Seit fast 60 Jahren Missionarin
„Hier ist mein Platz“

Sr. Elisabeth Plattner aus Stans wirkt seit Jahrzehnten in Brasilien.  | Foto: Plattner
  • Sr. Elisabeth Plattner aus Stans wirkt seit Jahrzehnten in Brasilien.
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„Als elftes Kind meiner Eltern erblickte ich 1932 das Licht der Welt. Alle Familien meiner Heimatgemeinde Stans waren katholisch und unsere Familie natürlich auch. Meine Mutter erzählte mir oft von den Missionaren und Missionarinnen, die in in anderen Ländern leben und Gutes tun. Als Jugendliche organisierte ich die Jung-schar und die Landjugendgruppe. Es war mir ein Anliegen, den Glauben mit ihnen zu teilen. Einige Zeit lang wehrte ich mich gegen die innere Stimme, Ordensschwester zu werden. Ich hatte vor, eine erfüllende Familie zu gründen. Ich machte in der Ferrarischule den Haushaltskurs und in der Klinik den Kurs für Kinderpflege. Anschließend absolvierte ich die Krankenpflegeschule. Schliesslich sagte ich Ja zu diesem inneren Ruf und gemeinsam mit einer Freundin machte ich mich auf die Suche nach einem Orden, der unserer Perspektive entsprach.

Wir nahmen auch die Steyler Missionsschwestern unter die Lupe. Sie hatten ein kleines Kloster in Brixen in Südtirol. Wir blieben über Nacht und als um 6 Uhr morgens die Schwestern in der Kapelle das „Veni Creator“ sangen, wusste ich: hier ist mein Platz. 1958 trat ich dort ein und verbrachte das Noviziat im Provinzhaus der Steyler Schwestern in Sankt Koloman in Stockerau bei Wien. Bald durfte ich den Wunsch äussern, in welchem Land ich gerne als Missionarin arbeiten möchte. Es war Indien. Da es nicht möglich war, das Visum für dieses Land zu erhalten, wählte ich Brasilien.

Mit dem Schiff kam ich im Februar 1963 im Hafen von Santos an. Das Provinzhaus in São Paulo war das Ziel. Nach drei Monaten wurde ich nach Medianeira (Paraná) gesandt. Eine kleine Stadt, die von Migranten aus dem Süden des Landes gegründet wurde. Ich arbeitete dort in einem kleinen Krankenhaus: ein Holzbau, der ab 22 Uhr keine Elektrizität mehr hatte. Hier war meine Taufe als Krankenschwester und Missionarin. Wunderbar, aber stressig. Von nun an arbeitete ich in vielen Stationen, immer im Gesundheitsbereich: Amapá, Minas Gerais, São Paulo, Paraná, Rio Grande do Sul...

Endrucksvoll und traurig war die Zeit mit den indigenen Yanomami im Amzonasgebiet. Wegen der Invasion der Goldgräber in ihr Gebiet wurden sie mit Krankheiten infiziert, die sie nicht kannten: Malaria, Tuberkulose, Geschlechtskrankeiten... Sehr viele Yanomami starben daran. Leider war unser Versuch, diese Situation zu ändern, nicht erfolgreich, weil für die Politiker der Raubbau der Mineralien viel mehr einbringt als das Leben dieser Menschen, denen das Land gehört und die uns soviel lehren könnten. Gegenwärtig ist es klar, dass Politiker, Grossgrundbesitzer, Industrielle u.s.w. das Amazonasgebiet für ihre Interessen ausnützen wollen.

Mit der Zeit wuchs in mir der Wunsch, Teams zu organisieren und mit integrativen, komplementären Therapien zu arbeiten, um Krankheiten vorzubeugen und den Heilungsprozess zu unterstützen. Das beinhaltet, Kurse zu organisieren und die Menschen zu motivieren, sich zu bemühen, eine bessere Lebensqualität zu erreichen."

Seit einem Jahr, lebe ich in unserem Provinzhaus „Convento Santíssima Trindade“, in São Paulo. Wegen der Pandemie, aber auch wegen meines Alters. Unsere Kommunität ist international. Wir arbeiten in 48 Ländern und somit sind wir integriert in vielen verschiedenen Kulturen. Dadurch haben wir die Chance, unser Zusammenleben zu bereichern. Nun pflege ich den Kontakt mit vielen Bekannten und beschäftige mich im Kräutergarten: sammle Samen und mache Setzlinge, um sie an interessierte Gruppen zu verteilen.“ «
Sr. Elisabeth Plattner

Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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