Camping boomt
Seelsorge und Spiritualität am Campingplatz

Camping-Seelsorge einst in Zell am See ­Anfang der 1990er-Jahre. | Foto: RUPERTUSBLATT/Archiv
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An zwei Kärntner Seen gibt es im Sommer noch regelmäßig Gottesdienste für Campingurlauber – ein solches Angebot war der Ursprung der Tourismusseelsorge in Österreich.

Acht Gottesdienste an acht Camping­plätzen an acht verschiedenen Kärntner Seen, alles an einem Sonntag. Das hat in vergangenen Zeiten der „legendäre“ Franziskanerpater Gustav Bergmans (1924 – 2007) zuwege gebracht. Der aus den Niederlanden stammende Pater war ab den 1960er-Jahren einer der Pioniere der Touristen­seelsorger in Österreich. Sich vor Ort um Seelenheil und Spiritualität der Camping-­Urlauber zu kümmern, das gilt als Wurzel der in weiterer Folge in allen ­Diözesen aufgebauten Referate für Tourismus- und Freizeitpastorale. Heute ist dieses spezielle ­Angebot praktisch verschwunden. Nein, nicht ganz: An zwei Kärntner Seen sollen auch in diesem Sommer wieder ­regelmäßig Messen am Campingplatz gefeiert werden.

Veränderungen. „Früher einmal gab es ­solche Camping-Gottesdienste an vielen Orten, an den Salzburger Seen, in Oberösterreich, in Tirol bis hin zum ­Burgenland“, ­erinnert sich Roland Stadler, Leiter der Touris­mus­seelsorge der Diözese Gurk-­Klagenfurt. Das sich ab den 1990er-Jahren ändernde Urlaubsverhalten – „alles ist mobiler geworden, die Leute bleiben oft nicht mehr zwei, drei Wochen fix an einem Platz“ – sowie der Priestermangel haben diese Form der Gäste­betreuung in den Hintergrund treten lassen. Urlauber sind heute eher dazu eingeladen, an Messen oder Kirchenkonzerten in den umliegenden Pfarrkirchen teilzunehmen. Mit Segnungen bei Sport­events, spirituellen Rad- und Wandertouren, der Bergspiritualität und dergleichen mehr kommt man dem mobileren, auch kurzfristigeren Urlauberverhalten mehr entgegen.

Keutschacher See. Corona scheint jedoch dem klassischen Campingurlaub neue Flügel zu verleihen. Schon im letzten Sommer platzten viele Campingplätze aus allen Nähten. Neun Prozent aller Urlauberankünfte in Österreich fanden da auf einem Campingplatz statt. Ein Trend, der sich – so es die Pandemie zulässt – auch für heuer abzeichnet. Wohnwägen und vor allem Wohn­mobile seien gefragt wie nie, ist aus der Branche zu hören.
Das könnte jenen beiden Kärntner Plätzen mit noch „aktiver Campingseelsorge“ ein mehr an Besuchern bescheren. Konkret soll es ab 12. Juli beim Campingplatz Sabotnik am Keutschacher See jeweils Montagabend wieder Messefeiern geben. Am Badeteich „Rutar Lido“ im Südkärntner Eberndorf, bei der dortigen Kapelle, soll im Sommer ebenfalls wieder regelmäßig gefeiert werden. Beide Campingplätze habe übrigens noch etwas gemein, hier urlauben auch die ­„Naturisten“. Aber, so heißt es, bei der Messe ist schon eine Bekleidung vorgeschrieben.

Camping-Messe am Keutschacher See mit Pfarrer Markowitz und besonderer musikalischer Begleitung. | Foto: Roland Stadler
  • Camping-Messe am Keutschacher See mit Pfarrer Markowitz und besonderer musikalischer Begleitung.
  • Foto: Roland Stadler
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Einheimische mit dabei.
Josef Markowitz, Pfarrer von Kappel an der Drau, sind die Messen am Campingplatz ein besonderes Anliegen, für die er sich trotz der Betreuung von insgesamt vier Pfarrgemeinden immer Zeit nimmt. Auch Roland Stadler ist seit 13 Jahren meist mit dabei: „In den ­letzten Jahren haben auch viele Einheimische teilgenommen.“ Da kommt es oft zu guten Gesprächen mit den (Stamm-)Gästen vom Campingplatz. Bewohner der anderen Camping­plätze am See schauen ebenfalls gerne vorbei. Ist Pfarrer Markowitz doch einmal verhindert, gestaltet Stadler mitunter einen Wortgottesdienst oder eine Abend­andacht. Die Eucharistiefeiern haben sich im Laufe der Jahre überhaupt „ökumenisch“ entwickelt – sind doch viele der Urlauber evangelischen Glaubens oder gehören gar keiner Konfession an.
Warum es Camping-Seelsorge in dieser ­Regelmäßigkeit sonst in Österreich eigentlich nirgendwo mehr gibt, das hat nach Meinung von Roland Stadler nicht nur mit der entschwundenen Nachfrage, sondern auch mit dem Priestermangel und den immer geringer werdenden Ressourcen der Tourismusseelsorge zu tun. Aber wer weiß, vielleicht bringt auch hier Corona eine ­Wende.

Camping-Seelsorge einst in Zell am See ­Anfang der 1990er-Jahre. | Foto: RUPERTUSBLATT/Archiv
Camping-Messe am Keutschacher See mit Pfarrer Markowitz und besonderer musikalischer Begleitung. | Foto: Roland Stadler

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