Schlusspunkt von Józef Niewiadomski
Bonhoeffers Lehrstück

Gründe für abgrundtiefe Angst hat dieser Mensch mehr als genug gehabt. Europa stand gerade mitten im Gewaltinferno des Zweiten Weltkriegs. In einer Gefängniszelle eingesperrt, erwartete er die Vollstreckung des Todesurteils. In dieser wahrhaft apokalyptischen Situation verzweifelt der Mann nicht und verfällt auch nicht in Depressionen. Vielmehr dichtet er! Leert aber in seinem Gedicht keineswegs einen Kübel von Dreck und Bosheit, von Anschuldigung und Ressentiment über diese so schlechte Welt aus. Nein! Der Grundton seines Gedichtes besingt aller Bedrohung zum Trotz Hoffnung, Geborgenheit und Vertrauen: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag”. Und warum? „Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag”. Dieses weltberühmt gewordene Gedicht stammt vom Theologen Dietrich Bonhoeffer. Mit seiner Arbeit: „Gemeinschaft der Heiligen“ – über Kirche als Gemeinschaft von Lebenden und
Toten und den durch den Tod hindurch in Christus Lebenden –, hat mir ausgerechnet der evangelische Theologe die tiefe Einheit der Feste Allerheiligen und Allerseelen neu erschlossen. Seine Worte: „Von guten Mächten treu und still umgeben“ mögen uns alle durch die Krise der Corona-Pandemie begleiten.
Gerade dann, wenn wir Gräber besuchen.

Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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