Karl Herndl über seine Leidensgeschichte
Burnout: Wenn das Leben nicht mehr stimmt

Vom Topmanager zum Burnout-Patienten – Karl Herndl erzählt seine Leidensgeschichte in einem Buch. „Gott hält den Zug an“ lautet der Titel des Werkes, das am 14. April im Schloss Krastowitz präsentiert wird.

Karl Herndl geht in seinem Job auf. Jahrelang jettet er von einem Führungskräfteseminar zum nächsten, er lebt aus dem Koffer, übernachtet in Hotelzimmern sämtlicher deutscher Großstädte und gibt Managern Tipps, wie man noch mehr Geld verdienen kann. Der berufliche Erfolg bleibt nicht aus, seine Gesundheit setzt er dabei aber aufs Spiel. Bis eines Tages gar nichts mehr geht. Der „Sonntag“ fragte genauer nach.

Sie schildern in Ihrem Buch sehr persönlich Ihren Weg, der Sie vom Manager zum Burnout-Patienten führt. Warum gehen Sie mit dieser persönlichen Geschichte an die Öffentlichkeit? Was wollen Sie damit bewirken bzw. was war Ihre Intention?
HERNDL: Ich will eine Botschaft an Menschen senden, die knapp vor einem Burnout stehen, ihre Lebensumstände zu verändern, solange sie es noch selbst können. Außerdem möchte ich mit diesem Buch Zeugnis von der liebevollen Führung durch Gott ablegen und auch anderen Menschen Mut zusprechen, es mit Gottes Hilfe zu versuchen.

Wann haben Sie wahrgenommen, dass Ihr Leben nicht mehr stimmig ist, dass etwas nicht mehr stimmt?
HERNDL: Ich hatte 2011 eine Herzoperation. Im Krankenhaus und auf der Reha hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Damals schon kam es mir so vor, als würde ich am wahren Leben vorbeileben. Es konnte ja nicht der Sinn des Lebens sein, als Management-Coach im Dauereinsatz zu sein und sich ständig zu überfordern.

Was waren dann die ersten Anzeichen für das Burnout?
HERNDL: 2016 merkte ich zunehmend, dass ich immer erschöpfter wurde. Die Ruhezeiten reichten einfach nicht mehr aus. Ich erinnere mich, dass ich an einem Samstagmorgen im Bett lag, die Tränen kullerten über meine Wangen, und ich konnte mich eine Zeitlang nicht bewegen.

Was hat Ihnen auf Ihrem Weg zurück am meisten geholfen?
HERNDL: Es war die liebevolle Führung durch Gott. Ich wusste immer, dass Gott mich aus dem tiefen Tal herausführen würde, wenn ich genug für mein Leben gelernt habe. Und ich habe mich tatsächlich verändert. Ich bin ein anderer Karl geworden, der Gott in den Mittelpunkt stellt und nicht mehr sich selbst.

Haben Sie sich mit Ihrem Schicksal versöhnt?
HERNDL: Ja, ganz klar. Und so komisch das vielleicht klingt: Ich möchte mein Burnout nicht missen.

Es hat mir den Weg zu wahrem Leben gezeigt. Sehen Sie einen tieferen Sinn dahinter?
HERNDL: Wahrscheinlich braucht es einen tiefen Bruch in der Lebenslinie, damit man zu wahrem Leben finden kann. Gott musste mir eine sehr schwere Zeit schicken, damit ich erwachen konnte.

Sind Sie jetzt ein glücklicher Mensch?
HERNDL: Ja, ich gehe mit Gott durch den Tag und das macht mich glücklich. Natürlich macht mich auch meine Familie glücklich. Und dann ist da noch mein Beruf als Energetiker, der mich glücklich macht.

Fühlen Sie sich wieder gesund?
HERNDL: Ich glaube, dass man sich nicht erwarten kann, nach einem so schweren Burnout jemals wieder ganz gesund zu werden. Aber es geht mir natürlich viel besser als früher, und ich fühle mich zu einem guten Teil wiederhergestellt.

Was raten Sie anderen Menschen, die vielleicht auch in einer ähnlichen Situation sind?
HERNDL: Also, wenn jemand tatsächlich in einem Burnout ist, geht es nicht ohne Hilfe von außen. Wenn man vor lauter Erschöpfung mit dem Leben nicht mehr zurechtkommt, dann ist es höchste Zeit, etwas zu ändern und ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Sie sind vor Kurzem wieder in die katholische Kirche eingetreten. Warum? Was hat Ihnen gefehlt?
HERNDL: Mir hat die Messfeier gefehlt, das gemeinsame Singen und Beten und vor allem der Empfang der Kommunion. Letztlich überzeugt, wieder einzutreten, hat mich ein Gespräch mit meinem Freund, Dompfarrer Peter Allmaier.

ZUR PERSON
Karl Herndl ist Jahrgang 1961. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Er arbeitet als Energetiker in Viktring-Lambichl. Infos: www.dein-spiritueller-helfer.at

VERANSTALTUNGSTIPP
Karl Herndl liest aus seinem Buch „Gott hält den Zug an –Karriere/Burnout/Wahres Leben“, eine autobiographische Erzählung; 190 Seiten, Hermagoras-Verlag. Termin: Freitag, 14. April 2023, 19 Uhr, Schloss Krastowitz in Klagenfurt, Gottscheerstraße 1. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung wird gebeten. Entweder per Telefon 0463/5850-2100 oder per E-Mail rezeption@lk-kärnten.at

Autor:

Carina Müller aus Kärnten | Sonntag

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