Leitartikel
Das Passfoto Gottes

Franz Josef Rupprecht
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Wir werden uns schon daran gewöhnen, dass wir eine längere Zeit unsere Gesichter mit Masken bedecken werden müssen. Gerade jetzt wollte ich Ihnen auf unserer Titelseite ein Gesicht präsentieren, das Antlitz Jesu, wahrscheinlich das am meisten verbreitete Porträt der ganzen Welt. Mit diesem Motiv schließe ich an meine Betrachtung zu Weihnachten an und ich erinnere mich, dass ich einige von Ihnen mit meinen Gedanken zur Menschwerdung Gottes verstört habe. Den Christen des Altertums war die Figur Jesus einfach ein Bild für Gott. So wie sie in den Tempeln der heidnischen Religionen den Stier oder den Adler als Zeichen für Baal oder Zeus erlebten. Der Auseinandersetzung um die Erlaubtheit von Bildern im frühen Christentum lag eine theologischer Richtungsstreit zugrunde: Wenn Jesus wahrer Gott und Mensch zugleich war, dann konnten die Bilder von ihm ohne das Missverständnis eines heidnischen Götzendienstes verehrt werden. Jesus wurde sozusagen zum „Passfoto Gottes“. Im Geheimnis von Tod und Auferstehung, also der Erlösung, nimmt Jesus alle Getauften als seine Geschwister an, so reihen wir uns also ein in die Kinder Gottes; und wir erkennen einander – alle Menschen – als die Töchter und Söhne dieses göttlichen Vaters, als unsere Schwestern und Brüder. Der Blick auf die Ikone, das Antlitz Jesu, lehrt uns, auch in den anderen menschlichen Geschwistern das Bild von Gott zu erkennen. Das ist der Reisepass, mit dem Gott in unserer Welt unterwegs ist.

Autor:

Franz Josef Rupprecht aus Burgenland | martinus

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