Schlusspunkt von Józef Niewiadomski
FFP2-Masken

Schon eine Ewigkeit waren sie beisammen. Längst hatten sie auch schon die „goldene Hochzeit“ gefeiert. Schweigend saßen sie nebeneinander auf einer Bank und warteten auf den Zug. Wie jedes Jahr wollten sie auch diesmal in die „Sommerfrische“ fahren. Und die Routine des Alltags unterbrechen. Auf der benachbarten Bank saß ein junges Pärchen. Verliebt bis über beide Ohren. Leidenschaftlich küsste der junge Mann seine Freundin. Die Augen der alt gewordene Frau blitzten auf. Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Mit einer Stimme voll von Zärtlichkeit sagte zu sie ihrem Mann: „Du könntest doch dasselbe machen!“ Überrascht, verwirrt und leicht entrüstet sagte der Mann: „Spinnst du? Ich kenne dieses Mädchen doch gar nicht.“
Nur zwei Kurzgedanken zu dieser witzigen Geschichte. Erstens: Wieviel an Traurigkeit kann der Satz offenbaren: „Er, sie küsst mich nicht mehr!“ Zweitens: Schon die sprichwörtliche Routine des Alltags verführt allzu leicht dazu, die Zärtlichkeit zu vergessen. Die Pandemie hämmerte uns nicht nur Distanz zueinander, sondern gar „gleichgültige Blicke aufeinander“ ein. Oberhalb der FFP-2 Masken nahm man kaum strahlende Augen wahr. Und lächelte auch selbst kaum. Möge das „Lächeln einer Sommernacht“ uns alle küssen. Und unsere Beziehungen ordentlich „erwärmen“.

Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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