Tobias Höck und Ihor Hinda
Zwei Priesterweihen in der Diözese Innsbruck

„Man kann nur da fruchtbringend wirken, wo man sich wohlfühlt“, sagt Tobias Höck. | Foto: Kircher-Pree
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  • „Man kann nur da fruchtbringend wirken, wo man sich wohlfühlt“, sagt Tobias Höck.
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Am Samstag, 1. Juli, 15 Uhr wird Tobias Höck im Innsbrucker Dom zum Priester geweiht. Am Sonntag, 2. Juli, 9.30 Uhr, feiert er in Schwaz-St. Barbara seine Primiz.

Ein Porträt des Neupriesters von Eva-Maria Kircher-Pree

Entscheidend geprägt war Tobias‘ Glaube durch die pfarrlich engagierten Eltern. „Sie haben wenig darüber gesprochen, jedoch haben sie die Werke der Barmherzigkeit in verschiedener Weise vorgelebt.“ Der Pfarrer seines Heimatdorfs, ein belgischer Ordensmann, begleitete Tobias Glaubensweg von der Taufe über die Erstkommunion bis zur Firmung. „Er war nur für unser Dorf zuständig und überall mit dabei.“ In der Pubertät verstand ein überaus engagierter Diakon, den Jugendlichen weiter für den Glauben zu begeistern. Fahrten in verschiedene europäische Länder stellte er in historischen, gesellschaftskritischen und religiösen Bezug, wie die Schlachtfelder des 1. Weltkriegs in Frankreich, das KZ Auschwitz in Polen. Nachhaltigen Eindruck hinterließ beim 16-jährigen Tobias ein einmonatiger Hilfseinsatz in Indien, bei dem er mit etwa 30 Jugendlichen half, Brunnenanlagen zu bauen.

Gefügt

Eine entscheidende Fügung ermutigte ihn in der Berufung zum Priester. Damals stand der 17-Jährige in einer Tischlerlehre, die ihm viel Spaß bereitete. In unmittelbarer Nähe zur Berufsschule sprang ihn in einer Kirche eine Broschüre ins Auge: „Priesterwerden – ein Weg für mich?“ Er spürte, dass das sein Lebensweg sein könnte. Die konkrete Umsetzung seines inneren Ansinnens erschien ihm unmöglich. „Man hat ja oft Flausen im Kopf“, wollte er seinen Wunsch gut überprüfen, weshalb er die Tischlerlehre beendete und den Zivildienst im Krankenhaus absolvierte. Der Antrieb blieb weiter bestehen. Im christlichen Elternhaus nahm der Vater den Berufswunsch sehr positiv auf. Die Zweifel der Mutter konnten erst ausgeräumt werden, nachdem die Mathematik-Matura geschafft war.

Geplant

Alles lief wie am Schnürchen – Schule, Theologiestudium. Die Bestärkung durch Familie, Freunde und die Begleitung durch einen sehr guten Spiritual im Seminar ließen keine gravierenden Zweifel aufkommen. „Natürlich hätte ich auch gern eine Familie gehabt, aber das ist eine Grundsatzentscheidung, die ich getroffen habe“, sieht das der aus Deutschland Gebürtige als Anzeichen einer „gesunden“ Berufung. Das verpflichtende Auslandsjahr führte Tobias nach Innsbruck. Sofort lebte er sich so gut ein, dass er das Studium hier abschließen wollte.

Geduldig

Doch dann durchkreuzte ein Schlaganfall der Mutter alle Pläne. Zur Mithilfe in deren Pflege kehrte er in die Heimat zurück. Nachdem auch sein Vater schwer erkrankte und binnen eines Jahres verstarb, übernahm Tobias für 10 Jahre die Pflege der Mutter. Vom Studium ließ er sich beurlauben. Der Schutzpatron der Pflegenden, der Heilige Camillus von Lellis, war dem jungen Mann Vorbild und ein Zitat große Hilfe: „Legt euer Herz in eure Hände“. Heute sieht er die zuvor unvorstellbare Erfahrung der Pflege als Bereicherung, sich empathisch in Situationen hineinzuversetzen. Nach einem Gespräch mit den Geschwistern konnte Tobias sich vor zwei Jahren ohne schlechtes Gewissen von der Aufgabe lösen und nach Tirol zurückkehren, um den ursprünglich eingeschlagenen Weg fortzusetzen.

Gestärkt

Als Motto für sein priesterliches Wirken wählt Tobias: „Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.“ (Röm 12,15) Wichtig ist Tobias auf die Menschen zuzugehen, ihnen nahe zu sein und ein gutes Miteinander in Teams zu pflegen. Denn aus den Begegnungen schöpft er viel Kraft. „Man kann nur da fruchtbringend wirken, wo man sich wohlfühlt“, meint der sportliche Mann, der im Laufen und im Bergwandern den Kopf frei bekommt und zur Ruhe kommt. Vor den Veränderungen weg von der Volkskirche hat Tobias keine Angst, „weil ich darauf vertraue, dass der Herrgott seine Kirche durch die Zeiten trägt und der Heilige Geist Veränderung zum Guten ermöglicht.“ Die Kraft von oben, die ihn auf diesen Weg gerufen hat, wird Tobias brauchen: er ist heuer der Einzige, der für die Diözese Innsbruck zum Priester geweiht wird.

Ihor Hinda stammt aus der Ukraine und lebt seit fünf Jahren in Tirol. Am kommenden Sonntag, 25. Juni, 15 Uhr, empfängt er in der Innsbrucker Jesuitenkirche die Priesterweihe im byzantinischen Ritus.

Ein Porträt des Neupriesters von Walter Hölbling

„Als ich 2017 nach Innsbruck kam, habe ich im Gottesdienst nur drei Worte verstanden: Halleluja, Jesus und Amen“, erzählt Ihor Hinda. Heute spricht der 31-jährige Diakon fließend Deutsch und hat vor kurzem sein Doktoratsstudium an der Theologischen Fakultät in Innsbruck abgeschlossen. Ermöglicht wurde ihm das durch ein Stipendium der Jesuiten.

Neue Heimat

„In diesen fünf Jahren habe ich in Tirol eine faszinierende Welt entdeckt, die reich an Traditionen, Bräuchen und Geschichte ist“, so Hinda, der in der Kleinstadt Burstyn in der Ukraine zur Welt kam. Und was er sagt, nimmt man ihm ohne Zögern ab: „Tirol ist für mich zu meinem zweiten ‚Dahoam‘ geworden“.Nach sechs Jahren Priesterseminar in Lublin (Polen) kam er zum Doktoratsstudium nach Innsbruck. Dass ihm die Corona-
Pandemie das Studium schwer macht, damit konnte er nicht rechnen. Und dann brach der Krieg gegen die Ukraine aus und sein Leben in Tirol wurde auf den Kopf gestellt.

Voller Einsatz

Als der Krieg ausbrach, war Ihor Hinda gerade bei Bischof Hermann Glettler. „Wir haben gemeinsam gebetet und er steht uns seither helfend zur Seite“, freut sich Hinda.
In der ukrainischen Gemeinde in Innsbruck wurde Ihor Hinda zum führenden Kopf der Flüchtlingshilfe. Mit seinen hervorragenden Deutschkenntnissen knüpfte er ein großes Netzwerk, arbeitete mit Land Tirol und Diözese Innsbruck zusammen und leistete vor allem in den ersten Wochen wichtige Koordinierungsarbeit. „Es gab damals noch keine geregelten Abläufe, vieles musste improvisiert werden“, erinnert sich Hinda zurück. Die ersten zehn Flüchtlinge aus der Ukraine wurden auf Vermittlung von Hinda bei den Jesuiten untergebracht.

Für Gott und Mensch

Im Oktober des Vorjahres wurde Ihor zum Diakon geweiht. Für ihn ein wichtiger und bleibender Schritt auf dem Weg zum Priesterberuf. „Die Diakonie ist dem Priester eingeschrieben“, sagt er. „Wir müssen in jeder Hinsicht für die Menschen da sein, egal, ob sie eine Wohnung brauchen, Geld, einen Deutschkurs oder eine Auskunft“. Und noch etwas ist ihm wichtig: Priester sind „Verwalter von Gottes Geheimnis“, sagt er. „Auch wir Priester wissen nicht genau, wie Gott wirkt. Die Sakramente sind ein Zeichen dafür. Geistliche sollen dieses Geheimnis nicht mit der eigenen Person zudecken, aber alle zur Begegnung mit Christus führen.“ Eine dritte Dimension des Priesterberufs sieht er in der Verkündigung: „Jesus Christus ist in der Gesellschaft gegenwärtig. Er ist der einzige,
der Frieden und Erfüllung schenken kann“.

Pastoraljahr

Die Priesterweihe von Ihor Hinda erfolgt im byzantinischen Ritus der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche. Die Weihe empfängt er vonm Weihbischof der Erzeparchie (Erzdiözese) Iwano-Frankiwsk in der Ukraine, Mykola Semenyshyn. Die Predigt in ukrainischer Sprache wird simultan ins Deutsche übersetzt. Nach der Priesterweihe wird Ihor im Seelsorgeraum Hötting-Hungerburg-St. Nikolaus ein Pastoraljahr absolvieren. Mit Erlaubnis des Bischofs wird er dort auch der Eucharistiefeier vorstehen. Den Primizgottesdienst feiert er am 2. Juli, 15 Uhr, in der Hauskapelle des Studentenheims Canisianum (Tschurtschenthalerstr. 7) in Innsbruck.

„Man kann nur da fruchtbringend wirken, wo man sich wohlfühlt“, sagt Tobias Höck. | Foto: Kircher-Pree
Ihor Hinda wird für die ukrainische griechisch-katholische Kirche zum Priester geweiht. | Foto: Hölbling
Autor:

Walter Hölbling aus Tirol | TIROLER Sonntag

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