Kommentar von Lydia Kaltenhauser
Seid Menschen

Margot Friedländer war zwölf, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Sie überlebte das KZ Theresienstadt, verlor aber ihre gesamte Familie.

Kein einziger Angehöriger überlebte. Außer Margot. Nach dem Krieg wanderte sie mit ihrem Mann, ebenfalls einem Holocaust-Überlebenden, in die USA aus und arbeitete u.a. als Änderungsschneiderin. Spät im Leben besuchte sie einen Kurs über biographisches Schreiben, erzählte einem Filmemacher ihre Geschichte, ging an Schulen. 2010, im Alter von 89 Jahren, zog sie zurück nach Berlin, aus der Überzeugung heraus, dort noch mehr bewegen zu können. Das Erstarken rechter und populistischer Kräfte in ganz Europa, aber gerade im deutschsprachigen Raum, erschreckt sie. „Ich bin enttäuscht durch die Geschichte“, sagt sie in einem Interview. Die Hoffnung gebe sie aber trotzdem nicht auf, „denn ohne Hoffnung geht es nicht.“ Enttäuschen wir Menschen wie Margot Friedländer nicht. Erheben wir laut unsere Stimme gegen Fremdenfeindlichkeit, Hass und Ausgrenzung. Jede Stimme zählt. „Seid Menschen“, appelliert Margot Friedländer. Lassen wir uns von ihrer Hoffnung anstecken. Und Menschen sein, wahrhaftig Menschen sein.

Autor:

Lydia Kaltenhauser aus Tirol | TIROLER Sonntag

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