Abschied
Wege durch die Trauer

Sternenkinder haben Eltern, die um sie trauern. Zu Allerheiligen finden Angehörige im Trauer­raum Seekirchen einen Ort für das Gedenken an ihre Kinder. | Foto: RB/Monika Hölzl
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  • Sternenkinder haben Eltern, die um sie trauern. Zu Allerheiligen finden Angehörige im Trauer­raum Seekirchen einen Ort für das Gedenken an ihre Kinder.
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Trauernde liegen der Seekirchnerin Gudrun Wilhelm das ganze Jahr am Herzen. Ob persönlich gestaltete Seelenrosenkränze oder der Trauerraum zu Allerheiligen – Gudrun Wilhelm findet Möglichkeiten für Menschen mit dem Schmerz des Abschieds umzugehen.

von Monika Hölzl

Auf dem Esstisch in der Küche hat Gudrun Wilhelm mit viel Gespür die neue Station für den Trauerraum in der Krypta der Pfarrkirche Seekirchen aufgebaut. Zu Allerheiligen und Allerseelen wird hier in besonderer Weise der Sternenkinder gedacht. So werden Kinder genannt, die während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt versterben. Zurück bleiben trauernde Familien und ein ratloses Umfeld – ein klassisches Tabuthema, das viele betrifft. Das hat in Gudrun Wilhelm das Bedürfnis geweckt, etwas zu unternehmen. „Man spürt etwas, und das tut man dann“, beschreibt sie ihre Motivation. Sie fragte Pfarrer Harald Mattel, ob eine Station für Sternenkinder etwas für Seekirchen wäre. Seine Antwort: „Der Bedarf ist groß.“

Sternenkinder im Trauerraum

Im Internet machte sich Gudrun Wilhelm schlau, wie so etwas gestaltet werden kann, auch ein Treffen mit anderen Teams, die Trauerräume in ihren Pfarren gestalten, brachte Ideen. Herausgekommen sind zwei Elemente der liebevoll gestalteten Station: Die Pensionistin hat bunte Sterne ausgeschnitten, die mit dem Namen des Kindes, einem Wunsch oder einem Gebet beschriftet auf einen Sternenbaum gehängt werden können. Daneben steht ein Teller mit kleinen Herzen. Damit können sich Trauernde bedanken, dass ihr Kind nun von Engeln umsorgt wird, und das Herz in eine von Engeln gehaltene Schale legen.

Wichtig ist Wilhelm mit einem Aufsteller auf die berührende Statue „Mutter des Trostes“ aufmerksam zu machen: Sie steht beim hinteren Aufgang zum Friedhof und ist ganzjährig für Trauernde da.
Gemeinsam mit einem Team gestaltet Wilhelm seit vielen Jahren verschiedene Stationen für den Seekirchner Trauerraum, sodass jeder und jede angesprochen werden kann. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die verschiedenen Stationen – seien es Trauerbaum, Klagemauer oder eine Station, die einlädt aus Scherben etwas Neues entstehen zu lassen – sehr gut angenommen werden.

Persönliche Seelenrosenkränze

Neben dem Trauerraum ist ihr das persönliche Totengebet ein großes Anliegen. Der Wunsch, hier etwas Neues zu erproben, wuchs vor mehr als zehn Jahren. Als eine Bewohnerin der Lebenshilfe im Jahr 2009 verstarb, waren die Eltern der anderen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner zum gemeinsamen Rosenkranzgebet nach Schlee­dorf eingeladen. So auch Gudrun Wilhelm. Bis dahin kannte sie nur die traditionelle Form des Rosenkranzgebetes. Das, was sie da aber hörte, war anders und berührte sie zutiefst. Die Geheimnisse waren mit Glaubensbetrachtungen und mit ganz persönlichen Erlebnissen der Verstorbenen verbunden. Sie erzählte es dem damaligen, mittlerweile verstorbenen Pfarrer Franz Graber und fragte, ob das nicht auch etwas für Seekirchen wäre. „Er sagte zu mir: ‚Das klingt gut, mach das!‘“ Im ersten Moment fühlte sie sich überfordert, doch mit der Unterstützung und Begleitung des Pries­ters, wuchs sie an ihrer Aufgabe.

Geschenk, Trauernde begleiten zu dürfen

Ein Seekirchner Bestattungsunternehmen oder die Pfarre machen seitdem die Angehörigen von Verstorbenen aufmerksam, dass Gudrun Wilhelm persönliche Seelenrosenkränze schreibt. Wenn gewünscht, besucht sie die Trauerfamilie. „Ich komme meist als Fremde und gehe als Freund“, sagt sie. Angehörige, die sich für einen persönlichen Seelenrosenkranz entscheiden, sind dankbar, dass sie so den Verstorbenen noch etwas mitgeben können, vielleicht auch etwas Unausgesprochenes.

Mit dem Rosenkranzgebet sieht Wilhelm ihre Aufgabe noch nicht als beendet an: „Ich habe mir angewöhnt, nach zwei, drei Monaten, wenn der Alltag wieder einkehrt, die Familien noch einmal zu besuchen. Das ist die Zeit, wo viele das Gefühl bekommen, alleine und vergessen zu sein. Da tut es gut, Besuch zu bekommen. Sie erfahren, wir sind für sie da.“

Belastet ihr ehrenamtliches Engagement Gudrun Wilhelm manchmal? „Nein, überhaupt nicht. Ich empfinde es als Geschenk, dass ich so etwas Persönliches für Trauernde machen darf.“

Sternenkinder haben Eltern, die um sie trauern. Zu Allerheiligen finden Angehörige im Trauer­raum Seekirchen einen Ort für das Gedenken an ihre Kinder. | Foto: RB/Monika Hölzl
Gudrun Wilhelm aus Seekirchen ist die Begleitung von Trauernden ein besonderes Anliegen. | Foto: RB/privat
Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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