Schlusspunkt von Józef Niewiadomski
Der „falsche" Priester

Der brutale Gefängnisalltag wird für Daniel nur durch die Feier der Messe unterbrochen. Thomas, der Priester, ist auch die einzige Person, zu der er aufschauen kann. Kein Wunder, dass er selbst am liebsten Priester sein würde. Auf Bewährung entlassen, findet sich Daniel mehr durch Zufall als durch bewusste Planung in einer Situation wieder, in der er sich als Priester geben kann. Was man in den nachfolgenden eineinhalb Stunden beim derzeit im Innsbrucker Cinematograph laufenden polnischen Film „Corpus Christi“ erlebt, grenzt an ein kulturelles Wunder.
Keine Häme über die Kirche und ihre Priester. Vielmehr eine berührende Geschichte von Menschen, die in Sackgassen stecken, daran auch entsetzlich leiden und mit Hilfe ihres Glaubens, der überlieferten Rituale, vor allem aber der das Dorf lähmenden Zwänge den Alltag zu meistern suchen. Der „falsche” Priester, der aufgrund seiner Gefängniserlebnisse für die Opfererfahrung und soziale Ausgrenzungen besonders sensibel ist, wird ihnen
zur erlösenden Schlüsselfigur aus dem ganzen Schlammassel der Lügen. Seit Jahrzehnten hat man im Kino ein derartiges Loblied auf Gott, Glauben, Kirche und auch auf Priester nicht gesehen. Ich sah den Film fünf Mal im März in Polen. Und jedes Mal musste ich weinen – auch Freudentränen waren dabei!

Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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