Aktion Familienfasttag
Essen müssen wir alle

Anders als sonst ist nicht die Suppe von Johanna Maier Höhepunkt der Aktion Familienfasttag in der Erzdiözese. Um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, sind alle noch anstehenden Suppenessen abgesagt. „Die Spenden für unsere Frauenprojekte brauchen wir heuer aber genauso dringend“, sagt Olivia Keglevic von der Katholischen Frauenbewegung (kfb). Sie lädt außerdem ein, sich mit dem Thema der Aktion zu beschäftigen: Ernährungssouveränität. „Schauen wir dabei nicht nur auf die Länder des Südens. Schauen wir auf uns.“

Salzburg. Essen müssen wir alle. Doch das Recht auf gesunde und nachhaltige Ernährung existiert bei vielen Menschen nur auf dem Papier. Dazu kommt: Nicht die Bauern, die Lebensmittel erzeugen, und die Leute, die sie konsumieren, stehen im Zentrum des Wirtschaftssystems, sondern die Interessen der Märkte und Konzerne. Die drastischen Folgen haben zum Beispiel die Menschen in Indien, dem diesjährigen Schwerpunktland des Familienfasttags, zu tragen. Im Bundesstaat Jharkand bauen Firmen Kohle und Erz ab. Die indigene Bevölkerung in der Region, die in enger Beziehung mit der Natur steht, hat durch den exzessiven Tagbau die Lebensgrundlage verloren. Die kfb-Partnerinnen vor Ort kämpfen mit und für die Familien. „Es ist schon einiges passiert“, sagt Olivia Keglevic. So sind die Gram Sabhas, die traditionellen Dorfräte wieder aktiviert worden. Sie verfügen in der Verfassung über umfangreiche Rechte und sind deshalb sehr wichtig, um gegen Landenteignungen etwas auszurichten. „Andererseits entstehen mehr und mehr Familiengärten. Altes Wissen, das heißt, traditionelle Anbauweisen in der Landwirtschaft, kommen wieder zum Einsatz“, so Keglevic, die überzeugt ist: „Von den Projekten in den Ländern des Südens können wir lernen, sie sind uns teilweise voraus.“

Kleinstbauern ernähren die Welt

Wer über Ernährungssouveränität spricht, sollte nicht nur in die Ferne schauen. „Das geht uns alle an“, sagt die kfb-Diözesanreferentin: „Wie viele Leute bauen bei uns tatsächlich noch ihr eigenes Gemüse an?“ In unserer Wegwerfgesellschaft wäre gerade das heilsam. „Wer selber Karotten zieht und erntet, der geht anders damit um.“ Bedenklich seien die Tricks der Lebensmittelindustrie. Da werde Vollkornbrot verkauft, obwohl das Weißmehl nur mit Malz braun gefärbt ist und letztlich nur zehn Prozent Vollkorn im Produkt drinstecke. Betroffen mache sie, dass kleine Bauern, die ehrlich produzierten, kaum mehr überleben könnten. „Bei uns und anderswo.“ Dabei sei es diese Landwirtschaft, auf die es ankomme. „70 Prozent der Weltbevölkerung werden von Kleinstbauern ernährt, von den großen Betrieben nur 30 Prozent, aber sie sind es, die 75 Prozent des Landes besitzen.“

Menschen und Ideen vernetzen

Die Aktion Familienfasttag möchte Olivia Keglevic in Zukunft noch mehr dazu nützen, Leute zusammenzubringen: Betriebe, die sich der Gemeinwohlökonomie verschrieben haben, oder Vertreterinnen regionaler Landwirtschaftsformen. Teil dieses Netzwerks sollen auch die Projektpartnerinnen sein. Zwei der hundert Organisationen, mit denen die Katholische Frauenbewegung verbunden ist, sind BIRSA und CASS. Beide sind im vom Bergbau ausgebeuteten Nordosten Indiens aktiv und arbeiten hier mit den Adivasi, einer alten, indigenen Volksgruppe. „Der Fokus liegt auf den Frauen. Sie sind für die Ernährung der Familie zuständig und müssen oft zusätzlich als Tagelöhnerinnen arbeiten. Ihre Äcker sind dem Bergbau zum Opfer gefallen“, weiß kfb-Referentin Sara Gerner. „Die Frauen meistern also eine Doppelbelastung.“ Dabei sehe sie im Kern eine Parallele zu Österreich: „Job und Familie unter einen Hut zu bringen ist bei uns genauso eine Herausforderung.“ BIRSA und CASS setzten alles daran, die Probleme an der Wurzel zu packen: die Überwindung von Ausbeutung, Unterdrückung und Ausgrenzung. Ihre Mittel dagegen: Gesundheitszentren, Selbsthilfegruppen für Frauen, die Aufklärung über ihre Rechte und den Aufbau von Küchengärten.

Die Aktion Familienfasttag läuft weiter

Die Aktion Familienfasttag ist seit Jahren eine Erfolgsgeschichte. Ihren Beitrag leisten, Spenderinnen und Spender, Sponsoren und natürlich die kfb-Frauen. „Rund 85 Pfarren in der Erzdiözese beteiligen sich und stellen Suppenessen auf die Beine“, berichtet Isabella Fredrich. Sie ist für die Pfarrbetreuung zuständig und verschickte mit ihren Helferinnen schon im Herbst das aktuelle Info-Material. Der Endspurt läuft heuer etwas anders. Zahlreiche Suppenessen können nicht stattfinden. Die Aktion Familienfasttag geht aber weiter und braucht Spenden für ihre weltweit mehr als 100 Projekte.

TIPP: Ihre Spende ermöglicht Frauen und Mädchen ein selbstbestimmtes Leben.
online Spenden: www.teilen.at
Spendenkonto: IBAN: AT83 2011 1800 8086 0000; BIC: GIBAATWWXX; Kennwort: Aktion Familenfasttag

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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