Freiwilliges Engagement
Ehrenamt braucht Spaß – und Grenzen

„Sprechen Sie über Vorstellungen“, sagt Ursula Löffler über das Ehrenamt. | Foto: RB/privat
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  • „Sprechen Sie über Vorstellungen“, sagt Ursula Löffler über das Ehrenamt.
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Wer Zeit für andere gibt, bereichert nicht nur die Menschen rund um sich, sondern auch das eigene Leben. Ein paar Spielregeln gibt es allerdings, damit das Ehrenamt läuft.

von Michaela Hessenberger

Gleich vorweg: „Ja, es gibt ein Zuviel beim Ehrenamt.“ Das sagt die Salzburger Psychologin und Psychotherapeutin Ursula Löffler. Sie hat mit dem Rupertusblatt über das gesprochen, was Tausende Pfarrgemeinderätinnen und -räte nach der Wahl am 20. März erwartet. Wo hat der freiwillige Einsatz also seine Grenzen? „Dann, wenn die Freude und der Spaß nicht mehr überwiegen, sondern man die Dinge nur mehr macht, weil man sie zugesagt hat. Das Ehrenamt soll ja nicht zum alleinigen Lebensinhalt werden“, sagt Löffler.

Wer eine Funktion in der Pfarre übernimmt, sollte das Zeitbudget zu Beginn festlegen. Hat man eine Stunde Zeit pro Woche oder einen Nachmittag? Offene Kommunikation empfiehlt die Expertin klar. Wichtig sei, zu klären, ob der Einsatz für alle Beteiligten passt– und dann konsequent zu bleiben. „Sprechen Sie viel über Vorstellungen und fragen Sie sich, warum Sie dabei sein wollen.“ Idealismus, Orientierung, Zugehörigkeit – das sind Antreiber, das Sinnstiftende oftmals das Hauptargument. Gute Gründe seien außerdem, Fähigkeiten optimal einsetzen zu wollen, zusätzliche Kenntnisse zu erwerben und die Balance bei weniger beliebten Aufgaben zu halten.

Vereinbaren, worauf man sich einlässt

Welche Jugendlichen, Frauen und Männer sind besonders geeignet, ehrenamtlich unterwegs zu sein? Löffler: „Jene die ein Bedürfnis nach Nähe und Gemeinschaft haben und eine große Portion Idealismus mitbringen. Dazu kommen Leute, die zeigen wollen, was sie können.“

Freilich käme es oft vor, dass jemand den kleinen Finger geben wolle und dann die ganze Hand (oder gleich der Arm) geschnappt werde. In diesem Fall rät die Psychologin, vier Schritte zu gehen: „Sprechen Sie darüber und sagen Sie sachlich, vor welchen Herausforderungen Sie stehen. Drücken Sie das Gefühl aus, überlastet zu sein. Sagen Sie, was Sie brauchen, mehr Rückzugsmöglichkeit etwa. Vereinbaren Sie schließlich, den Einsatz zu reduzieren.“

Zeichen der Überforderung seien Reizbarkeit in der Arbeit, wenn man lustlos, müde oder ungeduldig werde. „Wenn ich merke, dass ich Aufgaben vergesse oder zu spät komme, sind das wohl typische Freudsche Fehlleistungen. Das hat oft damit zu tun, dass ich die Aufgabe vielleicht doch nicht ganz erledigen will.“ Oberstes Gebot beim Ehrenamt: Der Spaß gehört dazu.

„Diese Leute haben Feldkompetenz“

Interview mit Klaudia Achleitner, PGR-Referentin in der Erzdiözese Salzburg

RB: Warum setzen sich so viele Jugendliche, Frauen und Männer voll Energie für ihren Pfarrgemeinderat ein?
Achleitner: Wer in diesem Gremium ehrenamtlich mitarbeitet, ist Profi vor Ort. Es braucht die Pfarrgemeinderätinnen und -räte als Resonanzboden für die Pfarrbevölkerung. Ihre Arbeit ist deshalb so wichtig, weil es Dank ihnen Menschen gibt, die den Lebensraum rund um ihren Kirchturm mitgestalten wollen, statt ihn nur gestalten zu lassen. Eine Pfarrgemeinderats-Obfrau hat mir am Telefon gerade gesagt „Sonst könnte der Pfarrer ja machen, was er will!“

RB: Im Pfarrgemeinderat gibt man, bekommt aber auch. Nämlich was?
Achleitner: Da sind zuerst die positiven Rückmeldungen, die stärken. Sie zeigen, dass der Einsatz erkannt wird. Das freut wahnsinnig. Wenn Pfarrgemeinderäte jemanden um etwas bitten, bekommen sie oft ein leichteres Ja. Die Anerkennungskultur ist von Pfarre zu Pfarre unterschiedlich. Viele Hauptamtliche kommen aus dem Danken nicht heraus, erwähnen die freiwillige Arbeit in Gottesdiensten und Pfarrbriefen.

RB: Wie viel Zeit braucht diese Arbeit?
Achleitner: Das ist davon abhängig, wie die Pfarre tickt. Wir haben einmal eine Rechnung aufgestellt für die ehrenamtliche Arbeit, die jedenfalls unbezahlbar ist. Sie zeigt, dass hinter jedem Pfarrgemeinderat zehn weitere Ehrenamtliche stehen. Im Jahresdurchschnitt sind es rund zwei, drei Stunden für Gewählte – zu Hoch-Zeiten im Kirchenjahr mehr.

„Sprechen Sie über Vorstellungen“, sagt Ursula Löffler über das Ehrenamt. | Foto: RB/privat
Klaudia Achleitner ist PGR-Referentin in der Erzdiözese Salzburg. | Foto: RB/SAMT
Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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