Umwelt
„Schöpfung ist keine Randnotiz“

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Fünf Jahre sind seit der Veröffentlichung der Enzyklika „Laudato si“ vergangen. Umweltreferentin Kathrin Muttenthaler erklärt im Rupertusblattinterview, warum das Schreiben revolutionär ist und was jeder Einzelne im aktuellen Laudato-si-Jahr zum Schutz der Umwelt beitragen kann.

RB: 2015 hat Papst Franziskus die Enzyklika „Laudato si“ veröffentlicht. Warum gibt es nun, fünf Jahre später, ein Laudato-si-Jahr?
Muttenthaler: Mit dem Jahr sollen wir uns noch einmal neu in die Verantwortung nehmen. Innerhalb aller Enzykliken, die es gibt, ist Laudato si ein sehr wichtiges Schreiben. Darin hat Papst Franziskus eine Perspektive auf die Umwelt aus dem Glauben heraus geschaffen. Fünf Jahre nach der Veröffentlichung müssen wir schauen, was in dieser Zeit passiert ist und wo es hingeht.

RB: Was ist die Botschaft der Enzyklika?
Muttenthaler: Wenn wir das Christentum ernst nehmen, müssen wir auch unsere Umwelt ernst nehmen; dann ist Schöpfungsverantwortung kein Randthema. Daran wollen uns die Enzyklika und das Themenjahr erinnern.

RB: Das heißt, Schöpfungsverantwortung gehört zum Christ-Sein dazu?
Muttenthaler: Aus meiner Perspektive auf jeden Fall. Die Bibel beginnt mit dem Auftrag für das, was uns geschenkt ist, Verantwortung zu übernehmen. Gott hat uns in diesen Garten gesetzt, um gut auf ihn aufzupassen. Im Glaubensbekenntnis sagen wir: „Ich glaube an Gott, den Allmächtigen, den Schöpfer“. Schöpfung ist keine Randnotiz.

RB: „Laudato si“ ist wahrscheinlich das bekannteste Schreiben von Papst Franziskus. Was ist so revolutionär daran?
Muttenthaler: Sie ist die erste Enzyklika, die ganz konkret auch kirchenferne Personen anspricht. Man merkt darin, wie nah Franziskus dieses Thema geht. In dem Schreiben finden sich viele Menschen wieder, obwohl sie nichts mit der Kirche zu tun haben.

RB: Franziskus hat beim Segen urbi et orbi über Corona gesagt: „Wir haben unerschrocken weitergemacht in der Meinung, dass wir in einer kranken Welt immer gesund bleiben würden.“Was ist Ihnen da durch den Kopf gegangen?
Muttenthaler: Wir denken oft, dass wir auf der Insel der Seligen leben – die Probleme der Welt, Hunger- und Klimakatastrophen, sind woanders. Durch Corona ist klar geworden, dass wir alle zusammenhängen. Franziskus Worte haben mich berührt, weil sie unsere Vergänglichkeit ins Bewusstsein gerufen haben. Seine Worte zeigen, dass man nicht mehr sagen kann: Um solche Probleme muss ich mich nicht kümmern.

RB: Was hat sich in den letzten fünf Jahren in der Erzdiözese Salzburg getan?
Muttenthaler: Es gibt mittlerweile mehr Sensibilität für Schöpfungsverantwortung in den einzelnen Einrichtungen. Es ergeben sich Vernetzungen und Projekte, die Nachhaltigkeit fördern, beispielsweise das Klimabündnis. Die Kirche ist mehr bereit denn je, sich in die Karten schauen zu lassen und zu sagen: Ja, es gibt Nachholbedarf. Wir sind am Weg und das ist das Wichtigste.

RB: Ein Blick in die Pfarren. Was hat sich dort verändert?
Muttenthaler: Mit dem Projekt „Kirchturmtiere“ versuchen wir, die Artenvielfalt vor Ort zu unterstützen. Zahlreiche Pfarren machen beim Projekt „faire Pfarre“ mit, das zu einem geringeren ökologischen Fußabdruck führen soll.

RB: Das „Laudato-si-Jahr“ hat am 24. Mai begonnen. Was erwartet uns in den kommenden Monaten?Muttenthaler: In allen Diözesen erwartet uns ein bewussteres Hinschauen. Was läuft gut? Wo gibt es Verbesserungsbedarf? In Salzburg machen wir bei der Aktion „Österreich radelt zur Arbeit“ mit. Am 9. Oktober wird ein Nachhaltigkeitstag im Zuge der 2050-Partnerschaft mit dem Land Salzburg stattfinden. Dabei soll Handlungswissen in die spezifischen Arbeitsfelder getragen werden.

RB: Wie kann man selbst im Kleinen das Themenjahr mitleben?
Muttenthaler: Das fängt bei der Urlaubsplanung an und geht bis hin zur Verwendung von Plastik. Muss ich hunderte Kilometer weit weg fliegen oder kann ich mit dem Zug in den Urlaub fahren? Werfe ich ein Plastiksackerl sofort weg oder benutze ich es öfters? Solche kleinen Schritte machen insgesamt einen großern Unterschied aus.

Alexandra Hogan

Foto: Für genaueres Hinschauen beim Thema Umwelt spricht sich Kathrin Muttenthaler aus.
Foto: RB/aho

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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