Kommentar von Lydia Kaltenhauser
Zum eigenen Profil stehen
Das Christentum ist ohne Bücher kaum denkbar. Und doch hat es christliche Literatur zunehmend schwerer.
„Wir wollen uns öffnen“, erklärt mir die Buchhändlerin auf meine Frage, warum man die theologische Literatur in den kleineren, hinteren Raum verfrachtet habe. Im vorderen Bereich der Dombuchhandlung einer großen deutschen Stadt gibt es jetzt Krimis, Kochbücher und Ratgeber. In Deutschland hat in den letzten fünf Jahren ein Viertel aller Buchhandlungen geschlossen. Die Entwicklung in Österreich ist ähnlich. Wenn Bücher gekauft werden, dann vor allem Ratgeber, Liebesromane und Krimis. Theologische und spirituelle Literatur zählt nicht zu den Kassenschlagern, auch nicht mehr in einer Dombuchhandlung. So dankbar ich für jede Buchhandlung bin, die noch weiter kämpft, blutet mir doch das Herz – gerade beim spärlicher werdenden religiösen Buchangebot. Mir kommt ein Video von Kardinal Luis Antonio Tagle in den Sinn. Da erzählt er, wie er in einer Buchhandlung überall nur „Selbsthilfe“ las. „Schon mal drüber nachgedacht, sich von Gott helfen zu lassen?“, fragt er leidenschaftlich. Die zeitlose Botschaft des Christentums: Heilsamer als jeder Ratgeber. Und immer schon offen für alle.
Autor:Lydia Kaltenhauser aus Tirol | TIROLER Sonntag |