50 Jahre Seniorenpastoral
Senioren: „Unverzichtbare Zellen in den Pfarren“

Angelika Widrich (li.), Vorsitzende der Seniorenpastoral, und der Geistliche Begleiter Norbert Burmettler im Gespräch mit „Kirche bunt“-Chefredakteurin Sonja Planitzer (re.). Angelika Widrich war bis zu ihrer Pensionierung viele Jahre in der Diözese im Referat Familie tätig und entwickelte dort u. a. den Jahresfestkreis für Familien. Norbert Burmettler war bis zu seiner Pensionierung viele Jahre Pfarrer der Dompfarre St. Pölten und Mitglied im Domkapitel.
 | Foto: Gabi Fahrafellner
  • Angelika Widrich (li.), Vorsitzende der Seniorenpastoral, und der Geistliche Begleiter Norbert Burmettler im Gespräch mit „Kirche bunt“-Chefredakteurin Sonja Planitzer (re.). Angelika Widrich war bis zu ihrer Pensionierung viele Jahre in der Diözese im Referat Familie tätig und entwickelte dort u. a. den Jahresfestkreis für Familien. Norbert Burmettler war bis zu seiner Pensionierung viele Jahre Pfarrer der Dompfarre St. Pölten und Mitglied im Domkapitel.
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Am 28. Juni feiert die Seniorenpastoral der Diözese St. Pölten ihr 50-jähriges Bestehen mit einer Festmesse mit Bischof Dr. Alois Schwarz und einem Festakt im St. Pöltner Bildungshaus St. Hippolyt. Zum Anlass des Jubiläums bat „Kirche bunt“ die Vorsitzende Mag. Angelika Widrich und den Geistlichen Begleiter der Seniorenpastoral, Norbert Burmettler, zum Interview.

Unter dem Motto „Wir feiern 50 Jahre Seniorenpastoral – am Puls der Zeit“ begeht die Pastoral für Seniorinnen und Senioren am 28. Juni ein großes Fest im Hippolythaus. Mit welchen Gefühlen blickt die ,,Seniorenpastoral“ auf diese Zeit zurück?

Angelika Widrich: Das war damals eine großartige Sache von Bischof Zak, die Seniorenpastoral ins Leben zu rufen und zu erkennen, dass man von kirchlicher Seite her etwas für ältere Menschen schaffen muss. Etwas für Leib und Seele, für Gemeinschaft, für Kultur und Bildung, etwas Spirituelles. Er hat erkannt, dass man etwas braucht, damit die Beziehung zu den älteren Menschen nicht verloren geht.

Norbert Burmettler:
Bei dieser Feier geht es um drei Aspekte: Erstens gilt es in die Vergangenheit zu schauen und zu sehen, was da alles an Positivem geschehen ist und welche Herausforderungen gemeistert wurden; zweitens gilt es an diesem Tag ein richtiges Fest zu feiern; und drittens wollen wir in die Zukunft schauen: Wo gehen wir hin? Wo können wir uns als Einzelne, als Senioren, als Gruppe und insgesamt als Kirche einbringen?

Die Vergangenheit ist ein gutes Stichwort. Wofür ist man dankbar oder vielleicht sogar stolz im Rückblick?

Angelika Widrich: Ich bin ja noch nicht so lange dabei und bin deshalb vielen Menschen sehr dankbar, die sich haupt- oder ehrenamtlich in der Seniorenarbeit der Diözese engagiert haben. Es gibt Bildungsreisen, Wanderwochen, Schulungen, eine ganze Reihe von Behelfen oder Aktionen, die wir im Rahmen der Pastoral für Seniorinnen und Senioren angeboten haben und anbieten. So haben u. a. bis heute noch die Segensfeiern rund um den Tag der älteren Generation am 1. Oktober Bestand. Dafür stellen wir den Pfarren auch Feiertexte zur Verfügung, wie auch für Maiandachten oder Kreuzwege. Seit Papst Franziskus den letzten Sonntag im Juli zum Tag der Großeltern ausgerufen hat, bieten wir den Pfarren und Seniorengruppen dazu ein Bausteinheft an, das bei der Gottesdienstgestaltung helfen kann. In vielen Pfarrgemeinderäten gibt es Multiplikatoren für die Senioren, wo sich vieles entwickelt hat. Ich denke da an Besuchsdienste, Erzählcafés oder auch „LIMA“-Kurse zum Thema Lebensqualität im Alter, Vorträge, Studientage und vieles mehr.

Wie wichtig ist eine Pastoral für Senioren in der Diözese?
Norbert Burmettler:
Die Seniorengruppen in den Pfarren sind meiner Meinung nach sehr wertvoll für den Glauben, für das Leben und auch für die Kirche. Ich würde fast sagen, das sind unverzichtbare Zellen in unseren Pfarren, die beitragen zu einer positiven Frischzellentherapie in der Gemeinschaft der Kirche.

Angelika Widrich:
Es gibt heute viele Angebote für Seniorinnen und Senioren in vielen Bereichen. Der Unterschied bei uns ist, dass wir nicht allein unterwegs sind, sondern mit Gott. Und es ist ein Geben und Nehmen: Senioren, die in der Pfarre und in Seniorengruppen Gemeinschaft erleben und Impulse für ihr Leben bekommen. Umgekehrt profitieren die Pfarren und die Kirche viel, weil sich Seniorinnen und Senioren aktiv einbringen. Ich glaube nicht, dass die Kirche auf die älteren Menschen verzichten kann – aber umgekehrt glaube ich auch nicht, dass unsere Seniorinnen und Senioren ohne die Kirche und Pfarre und alles, was damit zusammenhängt, leben wollen.

Norbert Burmettler: Ich spreche da von 3-G: Glaube, Gemeinschaft und Gebet: Diese gehören zusammen wie eine Symbiose. Man kommt zusammen, erlebt Gemeinschaft, feiert miteinander Gottesdienst, betet – das alles stärkt uns. Und dann kommt ein vierter Aspekt dazu: das ist die Verkündigung. Evangelisation betrifft nicht nur uns Pfarrer oder guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern allen in der Pfarre. Die Seniorinnen und Senioren haben da eine ganz wichtige Bedeutung. Besonders auch innerhalb der Familie!

Die Großeltern als Träger des Glaubens. Ist das heute auch noch so?

Angelika Widrich: Das war früher sicherlich stärker, aber auch heute hört man von vielen Menschen, wie sehr sie im Glauben von ihrer Oma oder ihren Großeltern geprägt wurden. Gerade Priester erzählen immer wieder, dass sie ihren Berufungsweg durch Oma und/oder Opa gefunden haben. Auch heute sieht man doch vielfach, dass es die Großeltern sind, die die Kinder mit in den Gottesdienst bringen. Sie setzen da einen Samen, sozusagen die Basis zum Leben im Glauben.

Was sind für Senioren heute die großen Herausforderungen?

Norbert Burmettler:
Es gab und gibt sicherlich viele Herausforderungen, die es in den letzten Jahren zu meistern galt. Ich denke da etwa an die herausfordernde Zeit in der Pandemie. Es gibt auch aktuelle Entwicklungen, die ich mit Sorge sehe, wie z. B. der assistierte Suizid, der nun auch in Österreich möglich ist. Als Kirche und Pfarre dürfen wir hier die Menschen nicht allein lassen. Wir müssen sehr aufmerksam für sie da sein und ihnen gerade im letzten Lebensabschnitt signalisieren, dass man sie nicht allein lässt. Das ist ein christlicher Auftrag.

Angelika Widrich:
Eine der Herausforderungen von heute ist auch die Einsamkeit, die längst nicht nur ältere Menschen betrifft. In manchen Pfarren wird versucht, für die betroffenen Menschen, die krank und/oder bettlägrig sind und nicht mehr so leicht außer Haus kommen, da zu sein.

Was gehört zum guten Älterwerden dazu?

Angelika Widrich: Die meisten Senioren heute wissen sehr genau, was sie selbst alles dazu beitragen können, um auf eine gute Weise älter zu werden: sich gesund ernähren, sich regelmäßig bewegen, aber auch am gesellschaftlichen Leben teilhaben, indem sie in der Pfarre eingebunden sind. Ich beobachte, dass sich in vielen Pfarren Senioren um Senioren kümmern. Wichtig ist auch, dass die Menschen gut in ihren Familien eingebunden sind. Das Gefühl gebraucht zu werden, trägt sehr zum Wohlbefinden bei. Ich halte es für wichtig, auch nach der Pensionierung weiterhin Dinge zu tun bzw. in Gruppen, Vereinen … tätig zu sein, die einem schon immer Freude gemacht haben.

Norbert Burmettler:
Auch die grundsätzlich gute medizinische Versorgung in Österreich gehört zum guten Älterwerden. Und ich beobachte, dass das Reisen den älteren Menschen gut tut, z. B. Wallfahrten oder Ausflüge, die von Pfarren oder Einzelpersonen veranstaltet werden. Für Senioren ist auch ein gewisser Humor wichtig, dass man nicht alles nur ernst sieht. Er hilft im Alltag des Lebens, beim Älterwerden.

Was kann die Kirche bzw. die Pastoral für Senioren den Senioren anbieten?

Norbert Burmettler: Zuerst einmal den Kontakt suchen und dann hinhorchen: Was können sie uns sagen? Wie geht es ihnen? Als Seniorenstelle können wir uns einbringen mit der christlichen Botschaft. Wenn ich geistliche Gespräche mit älteren Menschen führe, biete ich immer an, dass ich für sie bete bzw. wenn es wichtig ist, die Krankensalbung zu spenden. Das wird gerne angenommen. Wir wollen die Senioren spirituell und sakramental begleiten.

Wie wichtig wird der Glaube im Alter?

Angelika Widrich: Für mich ist es die wichtigste Basis, aus der man Kraft schöpfen kann. Auch bei den Senioren hat sich der Glaube sicherlich verändert, denn früher wurde nicht so viel hinterfragt. Ich glaube, dass es heute einen viel lebendigeren Glauben gibt, dass man sich mehr austauscht und hinterfragt und über den Glauben spricht – in der Pfarre, unter Freunden, in der Familie. Ich glaube, dass das wichtig ist.

Norbert Burmettler: Der Glaube kann im Alter eine große Lebensstütze sein, denn er gibt Antworten auf die großen Lebensfragen in Bezug auf Krankheit und Sterben, insgesamt auf den Sinn des Lebens. Es geht nicht darum, etwas überzustülpen, sondern Antworten zu geben als überzeugende Glaubensboten. Wir müssen verkünden, dass wir einen Gott haben, der sich um uns kümmert.

50 Jahre Pastoral für Seniorinnen & Senioren

Die Pastoral für Seniorinnen und Senioren der Diözese St. Pölten feiert am 28. Juni ihr 50-jähriges Bestehen mit einer Festmesse und einem Festakt im St. Pöltner Bildungshaus St. Hippolyt.

9 Uhr: Festmesse mit Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz in der Kapelle des Hippolythauses. Anschließend Sektempfang im Foyer.
11 Uhr: Festakt im Festsaal mit Grußworten. Im Anschluss Impulsreferat von Dr. Veronika Prüller-Jagenteufel, theologische Referentin im Caritas-Pflegewohnhaus St. Elisabeth. Danach Podiumsdiskussion: „Kannst dich noch erinnern?“ Zeitzeugen berichten: Leopoldine Kalteis, Edith Habsburg-Lothringen, Alois Stelzer.
12.30 Uhr: Mittagessen und anschließend Marktplatz „Von und für Seniorinnen und Senioren“.
16 Uhr: Spiritueller Abschluss
16.15 Uhr: Gemütlicher Ausklang
Infos: Diözese St. Pölten, Ressort Pfarren, Gabi Fahrafellner, Tel. 0676/ 82 66 15 343, E-Mail: g.fahrafellner@dsp.at.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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