Ein Priesterleben
„Da Bua wird scho“

Ein Leben. Matthäus Appesbacher erzählt, wie alles in seinem Leben  „geworden“  ist.   | Foto: RB/dap
  • Ein Leben. Matthäus Appesbacher erzählt, wie alles in seinem Leben „geworden“ ist.
  • Foto: RB/dap
  • hochgeladen von Ingrid Burgstaller

Der verdiente Kirchenmann Matthäus Appesbacher blickt am Abend seines Lebens auf eine bewegte Vita zurück, in der manchmal der Zufall, öft aber der Heilige Geist Regie führte. Das alles hat er in einem spannenden Buch, das viel über seine Person, mehr aber über seine Wegbegleiter erzählt, zum Ausdruck gebracht: Ein Mensch ist immer in Beziehung, erst so wird er, was er sein kann. Darin steckt das tiefe Geheimnis des dreifaltigen Gottes.

von David Pernkopf

Am Anfang war der Wunsch Zimmermann zu werden. Dann kam alles anders für Matthäus Appesbacher. Am 18. Juni 1938 geboren und in Abersee bei Fuschl aufgewachsen, verbrachte er eine glückliche Kindheit. Dann die Nachricht: der Vater ist gefallen. Die kleine Familie zerrissen. Nichts bleibt wie es war. Und dennoch hat der junge Matthäus schon damals gespürt: Der Glaube hiflt auch in der schweren Zeit. Gerade die Mutter blieb ihm dabei ein großes Vorbild an Glauben, Hoffnung und Leben. „Da Schönste woran ich mich aus meiner Kindheit erinnern kann, ist die treue und sorgende Liebe meiner Mutter. Ihr Dasein schenkte mir jene Geborgenheit, die mich bis heute begleitet.“

„Meine Mutter teilte mir die Nachricht mit. Dann beteten wir ein Vaterunser. Bei der Bitte dein Wille geschehe rangen wir beide mit den Tränen“, erinnert sich der damals fünf Jahre alte Bub. Aber die Mutter wiederholte die Bitte etliche Male und fügte hinzu: „Aber der Himmelvater verlässt uns nicht. Es wird schon wieder werden.“ Seither hat sich für Appesbacher das Wort „Werden“ zum Hoffnungswort gewandelt.

Der Weg zum Priestertum hat wiederum mit Beziehung tun. Und zwar mit einer tiefen Freundschaft. Der beste Freund unterbreitete „Appes“, wie ihn mittlerweile die ganz Diözese nennt, Pfarrer werden zu wollen. Das bedeutet: Weg aus Abersee, weg vom jungen Matthäus. Für diesen bedeutet das: Auch er spielt mit dem Gedanken ins Borromäum zu gehen und vielleicht Pries­ter zu werden. Und tatsächlich entscheidet er sich für die Freundschaft und den Weg der Berufung. Nur der Freund geht dann schließlich nicht nach Salzburg. Der Schritt ist ein großer für den kleinen Buben. Aber er ist einer, den „Hiasi“ bis heute nicht bereut hatte und genauso wieder machen würde.

Über den Titel

Aus dem Buch könnte man unendlich viel zitieren an Lebens- und Glaubensweisheiten, Anekdoten und Erfahrungen. Das Wort „Werden“ spielt für Matthäus Appesbachers Leben und Denken eine wichtige Rolle, das bezeugt schon der Titel: „Da Bua wird scho“. „Das ist ein Wort meiner Mutter. Dieses Werden aus ihrem Mund und Herzen ist für mich ein tragendes Hoffnungswort für das ganze Leben geworden“, erzählt der Geistliche. Auch die Natur zeige, dass „alles immer wird“. Das Wort werden ist ein höchst menschliches und deshalb göttliches Wort, so Appesbacher, „Eine Seelsorge, eine Pädagogik, ein Eheversprechen, ein Priester- oder Ordensleben ist ohne das Vertrauen in das Werden zum Scheitern verurteilt.“

Was bleibt von einem Leben?

Appesbacher war und ist eine der prägenden Gestalten der katholischen Kirche in Salzburg. Ein Verfechter des Dialogs und der Verständigung der verschiedenen Lager innerhalb der Kirche. Ein Förderer des religiösen Lebens in seiner Zeit als Bischofsvikar für die Orden. Einer, der die Diözese mitgeführt und mitgetragen, aber auch mitgelitten hat in schwierigen Zeiten. Ein Pionier im Bereich der Religionspädagogik, im damaligen Katechetischen Amt. Vor allem ein Seelsorger, der eigentlich Pfarrer sein wollte, aber dann doch im Dienst der „Zentrale“ gelandet ist.

Was bleibt von einem reichen Leben als Christ, Priester und Mensch? „Es ist die Suche und Sehnsucht nach dem Geheimnis des dreifaltigen Gottes, aber nicht auf dem Weg der Mystik, sondern als Lebensstil, der uns zum Abbild Gottes macht“, sagt Appesbacher. Ebenbild eines Gottes zu sein, der selbst Beziehung ist, heißt für den bald 84-Jährigen: Nur in Beziehung gelingt und realisiert sich das Leben. Allein schon ob solcher Gedanken lohnt sich die Lektüre eines Lebens.

Buchtipp: Matthäus Appesbacher: „Da Bua wird scho ...“- Mein Leben. Rückblicke Einblicke Ausblicke, Eigenverlag 2022.Das Buch ist in der Dombuchhandlung und der Rupertusbuchhandlung zum Preis von 16,60 € erhältlich.

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ