LEBENS_WEISE
Bücher in Form halten

ngo Glückler demonstriert, wie man ein Buch richtig aus dem Regal nimmt. Die Bilder unten zeigen Säurespuren und die richtige Auflage eines konkav gebundenen Buches. | Foto: NIE
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Alte Bücher haben für ihre Besitzer oft einen hohen emotionalen Wert. Deshalb gehören sie geschützt und gepflegt.

Eine alte Familienbibel mit Eintragungen mehrerer Generationen: Wer möchte solch ein Stück nicht gut erhalten? Doch an Büchern nagt der Zahn der Zeit. Daher ist es nützlich, Hinweise für den Bucherhalt zu beachten. Die Kirchenzeitung hat dazu die Expertise von Ingo Glückler eingeholt. Er ist Direktor der Diözesanbibliothek an der Katholischen Privat-Universität Linz.

WOMIT HABE ICH ES ZU TUN?

„Die erste Frage, die wir uns stellen müssen, lautet: Welche Art von bedrucktem Material habe ich vor mir? Wir unterscheiden hier zwei Typen. Typ I hält zwischen 500 und 1000 Jahre: Das trifft neben Pergament auf Hadernpapier zu. Typ II hat eine Lebensdauer von nur 300 bis 500 Jahre. Das ist Holzschliffpapier“, sagt Glückler. Das spannende dabei ist, dass der langlebigere Typ der ältere ist: Hadernpapier wurde bis ins 19. Jahrhundert aus Stoffresten hergestellt. Es hat lange Fasern und keine Säure. Bei dem ab Mitte des 19. Jahrhunderts üblichen Holzschliffpapier entsteht in der Produktion Schwefelsäure. Wird es älter, zersetzt die Säure das Papier, früh erkennbar an braunen Flecken. Neuere Bücher haben heute säurefreies Papier. „Säureschäden kann man nicht rückgängig machen, sondern nur den Inhalt retten, etwa, indem man das Buch digitalisiert“, sagt Glückler. Buchscanner für die Digitalisierung gibt es in Bibliotheken, man benötigt nur einen USB-Stick.

INSEKTENFRASS

Neben diesem im Inneren des Papiers liegenden Problem gibt es „Feinde“ von außen wie Schimmel oder Insekten. Zur Vorbeugung des Insektenfraßes nützt es, Bücher nicht auf ein Holzregal zu stellen. Ist ein Buch befallen (erkennbar an herausfallendem Pulver), muss das Buch von den anderen Bänden isoliert werden. Um die Fresser zu entfernen, kann es von einem Restaurator mit Gas behandelt werden. Eine andere Möglichkeit ist Behandlung mit Gammastrahlen.

SELBSTSCHUTZ BEI SCHIMMEL

„Ist ein Buch von Schimmel befallen, muss man selbst vorsichtig sein, denn Schimmel ist gesundheitsschädigend“, sagt Glückler. Er empfiehlt Handschuhe und eine FFP2-Maske. Ist der Band trocken, saugt man den Schimmel ab. Dazu ist ein entsprechender Filter wichtig. Außerdem sollte diese Arbeit im Freien geschehen, sonst verteilt man die Schimmelsporen im Raum. Ist das Buch nass geworden, empfiehlt sich eine Gefriertrocknung. Ist es nur feucht, genügt ein aufgefächertes Trocknen in einem gut durchlüfteten Raum.

„Schimmel weist darauf hin, dass die Umgebung des Buch s nicht passt. Optimale rweise sind Temperatur und Luftfeuchtigkeit in einem richtigen Verhältnis. Dafür findet man im Internet Tabellen“, rät Glückler. Schädlich ist zudem direkter Lichteinfall. Feuchte Keller und Dachböden sind ohnehin keine Aufbewahrungsorte für wertvolle Bände. Präventiv wirkt die regelmäßige Entfernung von Staub. Doch Vorsicht: Bücher nie mit einem feuchten Lappen abwischen, sondern mit trockenen, antistatischen Tüchern. Ein Pinsel ist ungeeignet, weil er eventuelle Schimmelsporen verteilt. Allenfalls können die Bände mit 80-prozentigem Alkohol (nicht zu feucht!) abgewischt werden. Sie müssen danach 24 Stunden lang trocknen.

HANDHABUNG

Generell empfiehlt Glückler, alte Bücher waagrecht aus dem Regal zu ziehen und nicht einen Finger oben an den Buchrücken zu setzen und zu kippen. Ist ein Buchrücken konkav gebunden, also ohne Hohlraum zwischen Rücken und den Papier, sollte der Band nicht ganz aufgedrückt werden. Zettel, insbesondere aus säurehaltigem Papier, nicht in den Büchern stecke n lassen und Risse nicht mit normalem Klebeband reparier en. Hier haben Buchbinder und -restauratoren bessere Methoden.

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Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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