Schlusspunkt von Józef Niewiadomski
Die Maßstäbe Gottes

Er wuchs auf dem Abhang eines Berges. Konnte mit voller Wucht die reine Luft einatmen und die Kraft der Sonne genießen. Doch bald merkte er, dass er anders war. Er versuchte es anfangs zu ignorieren. Mit der Zeit konnte man es nicht übersehen. Seine Zweige waren ganz mit hässlichen Dornen bedeckt. Kein Wunder, dass die Vögel ihn hassten. Und auch die Schafe, die ja bei jeder Begegnung etwas von ihrer Wolle an seinen Dornen lassen mussten. Selbst die Ziegen, die sogar an Steinen knabberten, suchten seine Gemeinschaft nicht. Andere
Pflanzen protzten mit ihren Blumen, Blättern und Früchten. Er aber brachte bloß Dornen hervor. Komplexbeladen lauschte er dem Abendwind. Doch übermittelte ihm dieser bloß den ganzen Spott, mit dem seine Nachbarn den Armen überschütteten. Als jedoch Gott selbst mit Mose reden wollte, erwählte er ausgerechnet diesen Dornenstrauch. Das unscheinbare, in den Augen vieler gar hässliche Gestrüpp wurde zum Thron Gottes. Da leuchtete es heller als die Sonne. Und alle, die ihn bisher ignoriert oder gar verachtetet haben, staunten. Jede seiner Dornen schien sich nämlich in einen kostbaren Edelstein zu verwandeln. Die Maßstäbe Gottes sind anders als die der Menschen. Er liebt Dich und mich, so wie wir sind!

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TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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