Gemeinsamer Weg
Als Frau eines Diakons

Greti Pirchmoser ist mit Toni Pirchmoser verheirat, einem Diakon. | Foto: RB/Pfennig
  • Greti Pirchmoser ist mit Toni Pirchmoser verheirat, einem Diakon.
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Herausforderung. In den österreichischen Diözesen haben die ersten Diakone 1969 und 1970 ihre Weihe empfangen. Wie erleben die Frauen das Diakonat ihres Mannes? Im Rupertusblatt-Interview spricht Greti Pirchmoser aus Thiersee über die Höhen und Tiefen einer solchen Beziehung und die Vereinbarkeit mit der Familie.

RB: Wie war es für Sie, als Ihnen Ihr Mann gesagt hat, dass er Diakon werden möchte?
Greti Pirchmoser: Die Entscheidung war für mich überraschend, obwohl er sich schon länger dafür interessiert hatte. Eines Tages sagte er mir, dass er jetzt diesen Weg gehen will. Seither trage ich die Entscheidung mit.

RB: Wie haben Sie die Ausbildung erlebt?
Pirchmoser: Das war eine schöne Zeit für uns. Ich konnte regelmäßig dabei sein, später auch mit unserem jüngsten Kind. Es tat mir gut, einen Einblick zu bekommen und mich mit anderen Frauen auszutauschen. Einmal im Jahr kam die ganze Familie mit.

RB: Was hat sich mit der Weihe verändert?
Pirchmoser: Ab diesem Zeitpunkt stand mein Mann im Rampenlicht und die Familie im Hintergrund. Zuvor saßen wir immer gemeinsam in der Kirchenbank. Plötzlich stand mein Mann am Altar und ich saß alleine in der Bank. Das schmerzt heute noch, besonders an Familienfesten oder zu Allerheiligen.

RB: Wie wirkt sich das Diakonat auf Ihre Familie aus?
Pirchmoser: Mein Mann war schon immer sehr in der Pfarre engagiert, aber mit dem Diakonat übernahm er noch mehr Aufgaben. Näh-, Wasch- und Putzarbeiten wurden dann zu mir getragen. Die gemeinsame Zeit wurde rarer. Manchmal hatten die Kinder und ich das Gefühl, dass uns der Mann oder Papa weggenommen wird. Gerade zu Weihnachten oder Ostern ist er im Dauerstress; Wochenenden und Urlaubszeiten sind oft mit kirchlichen „Einsätzen“ gefüllt und können nicht oder nur sehr eingeschränkt mit der Familie verbracht werden. Spontane Dienste wie Beerdigungen bringen Planungen immer wieder durcheinander. Auch das Gefühl, ein Diakon müsste stets zur Verfügung stehen, fordert manchmal seinen Tribut. Das alles belastet.

RB: Hat sich das irgendwann gebessert?
Pirchmoser: Seit wir in Pension sind, sehe ich es gelassener, weil wir auch unter der Woche gemeinsam Zeit verbringen können.

RB: Wie erleben Sie die Rolle der Frauen bei anderen Diakonen?
Pirchmoser: Das ist sehr unterschiedlich: Manche tragen das Diakonat voll mit – im Sinne von „Wir sind Diakon“ – und andere nehmen sich komplett heraus. In jedem Fall wird einer Diakonfamilie eine Vorbildwirkung zugeschrieben. Diese zu erfüllen und den Erwartungen zu entsprechen ist eine Herausforderung für jede Familie.

RB: Gab es einen Punkt, an dem Sie mit der Entscheidung gehadert haben?
Pirchmoser: Als ich mit meiner Unterschrift dem Weg meines Mannes zustimmte. Es ist ein Wagnis, denn letztendlich weiß niemand genau, auf was er sich einlässt. Wie beim Eheversprechen. Bei beiden gehören zwei Menschen dazu und beide müssen ihre Zustimmung geben. Ohne meine Einwilligung und meine Unterschrift hätte mein Mann gar nicht zum Diakon geweiht werden und seine Berufung leben können. Das war ein schwerer Schritt, weil ich ihm nicht im Weg stehen wollte und gleichzeitig wusste, dass diese Unterschrift endgültig ist.

RB: Wie lebt es sich seitdem als Ehefrau an der Seite eines Diakons?
Pirchmoser: Es gibt viele Höhen und Tiefen und stets neue Herausforderungen wie in einer Partnerschaft auch. Die gemeinsame Zeit wird weniger, Grenzen tun sich auf und Konflikte fallen leider auch auf die Familie zurück. Oft ist man mehr involviert, als einem lieb und recht ist.

RB: Was ist Ihrer Einschätzung nach die größte Herausforderung für Diakonfamilien?
Pirchmoser: Die Zeit und die Gefahr der Überlastung, weil die Aufgaben so vielfältig sind, die Begeisterung für Pfarre und Mitmenschen groß und das Engagement meist aufopfernd. Mein Mann musste über Jahre Beruf, Pfarre und Familie unter einen Hut bringen. Oft auch zulasten der Familien. Es ist ein Balanceakt, damit Familie, Partnerschaft und das eigene Wohlbefinden nicht zu kurz kommen sowie die Freude am Glauben und der Kirche nicht verloren geht. Weil ich weiß, mit wie viel Verzicht diese Aufgabe einhergeht, sehe ich den Forderungen, dass Priester heiraten dürfen, und die Öffnung des Diakonats für Frauen kritisch.

Zur Person:
Greti Pirchmoser aus Thiersee ist seit fast 40 Jahren verheiratet, 23 Jahre davon steht sie bereits als Ehefrau an der Seite eines Diakons. Für sie ist der gemeinsame Weg des Diakonats he-rausfordernd, aber auch bereichernd.

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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