Krippenausstellung im Volkskunstmuseum
Der Alltag im Spiegel der Krippe

Karl Berger präsentiert in seinem Büro im Volkskunstmuseum 
einen Neuzugang der reichhaltigen Krippensammlung.  | Foto: Hölbling
  • Karl Berger präsentiert in seinem Büro im Volkskunstmuseum
    einen Neuzugang der reichhaltigen Krippensammlung.
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Mehr als 200 Krippen beherbergt das Tiroler Volkskunstmuseum in Innsbruck. Eine Auswahl ist bis 2. Februar in einer Krippenausstellung zu sehen, darunter auch Neuzugänge. Bei einem Rundgang verrät der Leiter des Volkskunstmuseums, Karl C. Berger, welche Szenen ihm besonders gut gefallen.

Die erste Krippe, ganz am Eingang der Ausstellung, ist mit prunkvollen, bekleideten Figuren ausgestattet. „Diese Krippen waren teuer, das Gewand der Figuren anfällig für Motten, was dazu geführt hat, dass Kaiser
Josef II. das Aufstellen von Krippen in Kirchen verboten hat“, erzählt der Leiter des Volkskunstmuseums, Karl C. Berger. „Das führte dazu, dass viele Krippen verkauft wurden, meist an Gasthäuser“. Die Krippe hatte also mehr Erfolg bei der Herbergsuche, als die Heilige Familie in Bethlehem. Heute steht die Krippe im Volkskunstmuseum und zeugt vom Beginn der Krippentradition in Tirol, die 1608 mit dem Aufstellen der ersten Krippe in der Innsbrucker Jesuitenkirche beginnt.

Berührende Szenen

„Krippen sind etwas sehr persönliches, da steckt oft ganz viel Berührendes drin“, sagt Berger und zeigt auf eine Figur, die den Tischlermeister Brugger zeigt, der sich vom barocken Krippenbaumeister Joseph Giner porträtieren ließ.
Überhaupt gefallen ihm besonders jene Krippenszenen, die den Alltag der Menschen zeigen, verrät Berger. „Darum mag ich Papierkrippen sehr gerne, weil hier oft sehr viele alltägliche Szenen zu sehen sind“. Unter anderem zu entdecken: ein Karrenzieher, ein Bettler, Figuren, die Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung zeigen und eine Figur, die auf dem Plumpsklo sitzt.

Pilgerfahrten

Interessant auch, wie sich die Aufmachung der Krippen im Lauf der Geschichte geändert hat. Mit dem Aufkommen der Pilgerfahrten ins Heilige Land tauchen auf den Krippen plötzlich Figuren mit Turban oder Frauen am Wasserbrunnen auf, die Krippenberge ahmen die orientalische Landschaft nach. „Zeitgleich gibt es aber auch die Gegenbewegung, die das Krippengeschehen in einem heimatlichen Umfeld zeigt“, so Berger.„Manche Krippen sind wie Wimmelbilder, da gibt es unzählige Alltagsszenen, vom Almabtrieb über den Bergbau bis hin zum Streit von Jägern mit Wilderern“, zeigt Berger auf eine Kastenkrippe, in der die Heilige Familie fast untergeht angesichts der vielen Szenen, die zu sehen sind.

Neue Traditionen

Was sich nicht wirklich durchgesetzt habe, seien Krippen von Künstlern, erzählt Berger. „Künstlerkrippen folgen meist einem klaren Konzept, man kann die Figuren nicht verändern, manche wirken eher steril“, so Berger. Andererseits bilden Künstlerkrippen einen Kontrapunkt zu den traditionellen Tiroler Heimatkrippen. Ein Beispiel dafür ist eine Krippe von Ludwig Penz, deren Figuren nur sehr grob gezeichnet sind.

Krippenausstellung bis 2. Februar

Immer wieder sind auch Krippen auf Herbergsuche. Manche von ihnen finden im Tiroler Volkskunstmuseum eine neue Bleibe, weil sie von kunsthistorsichem Wert sind. Diese Neuzugänge sowie viele weitere Krippen aus Tirol sind bis zum 2. Februar 2024 in einer Sonderschau im Volkskunstmuseum zu sehen.
Aufgenommen. Neuzugänge in der Krippensammlung
Tiroler Volkskunstmuseum,
Universitätsstraße 2, Innsbruck.
Geöffnet Mo bis So, 9 bis 17 Uhr.

Autor:

Walter Hölbling aus Tirol | TIROLER Sonntag

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