Künstlerische Annäherung an Josef
Auf den Ton hören

Maria, Josef und Jesus – Tonarbeit von Maria Brunner-de Ceuster.   
 | Foto: Erwin De Ceuster
  • Maria, Josef und Jesus – Tonarbeit von Maria Brunner-de Ceuster.
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von Maria Rosen

„Es hätte ein Engel werden sollen. Geworden ist es ein Josef“, erzählt Maria Brunner-de Ceuster. Die Künstlerin formt mit starker Hand Schönes aus Ton.Ich sah der Künstlerin zu, wie sie eine Tonfigur auf der Ränderscheibe hin- und herdrehte.

Wir sprachen über unsere Vorstellungen von Josef: „Ein gutmütiger, alter Mann, der stets im Hintergrund seiner Frau steht“. Vielleicht war es gerade umgekehrt: Ein starker Mann, der sich traute, seine innere Stimme, seine Träume ernst zu nehmen und danach zu handeln. Für Maria eine Stütze, an die sie sich anlehnen konnte. Für Jesus ein liebevoller Beschützer.

Wieviel der Ton erlaubt

Unvermittelt fiel mir ein, dass es etwas Josefinisches an sich hat, wie Maria Brunner-de Ceuster ihre Kunst versteht. Wenn sie von ihrer Arbeit mit dem Ton erzählt, dann fallen Ausdrücke wie: „Auf den Ton hören, ich leih dem Ton meine Hand, damit er sich in anderer Form ausdrücken kann.“ – „Man kann nur so viel arbeiten, wie der Ton dir erlaubt zu machen.“ Maria Brunner-de Ceuster stammt aus einer Familie, in der viel mit Händen gearbeitet worden ist. „Wir Geschwister haben immer etwas gemacht und gestaltet.“ Die Eltern hatten eine Landwirtschaft, der Vater ging in den Wald, machte daraus einen Tisch.

Handwerk von Grund auf

Den Weg zur Tonkunst hat Maria Brunner-de Ceuster über die bekannte Künstlerin Fini Platzer (1913-1993) gefunden. 17 Jahre arbeitete sie in ihrem Atelier bis zu deren Tod. Die Tonarbeit hat Brunner-de Ceuster nicht mehr losgelassen. Wenn sie länger „nicht im Material sein“ kann, geht ihr etwas ab. Das merkt sie jeden Sommer, wenn sie auf der Alm ist. Inzwischen ist auch dort immer ein Klumpen Ton dabei. Sie mache da, ähnlich wie eine Musikerin, ihre Fingerübungen.

gestaunt, geprägt, geformt

Ich weiß, weshalb ich so gerne im Atelier bin. Ich fühle mich wie herausgenommen aus meiner sonstigen Welt. Ich muss mich nicht krampfhaft anstrengen, um etwas zu erreichen. Eine Empfindung, die auch Brunner-Maria de Ceuster zum Ausdruck bringt: „Wenn ich innerlich hektisch oder zerrissen bin, kann ich keine Figuren machen.“ Ich stelle mir den Josef vor, wie er zurücktritt und staunend beobachtet, was für ein Bursch da in seiner Familie heranwächst. Er wird nicht nur gestaunt, sondern er wird Jesus auch geprägt und geformt haben.

Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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