Kommentar von Lydia Kaltenhauser
Trotzdem

Die Nachrichten sind an manchen Tagen unerträglich. Abschalten, mich abschotten, ist für mich keine Alternative. Einen Psalm dagegen zu halten, schon.

Eigentlich hatte ich diesen Kommentar zu einer wissenschaftlichen Hypothese geschrieben, wonach der Erdkern in regelmäßigen Abständen seine Rotationsrichtung wechsle – und welche Konsequenzen das für uns hat (Veränderung der Tagesdauer um Millisekunden). Schließen wollte ich mit einem Zitat aus Psalm 90: „O Herr, du warst uns Wohnung. Ehe geboren wurden die Berge, ehe du unter Wehen hervorbrachtest Erde und Erdkreis, bist du Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Dann kam das furchtbare Erdbeben in der Türkei und in Syrien, die Verzweiflung der Menschen, die alles verloren haben. Beklemmend aktuell wird die Vorstellung, dass die Kräfte, die im Inneren der Erde wirken und noch immer nicht hinreichend erforscht sind, solch tödliche Macht haben. Wir können spenden, beten, mitweinen. Die Ratlosigkeit bleibt. Die uralten Psalmworte, die oft nur so von Trotz und Anklage Gott gegenüber strotzen, dann aber in Vertrauen und Hoffnung umschwenken, gelten trotzdem. Oder gerade deshalb.

Autor:

Lydia Kaltenhauser aus Tirol | TIROLER Sonntag

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