Osterbotschaft
Wandlung durch das Kreuz

Christus und die Emmausjünger von Maler Franz Weiss. | Foto:  RB/Groce&Wir
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Das Ostergeheimnis wird zwischen den beiden Polen Dornenkrone und Eucharistie erfahrbar. Das macht Erzbischof Franz Lackner in seiner Osterbotschaft an die Leserinnen und Leser des Rupertusblatts deutlich.

Liebe Leserinnen und Leser!

Als um diese Zeit vor zwei Jahren die Kathedrale Notre-Dame du Paris in einem Flammenmeer zu versinken drohte, ereignete sich etwas Erschütterndes, Heroisches. Der Pries-ter und Feuerwehrkaplan Jean-Marc Fournier drang in die brennende Kathedrale ein und rettete die Dornenkrone unseres Herrn Jesus Christus aus den Flammen. Davon wurde weithin in den Medien berichtet. Jedoch trug er noch etwas anderes mit sich als er aus der gefährlich ächzenden Kathedrale kam, etwas, was vielen wohl im Vergleich zur Dornenkrone unscheinbar erscheint, lächerlich dafür sein Leben aufs Spiel zu setzen: das heiligste Sakrament des Altares, den Leib Christi, die Eucharistie. Millionenfach empfangen Menschen die heilige Kommunion, jeden Tag. In jeder Kirche wird der Leib Christi aufbewahrt und verehrt, sei es in einem kleinen Dorf oder in der größten Kathedrale. Und da kommt einer und riskiert sein Leben, um einen kleinen Teil der heiligen Kommunion zu retten? Darin muss ein Geheimnis liegen. Ich möchte es so nennen: Jean-Marc Fournier war bereit, sein Leben zu geben für den, der sein Leben gab für ihn und für die ganze Welt.

Dornenkrone und Eucharistie

Bevor wir aber näher auf den Leib Christi im gewandelten Brot schauen, möchte ich auf die Dornenkrone blicken, denn auch diese erscheint mir sehr bedeutsam. In Verbindung mit der heiligsten Eucharistie können wir hier das ganze Ostergeheimnis, und somit das Geheimnis unseres Lebens und Glaubens erahnen. Die Dornenkrone führt uns zur Eucharistie.Die Dornenkrone ist ein Symbol für alles Leid, allen Hohn, den Menschen ertragen müssen oder anderen antun. Doch selbst in der größten Entstellung des Menschlichen ist sie ein Zeichen der heiligkeit, einer Würde, die nicht von der Meinung anderer abhängt, sondern allein davon, dass wir von Gott geschaffen sind und seinen heiligen Geist in uns tragen. Jesus wird gekrönt, mit den Dornen, und ist so wahrlich ein König. Er zeigt uns, dass keine äußeren Umstände, keine Krankheit, keine Schmähung oder gar Folter unsere Gotteskindschaft und somit unsere Königswürde aufheben können. Komme was möge: „Nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus, unserem Herrn, erschienen ist“ (Röm 8,39).

Die persönliche Erfahrung unzähliger Menschen zeigt, dass wir alle untereinander verbunden sind. Der heilige Paulus und die Kirche beschreiben dies im Bild des Leibes Christi: wir sind die Glieder, Jesus selbst ist das Haupt, wir alle sind eins in ihm. Wird ein Mensch verletzt, werden alle verletzt, wird das Leben auch nur eines Menschen von unserer Hand genommen, so stirbt etwas in jedem von uns. Diesen Glauben halten wir gegen alle Versuche des Menschen Herr über Leben und Tod zu sein, sei es am Anfang oder am Ende des Lebens.Werden wir im Leben gemeinsam mit Jesus mit Dornen gekrönt, so werden wir auch gemeinsam mit ihm auferstehen, um beim Vater zu sein. Das tiefste Zeichen dafür ist die heiligste Eucharistie, die Jean-Marc gemeinsam mit der Dornenkrone aus der Kathedrale Notre Dame rettete und jeder von uns wohl schon viele Male empfangen hat. Denn in der heiligsten Eucharistie empfangen wir den auferstandenen Herrn Jesus. Er ist der, der durch alles erdenkliche Leid, im Bewusstsein alles Bösen, das im Menschen ist und sein kann, den ganzen Weg gegangen ist.

All das hat er ans Kreuz getragen, all das hat er am Kreuz gewandelt. Denn wie Papst Benedikt XVI. so klar aussprach: Der Ort der Wandlung ist das Kreuz, aus Sünde wird Vergebung, aus Hass Liebe, aus Tod Leben. Diesen Auferstandenen also, der alles kannte und getragen hat was uns geschieht, niederdrückt oder was wir selbst anderen antun, der all das verziehen und somit gewandelt hat, empfangen wir. So tragen wir nach jeder heiligen Messe erneut ein Stück der Auferstehung in uns. Diese Auferstehung, die Zukunft in Gott und seinem Sohn Jesus Christus, möge uns die Kraft geben, wie Jesus den ganzen Weg unseres Lebens zu gehen, ohne diesen einzigartigen Weg zu verlassen; die Kraft, die Dornenkronen unseres Lebens zu tragen; die Kraft, voll Vertrauen und Hoffnung zu leben, bis wir einmal endgültig in die Liebe Gottes eingehen, von der uns nichts trennen kann.

Christus ist auferstandenEr ist wahrhaft auferstanden,
Halleluja, Halleluja, Halleluja

Erzbischof Franz Lackner

Christus und die Emmausjünger von Maler Franz Weiss. | Foto:  RB/Groce&Wir
Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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