Kommentar von Lydia Kaltenhauser
Vom Gift des Vergleichens

Sich mit anderen zu vergleichen und so den Selbstwert aufzupolieren, bereitet viel Unglück.

„Warum sitzt du noch auf diesem Baby-Kindersitz, ich hab‘ schon einen für Große!“, sagt das eine Kind zum anderen. „Warum fahrt ihr nicht mal weiter weg? Wir waren gerade in Brasilien“, sagt die eine Frau zur anderen. „Warum spendet ihr für Leute in Afrika, vor der eigenen Haustür gibt es doch genug Not!“, sagt der eine Kirchenbesucher zum anderen. „Ich verstehe die anderen Leute nicht, so schwer kann es doch nicht sein, es im Leben zu etwas zu bringen...“, sagt der vom Leben Begünstigte über „die anderen“. Vergleichen ist eine der Quellen fürs Unglücklichsein und -werden schlechthin. Meist ist es mit starken Urteilen verbunden, die – wie sollte es anders sein – die anderen ab- und sich selbst aufwerten.
Gerecht wird man mit Vergleichen niemandem, es ist fast eine Art der Gewalt sich selbst und anderen gegenüber. Not lässt sich schon gar nicht vergleichen, denn es gibt keine Hierarchie des Leidens.
Wenn mir die Vergleiche sauer aufstoßen, hilft nur ein Gegenmittel: bedingugnslos dankbar sein, für meine Einzigartigkeit – und für die aller Mitmenschen.

Autor:

Lydia Kaltenhauser aus Tirol | TIROLER Sonntag

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