Auf den Spuren der Apostelin
Magdalena in Südtirol

In Bad Dreikirchen bei Barbian schmiegen sich drei Kirchen eng aneinander (Bild oben): die Kirchen zu den heiligen Magdalena, Nikolaus und Gertraud. In der Magdalenen-kirche befindet sich ein Flügelaltar aus der Zeit um 1510: die heiligen Magdalena und Katharina.
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  • In Bad Dreikirchen bei Barbian schmiegen sich drei Kirchen eng aneinander (Bild oben): die Kirchen zu den heiligen Magdalena, Nikolaus und Gertraud. In der Magdalenen-kirche befindet sich ein Flügelaltar aus der Zeit um 1510: die heiligen Magdalena und Katharina.
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Am 22. Juli feiert die Kirche die heilige Maria Magdalena. Nach biblischer Überlieferung gehörte sie zum Kreis der Jünger, betrauerte Jesus unter dem Kreuz und war gemäß dem Johannes-Evangelium die erste Zeugin seiner Auferstehung. Ein neues Buch dokumentiert ihre Verehrung in Südtirol.
Von Sibylle Geister-Mähner

Ein Fresko aus dem 15. Jahrhudert in Moos/Niederdorf zeigt Maria Magdalena, wie sie ihr Salbgefäß bereithält. Es steht für zahlreiche, bis ins frühe 13. Jahrhundert zurückreichende Darstellungen dieser Heiligen in Südtirol. Viele Kirchen auf vorchristlichen Kultplätzen wurden Maria Magdalena geweiht, um Dämonen zu vertreiben. Außerdem eignet sie sich als Patronin für hochgelegene Orte, weil jene am 22. Juli, ihrem Patrozinium, gut erreichbar sind. Im Buch locken 20 faszinierende, seit Urzeiten heilige Stätten zu Wanderungen, die Roswitha Dander mit abwechslungsreichen Tipps zu Jahreszeit, Natur, Geschichte und Kulinarik erschließt.

Biblische Quellen.

Anliegen der Katholischen Frauenbewegung als Herausgeberin war, nicht nur Altes zu entdecken, sondern auch neue Wege mit Maria Magdalena als Identifikationsfigur zu ermöglichen. Maria Theresia Ploner, Professorin für Neues Testament an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen, erzählt, wie Legenden das Bild dieser wichtigen, Petrus ebenbürtigen Jüngerin Jesu getrübt haben und sucht nach den biblischen Quellen. „Die Frauen sind den Weg von Galiläa nach Jerusalem bis zum Ende mitgegangen und das mit letzter Konsequenz. Dadurch haben sie sich anders verhalten als ihre männlichen Kollegen, die – als es in Jerusalem brenzlig wird – allesamt flohen (Mk 14,50). Die Frauen halten die Ohnmacht des schrecklichen Kreuzestodes Jesu aus, allen voran Maria Magdalena, und kompensieren damit ganz klar das Fehlen der Jünger. Wenn das kein Signal für die Frauen in der Kirche und gegen eine rein männliche Hierarchie ist!“
Die „Spitzennachfolgerin Jesu“ und „Erstzeugin der Auferstehung“ wurde von Kirchenvätern zur „Sünderin“ und „Prostituierten“ abgewertet, indem sie viele biblische Marien und eine namenlose Sünderin in ihr zusammenfassten.

Würdevolle Bilder.

Der Theologe und Kunsthistoriker Peter Schwienbacher trägt im Buch die vielfältigen Magdalenendarstellungen in Südtirol in einem historischen Überblick zusammen und deutet sie. Immerhin: Zusammen mit Katharina gehört Magdalena zu jenen heiligen Frauen, denen in Südtirol nach der Gottesmutter Maria und deren Mutter Anna am meisten Sakralbauten geweiht sind. Interessant: Obwohl sich das Thema „Sünde und Reue“ über die Jahrhunderte immer mehr durchgesetzt hat, lassen sich vor allem in den älteren Kirchen noch würdevolle Bilder der Heiligen entdecken.
Im Apsisfresko der Magdalenenkirche in Prazöll aus dem 14. Jahrhundert steht Maria Magdalena im Zentrum der Apostel entsprechend dem Titel „Apostola Apostolorum“, den Papst Franziskus 2016 wiederbelebte. Dass sie auch Namengeberin eines Weines wurde und Patronin der Winzer wie der Einsiedler, ist kurios. Dass sie als „Regenheilige“ wegen ihrer Tränen im Bauernvolk beliebt war, ist verständlich. Dass aber ihre Tätigkeit als Salbende sie nur zur Patronin der Salbenhersteller werden ließ und keinerlei Nachwirkung in der Kirche hatte, mag den heute Pilgernden ein Anstoß sein.

20 Magdalenen-Kirchen. Die Kunsthistorikerin Kathrin Zitturi stellt schließlich 20 Südtiroler Magdalenen-Kirchen vor. Auf eine ausführliche Beschreibung der Kirchen und Kapellen folgen wiederholt Wandertipps inkl. wertvoller Hinweise auf gute Gasthäuser und andere Kulturorte. Dass die Kult- und Begegnungsstätten so anziehend wirken liegt wesentlich an Andrea Terza, der die Orte so ansprechend fotografiert hat (siehe Bilder rechts).
Einziger Wermutstropfen: Die kunsthistorischen Erläuterungen zu den Kirchen sind etwas lang geraten. Stattdessen hätte man liturgische Anregungen, passende Gedichte, Gebete und Lieder für Pilger/innen einfügen können – um sich vom Leben der Heiligen neu inspirieren zu lassen und diese große Urchristin zu rehabilitieren.
Möge uns die heilige Magdalena nicht nur die Füße waschen, sondern auch den Kopf oder das Hirn.

Zum Buch:

Das sehr schön aufbereitete Buch vermittelt neue Erkenntnisse über Maria Magdalena, die auf erlebnisreichen Wegen in Südtirol vertieft werden können. Ansprechend fotografiert und dokumentiert macht das Buch Lust auf einen Südtirol-Ausflug mit Kulturgenuss und Wanderfreuden.
Maria Magdalena. Auf den Spuren einer besonderen Frau in Südtirol.Maria Theresia Ploner, Peter Schwienbacher, Kathrin Zitturi. Roswitha Dander. 128 Seiten. 19,90 €

In Bad Dreikirchen bei Barbian schmiegen sich drei Kirchen eng aneinander (Bild oben): die Kirchen zu den heiligen Magdalena, Nikolaus und Gertraud. In der Magdalenen-kirche befindet sich ein Flügelaltar aus der Zeit um 1510: die heiligen Magdalena und Katharina.
Kirche zur heiligen Magdalena in Ridnaun. Der Silberbergbau am 
naheliegenden Schneeberg ermöglichte im 15. Jahrhundert diesen stattlichen Kirchenbau. Das Gotteshaus enthält einen der kostbarsten Flügelaltäre Tirols, der Szenen aus dem Leben der heiligen Magdalena darstellt.
Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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