Krankenpfleger und Diakon
Menschen brauchen Menschen

Der Alpbacher Johannes Moser ist leidenschaftlicher Krankenpfleger und ehrenamtlicher Diakon. Er ist da, wenn er gebraucht wird. Egal, ob in seinem Pflegeberuf oder zum Zuhören, Reden, Beruhigen, Trösten und Begleiten. Mit Bedacht, sehr feinfühlig, keineswegs aufdringlich, eher im Hintergrund. Er hat ein besonderes Gespür für die Nöte seiner Mitmenschen: „Im Pflegeberuf und in der seelsorglichen Arbeit steht der Mensch im Mittelpunkt. Jeder ist einzigartig. Auf jeden lasse ich mich gerne ein“, sagt er. Gerade bei Schwerkranken und Sterbenden fällt ihm auf, dass dieser doppelte Zugang sehr geschätzt wird: „Seit ich Diakon bin, vertrauen mir die Menschen noch mehr an. Früher haben sie sich nur die Pflege erwartet. Wenn ich Hausbesuche mache, werde ich oft gefragt ,Segnest du mich bitte noch?‘ oder vor einer Operation. Die Pflege steht nicht mehr so im Vordergrund. Viele möchten lieber reden. Bringe ich die Krankenkommunion, kommen manche auch mit pflegerischen Fragen und Anliegen zu mir“, erzählt der Alpbacher.

Seelsorge hat sich verändert

Als Diakon beobachtet er, dass sich die seelsorglichen Bedürfnisse verändern: Früher waren das Gebet und der sonntägliche Kirchenbesuch eine Selbstverständlichkeit. Jetzt suchen die Menschen allem voran das Gespräch oder kommen, wenn sie Angst und Fragen haben. In den Kirchen sieht man fast nur Ältere, die Jungen kommen auf andere Weise. Gerade bei Todesfällen erreiche ich die jüngere Generation, die das Reden und den Halt der christlichen Rituale schätzt. Ich merke, dass die Jungen den Glauben auch brauchen“, stellt der ehrenamtliche Diakon fest: „Es freut mich, wenn andere mit ihren Sorgen zu mir kommen, sie gute Gespräche weiterbringen und ich neue Gedanken einbringen kann.“

Frühe Prägung durch Ordensschwester

Der Glaube begleitete Johannes Moser schon von klein auf. Besonders prägte ihn eine Ordensfrau, die zugleich Krankenschwester in dem Altersheim war, in dem auch seine Großmutter betreut wurde. „Mich beeindruckte ihr Zugang zu den Menschen und die beruhigende Wirkung des Rosenkranzgebets“, erinnert er sich. Diese Begegnungen haben ihn darin bestärkt, selbst Pflegeberuf und seelsorgliche Berufung zu verbinden.

Corona brachte große Verunsicherungen

Das Coronavirus hat den Alpbacher sehr gefordert: im Beruf, da es durch die Schutzkleidung kaum möglich war, den Kontakt zu Patientinnen und Patienten aufzubauen. „Es fehlt derzeit einfach die Nähe, das Pflegen ist umständlicher, man schwitzt mehr. Und gerade demente Menschen haben sogar Angst“, beschreibt er die aktuelle Situation. Das Prägendste der vergangenen Wochen: die Einsamkeit. Das Besuchsverbot machte schon vielen zu schaffen, das Verbot, das Zimmer zu verlassen, ängstigte die Leute. „Wobei die Vereinsamung Jung wie Alt betroffen hat. Die Traurigkeit hat weite Kreise gezogen – vor allem psychisch. Menschen brauchen Menschen, die für sie da sind, die mit ihnen reden, die sie unterstützen. Das hat mir Corona wieder klar vor Augen geführt“, macht Johannes Moser deutlich. Besonders war auch, dass Menschen ohne die Anwesenheit ihrer Lieben gestorben sind.

Zölibat verstärkte eigene Einsamkeit

Als unverheirateter Diakon hat sich Johannes Moser dem Zölibat verschrieben. Daher waren für ihn die vergangenen Wochen zudem eine außergewöhnliche persönliche Herausforderung. „Gerade wenn man allein lebt, fehlen die sozialen Kontakte, die sonst tagtäglich selbstverständlich sind. Ich habe einen sehr enges Verhältnis zu meinen Eltern, Geschwistern, Nichten und Neffen, aber eben keine eigene Familie, die am Abend zu Hause auf mich wartet. Ich bin froh, dass die sichtbare Nähe langsam wieder zurückkommt“, merkt der Diakon an. Der Glaube trug ihn und gab Kraft. „Ich konnte beten und bitten, auf Gott vertrauen, dass das, was ich mache und sage, richtig ist und den Menschen guttut. Oft sind wenige Worte mehr. Es geht um das Da-Sein“, ist er überzeugt.
Daniela Pfennig

Foto: Johannes Moser ist Pfleger und ehrenamtlicher Diakon. Gerne würde er Beruf und Berufung noch mehr verbinden und hauptamtlich in der Krankenhaus- oder Altersheimseelsorge tätig sein.

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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