Teresa von Avila
Erste Kirchenlehrerin vor 50 Jahren

Die spanische Ordensfrau und Mystikerin wurde 40 Jahre nach ihrem Tod heiliggesprochen. Nochmals 300 Jahre später verlieh ihr Papst Paul VI. als der ersten Frau überhaupt den Titel Kirchenlehrerin.
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Genau vor 50 Jahren – am 27. September 1970 – verlieh Papst Paul VI. Teresa von Avila den Titel Kirchenlehrerin. Sie ist die erste Frau, die von der Kirche mit diesem Titel ausgezeichnet wurde.

Vorwärtsschritte setzen manchmal eine Vorbereitung von vielen Jahren voraus. Im Jahr 1674 – Teresa von Avila lebte von 1515 bis 1582 – wurde eine neue Auflage ihrer Werke in Brüssel herausgegeben. Im Innern des Einbanddeckels sieht man eine Zeichnung Teresas mit Doktorhut und folgendem Text: „Den Doktortitel für die Vorzüglichkeit ihrer veröffentlichten Bücher“.

Viel Zeit musste vergehen, bis im Jahr 1922 anlässlich der 300-Jahr-Feier der Heiligsprechung Teresas einige Veranstaltungen den Gedanken an die Ernennung zur Kirchenlehrerin in Erinnerung riefen: Die Universität von Salamanca ehrte Teresa honoris causa mit dem Doktortitel. König Alfons XIII. verlieh den Doktorhut einer Statue der Heiligen und ein Kongress, der in Madrid stattfand, bat Papst Pius XI., Teresa mit dem Titel „Mystische Kirchenlehrerin“ zu würdigen.

Pius XI. hielt es für sehr nützlich und opportun, die Schriften von Teresa mehr zu verbreiten. Doch er beantwortete die Positio (Antrag, Eingabe) nicht, sondern sein Sekretär Galli tat es mit den Worten: obstat sexus. Frei formuliert: Es geht nicht, sie ist eine Frau.

Es vergingen wieder einige Jahre. Am 15. Oktober 1967 sprach Papst Paul VI. von seiner Absicht, Teresa von Avila zur Kirchenleh­rerin zu ernennen. Der Generalobere des Karmels ersuchte seinerseits den Papst um die Ernennung Teresas zur Kirchenlehrerin. Im Apostolischen Schreiben „Multiformis sapientia Dei“ („Die vielgestaltige Weisheit Gottes“, Anm. d. Red.) erwähnt Papst Paul VI. folgende Gedanken: Dank der Qualität der Botschaft ist diese Ernennung von großer Bedeutung für unsere Zeit und für die heutige Kirche, eine Botschaft, die mit den Jahren nicht an Frische verloren hat, die Lehre Teresas ist ja charismatisch, aus der Kraft des Geistes.

Teresas Lehre

Nach den Jahren der Verfolgung durch die Inquisition begannen die Schriften Teresas bekannt zu werden. Einer der ersten Entdecker der spirituellen Lehre Teresas war der berühmte Dichter Fray Luis de Leon (1527-1591). Er gehörte dem Orden der Augustiner an, studierte in Salamanca, wurde dort Professor und später von der Inquisition eingesperrt, da er unter anderen – er war jüdischer Abstammung – das „Hohelied“ des Alten Testaments ins Spanische übersetzt hatte.
Die Ernennung zum/zur Kirchenlehrer/in ist nicht eine Entscheidung „ex cathedra“, d. h. es wird dadurch nicht erklärt, dass es in den Schriften des Kirchenlehrers oder der Kirchenlehrerin keinen Irrtum gebe. Vier Bedingungen sind maßgebend für diesen Titel:
• orthodoxa doctrina – Rechtgläubigkeit, aber nicht Irrtumslosigkeit,
• eminens doctrina – herausragende Lehre,
• insignis vitae sanctitas – ein hoher Grad von Heiligkeit und
• ecclesiae declaratio – Erhebung zum/zur Kirchenlehrer/in durch die Kirche.

Goldenes Jubiläum

Genau vor 50 Jahren – am 27. September 1970 – verlieh Papst Paul VI. Teresa den Titel Kirchenlehrerin. Es war ein Schritt, der in manchen Kreisen sehr kritisch gesehen wurde. Bei seiner Predigt wagte Paul VI., sich ein wenig zu rechtfertigen: „Teresa von Avila ist die erste Frau, der von der Kirche dieser Titel verliehen wird; die erste Frau, die nun Kirchenlehrer genannt wird. Diese Tatsache geht nicht an uns vorüber ohne Erinnerung an das strenge Wort des Paulus: ‚Mulieres in ecclesia taceant‘ (1 Kor 14,34; Neue EÜ: ‚Die Frauen sollen in den Versammlungen schweigen‘).
Haben wir also die Vorschrift des Apostels übertreten? Nein. In der Tat, der Titel Kirchenlehrer hat nichts zu tun mit Funktionen des hierarchischen Lehramtes. Und gleichzeitig sei betont, dass diese Nicht-Zugehörigkeit zur Hierarchie nicht im mindesten eine geringere Wertschätzung der erhabenen Sendung bedeutet, die der Frau in der Kirche zukommt.“

Damals – anlässlich der Ernennung Teresas – schrieb Karl Rahner in der Zeitschrift „Christliche Innerlichkeit“: „Dieser Vorgang hat natürlich seine Bedeutung hinsichtlich der Stellung und Funktion der Frau in der Kirche. Das Charisma der Lehre, und zwar gerichtet an die Kirche als solche, ist kein Privileg des Mannes. Die Vorstellung, als ob die Frau die in geistiger und religiöser Hinsicht Unbegabtere sei, wird damit verworfen.“
Wichtige Schritte, die gemacht wurden, ermutigen uns, an weitere Schritte zu denken, die den Weg der Kirche fortsetzen. Nach Teresa von Avila wurde der Titel Kirchenlehrerin verliehen an Katharina von Siena, Thérèse von Lisieux und Hildegard von Bingen.

P. Antonio Sagardoy OCD
Der Karmelit ist in der Diözese St. Pölten
spiritueller Priesterbegleiter und bischöflicher Referent für die Ordensfrauen.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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