Sinne des Evangeliums" trete nun der vom Papst ausgerufenen weltweite Synodale Prozess der Kirche hinzu, so Lackner.

Frauen in Leitungspositionen am Wort:

Lucia Greiner, Seelsorgeamtsleiterin der Erzdiözese Salzburg

Vereinheitlichung, Leitung auf Zeit, das neue Dikasterium für den Dienst der Nächstenliebe, Leitung der Ämter für Frauen und Laien geöffnet. Was ist Ihre Einschätzung: Wie schnell wird sich hier eine praktische Reform durchsetzen?

Lucia Greiner: Die Kurienreform ist schon lange im Gespräch, erste Reformschritte wurden schon vor dem Inkrafttreten der Konstitution in die Wege geleitet. Die Kurie lernt den Geist ihrer neuen Organisation nicht erst zu Pfingsten kennen, sondern bekommt eine umfassende rechtliche Grundlage. Daher kann sie schnell umgesetzt werden. Bis sie allerdings Tiefenwirkung zeigt, braucht eine Organisation dieser Größe schon einige Jahre.

Die Konstitution setzt die beiden großen inhaltlichen Schwerpunkte des Papstes um. Zum einen die Sorge um die Armen, die im Organisationsschema einen bedeutenden Platz bekommt, und zum anderen die Verkündigung des Evangeliums. Das Evangelium steht in der Mitte. Die Kurienstruktur folgt damit dem Lehrschreiben des Papstes „Evangelii gaudium“ von 2013. Es wendet sich an die Bischöfe, Priester und Diakone, an die Personen des geweihten Lebens und die Laien. Konsequenterweise wird jede Gruppe in den Dienst der Verkündigung des Evangeliums gerufen, auch in leitender Funktion, wenn die persönliche Eignung und die Professionalität passen. Ordensleute wie Laien sind Männer und Frauen. Die Taufe zählt als Grundlage, und nicht das Geschlecht. Sie können dem Fachbereich und den Fähigkeiten entsprechend eingesetzt werden. Eine zeitliche Begrenzung stärkt die Funktion vor der Position. Das kann die Wirksamkeit steigern.

Was könnte die Reform für die Diözesankurien bedeuten?

Lucia Greiner: Die Reform wird für die Ortskirchen als Vorbild wirken, die Strukturen sowohl territorial wie zentral neu zu ordnen. Wie das bisher Gewachsene dem Auftrag dient, das Evangelium unter die Leute zu bringen, wird entscheidend. Bewährtes wird bleiben. Organe können gebündelt und Schwerpunkte gesetzt werden. Damit können Strukturen neue Kraft gewinnen.

Elisabeth Kandler-Mayr, Ordinariatskanzler der Erzdiözese Salzburg

Die neue Kurienreform: Was lässt sich bis jetzt sagen?

Elisabeth Kandler-Mayr: Mit der eben veröffentlichten Kurienreform werden die Änderungen in kirchlichen Leitungsstrukturen fortgeschrieben, die bereits in den vergangenen Jahren vorgezeichnet wurden. Alle Leitungsfragen müssen wieder neu im Sinne des Evangeliums überdacht und dem Anspruch gerecht werden, dass wir in der Nachfolge Christi als Geschwister unterwegs sind. Diese Neuüberlegungen brauchen Zeit, ich denke aber, dass man mit einer relativ raschen Umsetzung rechnen kann. Wenn man geeignete Personen für die Mitarbeit ansprechen kann, wird das nicht viele Jahre brauchen.

Wie wird sich die Reform auf die Ortskirchen auswirken?

Elisabeth Kandler-Mayr: Die geplante Reform stärkt alle Bestrebungen auf der Ebene der Ortskirchen, die bereits auf die Entwicklungen der Gesellschaft in den letzten Jahren reagierten und Ideen für neuere Strukturen unter Einbezug von Frauen und Männern suchten, auf die jeweilige Qualifikation für ein bestimmtes Amt bezogen. Nötig ist dabei aber der Blick auf die Einheit in der Kirche, die allen wichtig bleiben muss, auch wenn es verschiedene Lösungen geben wird.

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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