Synodaler Prozess
Gehen wir den nächsten Schritt

Intensive Beratungen prägten den Synodalen Prozess:  ob auf diözesaner Ebene (im Bild Lucia Greiner bei einem Treffen in St. Virgil) oder kürzlich bei der Bischofskonferenz in Mariazell.   | Foto: RB/Hiwa Naqshi
  • Intensive Beratungen prägten den Synodalen Prozess: ob auf diözesaner Ebene (im Bild Lucia Greiner bei einem Treffen in St. Virgil) oder kürzlich bei der Bischofskonferenz in Mariazell.
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Synodalität ist kein freundliches Beiwerk, sondern ein verpflichtendes Verfahren. Das ist eine ihrer wichtigsten Erfahrungen aus dem vergangenen „Synoden-Jahr“ sagt Seelsorgeamtsleiterin Lucia Greiner. Im Interview berichtet sie wie sie die Beratungen in Mariazell erlebte und worauf es ankommt, damit Kirche relevant bleibt.

RB: Wie fällt die Bilanz nach den beiden Tagen der Vorsynodalen Beratung in Mariazell aus?
Lucia Greiner: Mein Resümee ist positiv. Insgesamt war es natürlich eine Herausforderung, weil zwei Tage für ein so großes Anliegen, als Kirche Österreichs gemeinsam auf dem Weg zu sein, wenig Zeit sind. Aber es war sehr wertschätzend, das gegenseitige Hören fand mit Geduld und auf Augenhöhe statt.

RB: Am stärksten präsent waren auf Ebene der Diözesen die Fragen zur Stellung von Frauen in der Kirche oder die Inklusion von Randgruppen. Das war wenig überraschend, oder?
Greiner: Die Kultur in unserer Gesellschaft entwickelt sich in Richtung Inklusion und Gleichstellung der Menschen. Spürbar ist das in der stärkeren Selbstverständlichkeit bei der Gleichstellung von Frauen in der Bildung, am Arbeitsplatz oder in der aktuell geführten Debatte um den Pride Month (Anm.: Aktionsmonat für LSBTQAI+, für und von Menschen mit unterschiedlichen Identitäten oder sexuellen Orientierungen). Auch bei Personen mit Behinderung gelingt Inklusion besser.

Wie die Kirche den Ausschluss von Frauen zu Ämtern religiös und theologisch begründet, ist daher für viele Menschen zunehmend unverständlich. Die Begründungen finden nur mehr geringe Akzeptanz. Mehr noch: Sie werden als Widerspruch zur Botschaft Jesu empfunden. Die Kirche ist im Lauf der Geschichte immer wieder auf aktuelle wissenschaftliche und kulturelle Erkenntnisse eingegangen. Wie sie das Thema „Frauen in der Kirche“ bearbeitet, wird daher sehr entscheidend für die Zukunft und für die Glaubwürdigkeit der Kirche sein.

RB: Der Synodale Prozess auf nationaler Ebene ist im Endspurt. Was braucht es, damit die Kirche weiter in Bewegung bleibt?
Greiner: Es gibt einen Bericht für den Vatikan und die zuvor stattfindende Kontinentalsynode. Was ich darüber hinaus wahrnehme ist, dass Synodalität selbst neben dem hierarchischen Prinzip in der kirchlichen Verfasstheit gestärkt ist. Aus einem freundlichen Beiwerk werden verpflichtende Verfahren. Unabhängig davon sollten wir in den Diözesen versuchen, die guten Erfahrungen umzusetzen und zwar in drei Dimensionen.

In pastoraler Hinsicht: Wem in der Gesellschaft sollten wir unbedingt zuhören? Wer will mit und in der Kirche am Weg sein? Dazu können Anhör- und Gesprächskreise unkompliziert stattfinden, soweit sich Leute einladen lassen und sich auf diese einlassen. Die bisherigen Beratungen zeigten doch deutlich wie sehr wir binnenkirchliche Probleme wälzen.

In struktureller Hinsicht: Wie können wir Gremien und Beratungs- wie Entscheidungsvorgänge untereinander schon jetzt besser abstimmen und verankern wie zum Beispiel zwischen Pastoral- und Priesterrat.

Und wesentlich in geistlicher Hinsicht: Es braucht ein neues Bewusstsein für die Taufe als grundlegendes Sakrament. Als Volk Gottes, als Getaufte sind wir gemeinsam unterwegs.

RB: Was sind Ihre ganz persönlichen Erfahrungen im Synodalen Prozess?
Greiner: Zunächst, wie gut Wertschätzung tut. Und: Durch das Beraten wird man klüger als durchs Rechthaben. Die Ökumene zeigte uns Möglichkeiten auf, wie wir Synodalität leben können. Was für mich klar herauskam: Synodalität braucht Zeit und Verlässlichkeit. Es geht nicht darum, Tagesordnungspunkte abzuhaken, sondern darum, an Themen dranzubleiben. Das ist am Ende wirkungsvoller.

Der Synodale Prozess lebt aus der Wertschätzung für die andere und den anderen. Das trifft besonders dann zu, wenn es nicht einfach ist und die Kirchenbilder weit auseinander liegen. Wie können wir trotzdem den nächsten Schritt gemeinsam suchen und gehen? Gelingt uns das, wäre es auch für eine immer mehr gespaltene Gesellschaft ein guter Dienst. Und es braucht die geistliche Haltung des interessierten Zuhörens, der Geduld und des Freigebens der eigenen Meinung. Sie kommt reicher zurück.

Hintergrund

Der Synodale Prozess beschäftigte erneut die Bischofskonferenz. Dabei berieten die Bischöfe in Maria-
zell mit 45 Vertreterinnen und Vertretern aus allen Diözesen, katholischen Organisationen, Orden aber auch aus der evangelischen und orthodoxen Kirche. Für die Erzdiözese waren Seelsorgeamtsleiterin Lucia Greiner und Bernadette Lang von der HOME Mission Base Salzburg dabei. Ein Redaktionsteam arbeitet nun die Impulse aus Mariazell noch in die bereits gebündelten Ergebnisse aus den Diözesen ein. Dieser Österreich-Bericht geht dann nach Rom und fließt in den weltweiten Prozess ein, der die Bischofssynode im Oktober 2023 vorbereitet.

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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