Jugend in Coronazeiten
Für junge Leute steht die Welt fast still

ie Pandemie hat unterschiedliche Folgewirkungen. Alte Menschen sind einsam, jungen fällt die Decke auf den Kopf. Ihre sozialen Kontakte, ihre Freizeitaktivitäten sind stark eingeschränkt – das wiegt gerade in dieser Lebensphase sehr schwer. Was heißt es, wenn das Leben kaum mehr „draußen“ und fast nur mehr in den eigenen vier Wänden stattfindet?
� | Foto: RB/Lydmila Lomshina/shutterstock.com
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  • ie Pandemie hat unterschiedliche Folgewirkungen. Alte Menschen sind einsam, jungen fällt die Decke auf den Kopf. Ihre sozialen Kontakte, ihre Freizeitaktivitäten sind stark eingeschränkt – das wiegt gerade in dieser Lebensphase sehr schwer. Was heißt es, wenn das Leben kaum mehr „draußen“ und fast nur mehr in den eigenen vier Wänden stattfindet?
    
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Ein druckfrischer Jugendreport aus Salzburg zeigt die Situation von jungen Menschen zwischen Homeschooling, Coronastress und Erwachsenwerden, ihre Lebensinhalte und Sorgen, ihr Freizeitverhalten. Pfarren und Religionslehrerinnen und -lehrer halten trotz Pandemie Kontakt. Wie das geht, zeigt ein Blick in die Erzdiözese.

Seit einem Jahr sind auch die sozialen Kontakte junger Menschen stark eingeschränkt: Kaum Freizeitaktivitäten, kein Fortgehen, unsichere Zukunftsperspektiven, keine Praktika. Die Initiative „akzente Salzburg“ befragte 1.497 Jugendliche zwischen 12 und 20 Jahren, die im Bundesland Salzburg leben, über ihre Lebenswelten – anonym via digitalem Fragebogen. Auffallend: Zwei Drittel der Teilnehmenden waren junge Frauen.

Freunde treffen: leider nein

80 Prozent der Befragten gaben als Top-Freizeitaktivität „Freunde treffen“ an, gefolgt von „Soziale Medien nutzen“ (72 %), „Musik hören“ (63 %), „Fernsehen, Netflix & Co“ (59 %) und „Sport machen“ (54 %). Kein Wunder, dass die Welt der Jugendlichen komplett auf den Kopf gestellt wurde. Was den jungen Menschen in ihrem Leben wichtig ist? – Familie, Gesundheit, Freiheit, Freunde, Spaß und Sicherheit. „Am meisten fordert sie, dass sich immer alles ändert. Gerade die Schule ist ein wichtiger, kompakter, bekannter Teil ihres Lebens. Struktur und Halt fehlen jetzt oft und machen unsicher und nerven“, berichtet Mona Mráz, Pastoralassistentin in den Pfarren Erl und Niederndorf und Religionslehrerin an der Mittelschule Kufstein.

Gehen ganz gut damit um

Auch Martina Koidl ist begeisterte Religionslehrerin in der Mittelschule Breitenbach sowie der Volksschule Unterlangkampfen. Sie engagiert sich zudem bei der Firmvorbereitung im Pfarrverband Angath-Angerberg-Mariastein. Koidl beobachtet ebenfalls die große Unsicherheit in der Schule: „Auf- und zusperren, Schichtbetrieb, Homeschooling, … erleichtern die Situation nicht. Sonst sitzen sie begeistert am Computer oder kommunizieren mit dem Handy, mittlerweile sind sie genervt, denn das Sich-Treffen, das gemeinsame Chillen sind auf ein Minimum reduziert. Außerdem ergeben viele Kontakteinschränkungen für sie keinen Sinn und einige zittern um ihre Lehrstelle. Trotz allem schaffen sie es aber verhältnismäßig gut, mit dieser Pandemie umzugehen und für sich einen guten Weg zu finden“, denkt Koidl.

Trotz massiver Einschränkungen sind 59 Prozent der Befragten mit ihrem Leben im Moment sehr beziehungsweise eher zufrieden und mehr als 60 Prozent sehen sehr positiv oder positiv in die Zukunft. Die Gründe dafür sind ihre konkreten (Lebens-) Pläne, ihre persönliche Einstellung, Hoffnung, das gut „Eingebettet“-Sein in Familie und Freundeskreis sowie eine gute Ausbildung. Mráz ergänzt: „Ganz viele treffen sich trotzdem mit Freunden – sicher auch oft online. Und das ist gut so.“ Die aktuell größten Sorgen zeigt auch der Jugendreport auf: Krankheiten, Klimaveränderung, Stress und Druck, Krieg, Einsamkeit, Geldnot, Arbeitslosigkeit und Ausbildung beschäftigen die jungen Menschen derzeit am meisten.

Kreativ Kontakt halten

Im Pfarrverband Niederndorf-Erl ist alles auf Sparflamme gestellt. „Mir fehlt der direkte Kontakt zu ‚meinen‘ Jugendlichen, weil die Arbeit mit ihnen etwas ganz Wertvolles ist“, bemerkt Mráz. Mit den Firmlingen, die sich im vergangenen Jahr auf das Sakrament vorbereitet haben, führte sie jetzt endlich vor kurzem „ihren“ Kreuzweg durch. „Diesen wird es bald online geben – Anstrengungen sollen ja zu einem Ergebnis führen. Positiver Nebeneffekt: Die Firmlinge, die nach der Firmung grundsätzlich ‚verschwinden‘, hatte ich jetzt noch mal ganz nah bei mir“, freut sie sich.Auch die Kontaktmöglichkeiten von Martina Koidl sind eingeschränkt. Sie setzt auf WhatsApp-Gruppen und spontane Aktionen: „In der Fastenzeit verteilen wir die ‚Auf-dem-Weg-Box‘ (siehe Kasten rechts), mit der ‚Aktion Kilo‘ engagierten sich Jugendliche bei der Lebensmittelsammlung für den Caritas-Sozialmarkt in Wörgl.“ Zudem haben sich die Jugendlichen und Koidl vorgenommen, das „Jammern“ zu fasten. „Es wäre schön, wenn viele mitmachen, weil wir es wunderbar verstehen, auf hohem Niveau zu jammern. Die Pandemie ist schlimm. Trotzdem gibt es unzählige Menschen, denen es um vieles schlechter geht: zum Beispiel im Flüchtlingslager auf Lesbos oder in Ländern, die für Demokratie kämpfen müssen.“

Perspektiven geben

„Ich gebe der Situation (Distance-Learning, wenig Präsenz in der Schule, Familie und ihre alltäglichen Probleme …) viel Raum in der Schulstunde und baue mit ihnen an hoffnungsvollen Szenarien. Diese positiven Ausblicke genießen sie sehr und tun ihnen gut“, sagt Mráz.Was sich Jugendliche der Studie zufolge am meisten von ihrem Leben wünschen? – ein gutes eigenes (psychisches) Wohlbefinden, Gerechtigkeit, eine gute, schöne Zukunft, das Ende der Pandemie sowie den Abschluss von Ausbildungen oder den Traumberuf. Mona Mráz fügt dem noch eines hinzu: „Die Jugendlichen freuen sich ‚nach’ Corona auf ‚normale‘ Erwachsene. Sie selbst organisieren sich recht gut, tauschen sich aus, sind nicht sozial entfremdet oder depressiv. In ihren Erzählungen sind es die Erwachsenen, die Unmut, Stress und Angst in ihr Leben, ihren Alltag bringen.“

Auf-dem-Weg-Box | Foto: RB/Daniela Pfennig

„Auf-dem-Weg-Box“

Sie ist mit kreativen und spirituellen Vorschlägen gefüllt, Basteleien für die ganze Familie und Vorschlägen für einen meditativen Spaziergang. Die Rede ist von der „Auf-dem-Weg-Box“, dem idealen Begleiter für die Fastenzeit – und darüber hinaus. In Zusammenarbeit von Katholischer Jugend Salzburg Region Tirol, Engagierten in verschiedenen Pfarren und der Krankenhausseelsorge Kufstein entstand eine abwechslungsreiche Ideensammlung für die Fastensonntage sowie Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag. Das Gemeinschaftswerk lädt zum Mitmachen und Ausprobieren ein. Die Boxen sind in den Pfarrkirchen der Pfarrverbände Kufstein, Angath-Angerberg-Mariastein, Niederndorf-Erl, Wörgl-Bruckhäusl sowie in den Pfarrkirchen Langkampfen, Oberndorf in Tirol und in der Krankenhausseelsorge Kufstein erhältlich. Der Wunsch der Projektverantwortlichen: „Lasst euch inspirieren.“

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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