Ein Rettungsanker der Caritas: das Abrakadabra
Eine zweite Chance

Carmen Nagele leitet das Arbeitsprojekt „Abrakadabra“. Alle Produkte sind handgefertigte Unikate. | Foto: caritas Tirol
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„Das Abrakadabra gibt uns Struktur, Regelmäßigkeit und wir kehren von alten Verhaltensmustern ab. Uns wird das Gefühl vermittelt, etwas Sinnvolles zu tun und gebraucht zu werden. Früher war egal, was wir den ganzen Tag machen, hier verlassen sich die Leute auf uns“, sagen Birgit und Gül, zwei Mitarbeiter/innen (Namen von der Redaktion geändert), beim Besuch des Arbeitsprojektes der Caritas.

Die beiden Mitarbeiterinnen weben gerade einen Auftrags-Teppich nach Maß auf einem der größten Handwebstühle Tirols. Neben der Näherei werden im Versand unter anderem Postfertigungsarbeiten wie kuvertieren, etikettieren, falten und sortieren für private Unternehmen und öffentliche Unternehmen abgewickelt. In der Werkstatt gibt es unter anderem ein Lasergerät, das individuelle Gravuren auf Holz und Glas ermöglicht. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Upcycling, also die Produktion von Dekorationsartikeln, Bänken, Blumenkisten oder Lederwaren. Alle Produkte sind somit handgefertigte Unikate.

Guter Boden. Zudem steht dem Abrakadabra ein Gemüsefeld zur Verfügung, auf dem gepflanzt und geerntet wird. Das gemeinsame Verkochen und Verzehren der Lebensmittel ist ein Ritual. Insgesamt 14 Arbeitsplätze können täglich für 5,5 Stunden vergeben werden. Die Mitarbeitenden (Klienten) erhalten dabei für ihre Tätigkeit vier Euro pro Stunde. Neben der Anerkennung ergibt sich aus dem Zuverdienst von 200-300 Euro für die Mitarbeitenden am Ende des Monats ein gravierender Unterschied im Haushaltsbudget.

Wichtiger Ort der Begegnung. Über die Tagesstruktur durch die Arbeit hinaus ist das Abrakadabra auch ein Ort der Begegnung und des Austausches: „Viele von uns leben alleine. Hier können wir uns austauschen und unter anderen Menschen sein. Es ist eine Aufgabe, eine Tätigkeit, eine Arbeit, bei der wir Anerkennung und Wertschätzung bekommen,“ unterstreicht Tom, der die Einrichtung regelmäßig besucht. Ehemals in der Gastronomie tätig, griff er immer öfter zum Alkohol, später kamen Depressionen dazu: „Stress, Stress, Stress war während der Saison angesagt. Ich habe bis zu acht Wochen durchgearbeitet. Um herunterzukommen griff ich zur Flasche. Hinzu kamen Depressionen. Mit zwei, drei Bier am Tag fing alles an.“
Mittlerweile trinkt Tom nur noch gelegentlich in kleinen Mengen und hat mit Unterstützung des Abrakadabra den Weg zurück in ein normales Leben gefunden: „Die Tagesstruktur ist bei Suchtproblemen sehr wichtig. Man hat in der Früh einen Grund aufzustehen, kommt in die Gänge und reißt sich zusammen“, unterstreicht er.
Nach der Coronakrise ist Tom aufgefallen, dass einige seiner Kolleg/innen nicht mehr gekommen sind: „Man hat gemerkt, dass sie aus dem Rhythmus gefallen sind.“ Es ist jene Struktur und jener Rhythmus, den Menschen mit Suchterkrankungen brauchen und den Abrakadabra ihnen geben kann. « Autor: Thomas Suitner. 

Auskunft über die vielfältige Produktpalette von Abrakadabra unter
abrakadabra.caritas-tirol.at/

Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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