Basilika Frauenkirchen
„Zeitkapsel“ als himmlische Spenden-Box

Jahrhundert-Projekt.  Die Franziskaner P. Thomas Lackner (links) und Br. Beatus Klammer (rechts) mit Mitarbeitern der Firma Janisch.
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  • Jahrhundert-Projekt. Die Franziskaner P. Thomas Lackner (links) und Br. Beatus Klammer (rechts) mit Mitarbeitern der Firma Janisch.
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In Frauenkirchen können Gläubige persönliche Notizen oder Gebete hundert Jahre lang auf der Kirchturmspitze aufbewahren. Die Pfarre will mit der „Zeitkapsel“ die Restaurierung der Gloriolen finanzieren – und gleichzeitig Geschichte schreiben. 

GERALD GOSSMANN

Franziskanerpater Thomas Lackner ist bekannt für seine originellen Ideen. Und zur letzten wurde er richtiggehend gedrängt. Immer wieder lässt er eine Drohne samt Kamera über der Basilika kreisen – und bei einem Flug zuletzt stellte er Haarrisse an den Gloriolen („Heiligenschein“, goldene Kugeln auf den Kirchturmspitzen) fest; Wasser war bereits eingedrungen. Die Kirchturmkrönung musste also repariert werden. In den Fünfzigerjahren war sie zuletzt gestrichen worden. Nun entschied man sich zu einer Restauration samt Vergoldung. Was man dabei entdeckte: In den Gloriolen steckten Kapseln, die Zeitdokumente aus dem Jahr 1905 enthielten. P. Thomas ist gerade dabei, diese aus dem Ungarischen und Lateinischen zu übersetzen und für die Nachwelt zu erhalten. Dabei kam ihm die Idee, Anekdoten, Gebete, Stammbäume oder verschriftlichte Gedanken von Gläubigen in den restaurierten Gloriolen aufzubewahren. „Für die nächsten hundert Jahre“, schwebt dem Franziskanerpater vor. Für eine Mindestspende von 100 Euro (1 Euro pro Jahr) erhalten Interessierte ein Stück Pergamentpapier, auf dem der Name des Spenders geschrieben steht – und ein paar persönliche Notizen. In einer wasserdichten „Zeitkapsel“ werden diese dann am Gipfel der Basilika über den Dächern von Frauenkirchen „verewigt“.

Kirchengeschichte schreiben. „Mit dieser Aktion wollen wir nicht nur zum Spenden aufrufen“, betont P. Thomas, „sondern den Menschen gleichzeitig etwas zurückgeben.“ Der Gedanke dahinter: „Die heutige Generation soll in der überübernächsten Generation weiterleben.“ Einen fünfstelligen Betrag wird die Restaurierung kosten, die Spenglerei Janisch aus Stegersbach hat den Auftrag übernommen. „Man kann auf das Pergamentpapier auch schreiben, dass man in der Basilika getauft wurde, man an diesem oder jenem Tag geheiratet hat“, erklärt P. Thomas. Die Basilika Frauenkirchen ist ein bedeutendes geistliches Zentrum im pannonischen Raum, viele Gläubige pilgern jedes Jahr in den Marienwallfahrtsort. Auch diese seien aufgerufen, ihre Gedanken zu verewigen. Bis zum Erntedankfest besteht dazu die Möglichkeit, dann sollen die restaurierten Gloriolen wieder montiert werden.

So kann jeder mitmachen. Der Franziskaner Thomas Lackner hat im vergangenen Jahr mit der Konzeption einer Messeweintankstelle (die kürzlich vor der Basilika in Betrieb genommen wurde) und einer umweltbewussten Heiz-Idee mittels Pilgerkerzen für Aufsehen gesorgt. Interessierte können ihre Spende überweisen, die Pergamentpapiere in den Briefkasten des Klosters werfen oder in der Pfarrkanzlei abgeben. Auch per Post können die Zeitdokumente zugeschickt werden. „Diese werden dann zwischen Himmel und Erde Generationen überleben“, betont Lackner. „So kann jeder ein Stück Kirchengeschichte mitschreiben.“

Spendenkonto: AT76 3311 6001 0003 0205
Weitere Infos bei Stadtpfarrer P. Thomas Lackner OFM per E-Mail unter: thomas.lackner@franziskaner.at

Autor:

Martina Mihaljević aus Burgenland | martinus

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