Priesterseminar
Sich auf Gott einlassen

Subregens Nikola Vidovic (2. v. r.) mit den Seminaristen Lukas Reichard, Anton Ećimović und Luca Fian (v. l.). Auf dem Foto fehlen Alexander Muhr, der gerade ein Praktikumsjahr in Brüssel absolviert und Thomas Brandhofer, der derzeit in Brixen in Südtirol studiert und ein sogenanntes Freijahr absolviert.  | Foto: Christopher Erben
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  • Subregens Nikola Vidovic (2. v. r.) mit den Seminaristen Lukas Reichard, Anton Ećimović und Luca Fian (v. l.). Auf dem Foto fehlen Alexander Muhr, der gerade ein Praktikumsjahr in Brüssel absolviert und Thomas Brandhofer, der derzeit in Brixen in Südtirol studiert und ein sogenanntes Freijahr absolviert.
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Zum Weltgebetstag um geistliche Berufungen am 4. Ostersonntag (30. April) blickt „Kirche bunt” auf jene fünf jungen Männer, die sich derzeit als Seminaristen der Diözese St. Pölten auf ihren Beruf und ihre Berufung als Priester vorbereiten.

Hupen ist zu hören. Eine Straßenbahn rollt quietschend über die Schienen. Hinter den Mauern des Priesterseminars ist vom Lärm der Großstadt kaum etwas zu merken. „Wir schätzen die einzigartige Lage unseres Hauses“, sagt Nikola Vidovic im Priesterseminar der Diözese St. Pölten.

Das Priesterseminar in der Strudlhofgasse im 9. Wiener Gemeindebezirk besteht in der gegenwärtigen Form seit dem Jahr 2012, wohin die drei Priesterseminare der Erzdiözese Wien, das der Diözese Eisenstadt sowie das der Diözese St. Pölten nach einem Umbau gezogen sind. Rechtlich gesehen ist jedes Seminar eigenständig. Der jeweilige Diözesanbischof ist für sein Priesterseminar verantwortlich und steuert für das Ausbildnerteam mindestens einen Vorsteher bei – für die Diözese St. Pölten ist das seit drei Jahren Subregens Nikola Vidovic. Der Regens für alle drei Seminare ist seit 2017 Richard Tatzreiter, der auch Wiener Diözesanpriester ist.
Viele Stiegen geht es hinauf, dann einen weiteren Gang entlang, von dessen Decke weiße Kugellampen leuchten. Lukas Reichard ist einer von fünf St. Pöltner Seminaristen. „Wir sind alle miteinander befreundet“, freut sich der aus Arbesbach stammende Seminarist. Der Austausch untereinander bestimme den Alltag. „Communio wird hier in einem Haus gelebt – so wie es die Apostel taten, die aus verschiedenen Ecken gekommen sind“, ergänzt Subregens Vidovic. Mit dieser Verbundenheit sollen die angehenden Priester auf das Leben nach der Priesterweihe vorbereitet werden. Denn Priester von morgen sollten keine Einzelkämpfer sein und sich auf ein Netzwerk von Freunden und Gleichgesinnten verlassen können, das sie bestärkt und unterstützt, so der Subregens.

Unterwegs im Haus

„Rund um die Seminarkirche und Jesus Christus ordnet sich hier alles an“, betont Nikola Vidovic. Zwischen der Kirche, der Bibliothek, der Bar und dem Gemeinschaftsraum spielt sich das Leben im barocken Gebäude ab, das ursprünglich als Spital gegründet worden war. „Eine Straßenbahn wäre im Haus hilfreich, um die Distanzen schneller zu überwinden“, lacht Lukas Reichard. Ist er im Haus und nicht in seiner Bezugspfarre, wo er sich auf das Priesterleben vorbereitet, ziehe er sich auf sein Zimmer zurück. Sein Berufswunsch kommt nicht von ungefähr: Er ist pfarrlich sozialisiert. Bereits in seiner Jugend engagierte sich Lukas als Ministrant und in der Jungschar in seinem Waldviertler Heimatort. Regelmäßig ist er als Organist bei der heiligen Messe in seiner Heimatpfarre im Einsatz.

Neben Lukas Reichard sind noch Alexander Muhr, Anton Ećimović, Luca Fian und Thomas Brandhofer Seminaristen im St. Pöltner Priesterseminar. Luca Fian ist im wahrsten Sinne des Wortes auf den Zug zum Priestertum aufgesprungen: Bis zur Firmung wollte der gebürtige Kärntner Lokführer bei den ÖBB werden. Über eine Jugendgruppe in seiner Pfarre schnupperte er so intensiv „Kirchenluft“, wie er sagt, dass er sich für den Priesterberuf entschied. Nach der Matura zog Luca nach Graz, wo er am Priesterseminar der Diözese Gurk-Klagenfurt studierte. Erst im vergangenen Oktober wechselte er ins diözesane Priesterseminar in Wien. Doch sehr oft sei er heute nicht mehr hier, da er in St. Andrä vor dem Hagenthale und in Zeiselmauer sein Pfarrpraktikum absolviert. „Praktikums- und Diakonatsjahr sind im Curriculum fix vorgesehen“, erklärt Subregens Vidovic, „um sich gut auf ihren Dienst in der Pfarre vorzubereiten“.

„Priester werden ist nicht nur ein Beruf, erst recht kein Job. Es ist eine Berufung. Wer sie echt und von Herzen lebt, wird für viele Menschen ein Segen.“

In welcher Pfarre in der Diözese sie dienen werden, wissen die angehenden Priester noch nicht. „Bei der Weihe versprechen sie dem Bischof den Gehorsam, was heißt, dass sie immer verfügbar sein müssen“, sagt Subregens Vidovic. Seminarist Lukas Reichard lässt die Entscheidung des Bischofs auf sich zukommen. Für ihn sei das Seelenheil, das er den Gläubigen näher bringen möchte, das Wichtigste – egal in welcher Pfarre und an welchem Ort. Er möchte ihnen durch die Feier der Sakramente beistehen, den Glauben leben. Erreichen will er seine künftige Pfarrgemeinde auch über soziale Medien wie Facebook oder Instagram. Darüber will er nicht nur mit jungen Menschen kommunizieren, sondern auch das Pfarrleben organisieren, betont er im Gespräch.

Priesterausbildung

Doch wie erfolgt die Priesterausbildung? Sie umfasst insgesamt sechs Phasen, wobei die Seminaristen in den letzten beiden – im Praktikums- und im Diakonatsjahr – auch in Pfarren wohnen und mitarbeiten. Ganz am Anfang steht aber das Aufnahmeverfahren, bei dem eine erste Prüfung der Eignung stattfindet. Neben einer ärztlichen Untersuchung gehören auch ein Persönlichkeitstest sowie ein Aufnahmegespräch mit dem Regens dazu. Nach der Aufnahme beginnt die Ausbildung mit dem propädeutischen Jahr, erzählt der Subregens, der wie Anton Ećimović kroatische Wurzeln hat.

Erst im vergangenen Sommer zog Anton aus seiner Heimat in die Bundeshauptstadt. Sein Wunsch, Priester zu werden, begleitete ihn seit seiner Kindheit. Doch es zogen mehrere Jahre ins Land, bis er seiner Berufung folgen sollte. Seinen Entschluss bereue er bis heute nicht, sagt der 30-Jährige im perfekten Deutsch.

Zusätzlich zum Priesterseminar studieren die Seminaristen entweder an der Hochschule des Stiftes Heiligenkreuz oder an der Universität Wien. Anton Ećimović befindet sich im Propädeutikum. In dieser Zeit wird die Berufung zum Priesteramt auf die Probe gestellt – sei es durch gemeinsame Exerzitien, Seminare oder Trainings. Alle drei bis vier Wochen treffen sich alle Propädeutiker Österreichs in Linz, wo zum Beispiel Kurse über die zölibatäre Lebensform oder über das Alte und das Neue Testament stattfinden.

„Ziel soll es sein, alle in dieser Zeit auf ein gemeinsames Level zu heben“, erklärt Subregens Nikola Vidovic – „unabhängig von ihrer Herkunft und ihren Erfahrungen“. Den angehenden Priestern müsse bewusst sein, dass Priester zu sein kein Job von „neun bis fünf Uhr“ sei, denn ein Priester muss vor allem am Wochenende arbeiten, wenn andere frei haben. Auch sollte er da sein, wenn jemand ihn braucht, ihn im Spital besuchen und mit ihm beten.

Wie wenig Freizeit Priester haben, sei vielen kaum bewusst, meint der Subregens. Nur an einem einzigen Tag in der Woche – meist an einem Montag – haben Priester frei. Diesen nutzen viele für Familienbesuche, Weiterbildungen oder Hobbies. Aber für die meisten gilt, was Bischof Alois Schwarz immer wieder betont: „Priester werden ist nicht nur ein Beruf und kein Job. Es ist eine Berufung. Wer sie echt und von Herzen lebt, wird für viele Menschen ein Segen." Von Christopher Erben

Subregens Nikola Vidovic (2. v. r.) mit den Seminaristen Lukas Reichard, Anton Ećimović und Luca Fian (v. l.). Auf dem Foto fehlen Alexander Muhr, der gerade ein Praktikumsjahr in Brüssel absolviert und Thomas Brandhofer, der derzeit in Brixen in Südtirol studiert und ein sogenanntes Freijahr absolviert.  | Foto: Christopher Erben
Das Gebäude des Priesterseminars in Wien blickt auf eine lange Geschichte zurück. Es wurde 1717 von Kaiser Karl VI. ursprünglich als spanisches Hofspital gestiftet. Kaiser Joseph II. wandelte es 1785 zu einem Waisenhaus um. 1914 fiel die Entscheidung, dass das Gebäude als Erzbischöfliches Priesterseminar verwendet werden soll. | Foto: Christopher Erben
Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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