Diözesangeschichte
Wenn der Dom erzählen könnte ...

Feyerlicher Einzug des Hochwürdigsten Durchlauchtigstgebornen Herrn Friedrich Fürsten zu Schwarzenberg“ – Stich aus dem Jahr 1836. | Foto: RB/Josef Kral – zur Verfügung gestellt vom Archiv der Erzdiözese Salzburg
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  • Feyerlicher Einzug des Hochwürdigsten Durchlauchtigstgebornen Herrn Friedrich Fürsten zu Schwarzenberg“ – Stich aus dem Jahr 1836.
  • Foto: RB/Josef Kral – zur Verfügung gestellt vom Archiv der Erzdiözese Salzburg
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Der Salzburger Dom ist das bedeutendste Bauwerk und somit auch der geistliche Mittelpunkt der Stadt.
„Kirchen und Dome werden für den höchsten Dienst auf Erden gebaut, für den Gottesdienst“, pflegte Theologie-Professor Damasus Zähringer seine Liturgievorlesung einzuleiten. Seit mehr als 1.200 Jahren wird im Salzburger Dom zur Ehre Gottes gebetet, gesungen und gemeinsam Eucharistie gefeiert.

von Hans Spatzenegger

Geschichtsstudien fördern oft ebenso unerwartete wie interessante Informationen zu Tage – vor allem bei einem so altehrwürdigen Bauwerk wie dem Dom zu Salzburg. Da verraten beispielsweise historische „Kultusverordnungen“, was im größten Gotteshaus des Landes im Laufe der Jahrhunderte erlaubt oder verboten war.

Ende der Selbstgeißelung

Erst anno 1700 wurde etwa das in Zeiten feuerpolizeilicher Vorschriften kaum noch vorstellbare „Kerzlbrennen“ auf den Stühlen des Doms abgestellt, desgleichen der Verkauf von Devotionalien am Eingang. Frauen und Männer mussten im 18. Jahrhundert noch getrennt sitzen. 1728 kam ein Verbot der öffentlichen Selbstgeißelung im Inneren der Kathedrale.

Beruf: Hundeauspeitscher

Statt den eigenen Körper zu malträtieren, bekamen es beim Salzburger Dom die Tiere ab. 1780 gab es eine Erhöhung des Solds für die offenbar notwendigen „Hundeauspeitscher“. In anderen Bereichen veranlasste Erzbischof Colloredo (1732–1812) hingegen Einschränkungen des beliebten Brauchtums. Das Krapfen-Austeilen während der Messe fiel Sparmaßnahmen zum Opfer und auch die Domherren mussten sich mit nur noch vier Kerzen auf dem Altar bescheiden. Als Salzburg 1810 wieder ein Teil Bayerns wurde, gestattete die dortige Regierung dann das „Ewige Licht“ nur bei Tag.Das Dom-Geschehen in Zahlen: vor gut 200 Jahren machten die gottesdienstlichen Verrichtungen jährlich beachtliche 560 gesungene Ämter, 190 Jahrtage und 6.085 stille Messen aus. 152 Litaneien und 260 Rosenkränze wurden gebetet, dazu das tägliche Chorgebet des Domkapitels. Daneben wurden 156 Vespern und 111 Predigten gehalten.

Prozession gegen die Pest

Unter den 115 jährlichen Prozessionen (davon 106 im Inneren des Doms) fand sich zu St. Sebastian ein Umzug „wider die leidige Pest“. Am Palmsonntag zog man auf den Nonnberg, wo die Ankündigung der Wiederaufnahme der „Büßer“ stattfand. Eine dem Wetter geschuldete Ausnahme: die „schlechtbeschuhten“ Orden brauchten bei zu strenger Kälte nicht mitzugehen. Zu Fronleichnam ging es seit dem 13. Jahrhundert vornehm und blumengeschmückt „durch die fürnembsten Gassen mit Büschen und Bliemelwerch“. Teilnehmer waren laut den Aufzeichnungen unter anderem die Bäckerbruderschaft „mit einem weißen und einem roten Schuh“ und die „Korporeyknaben“ als Engel verkleidet.Bei der Vielzahl an Messen und Andachten wurden die zwölf Kanoniker von den Domchorvikaren unterstützt. Das Hofdekret von 1839 bestätigte deren zehn Stellen. Dazu kamen die Benefiziaten, die hauptsächlich die 122 Stiftungsmessen absolvierten, so am Katharinenaltar die tägliche „Schneidermesse“.

Erzbischof nur selten im Dom

Der Erzbischof selbst pflegte damals nur an den hohen Festtagen zu pontifizieren, dann allerdings mit großer Assistenz des Domkapitels. Unter Vorantragen des Legatenkreuzes zog er im roten Habit mit fliegender Kappa durch das Hauptportal ein. Ab 1883 hielt er selbst die „Sylvesterpredigt“, vorher war dies Sache der Theologie-Professoren gewesen. Bis 1920 beteten im Salzburger Dom zwei Alumnen aus dem Priesterhaus den täglichen Rosenkranz vor.

Sanfte Kritik an Domherren

In der Fastenzeit begannen die Dompredigten schon um 6 Uhr früh mit den Kapuzinern. Am Nachmittag bestieg ein St. Petrischer Professor die Domkanzel, der sich mit einem Franziskaner und einem aus dem Augustiner oder Theatiner Orden abwechselte. Ein ähnliches Aufgebot erfolgte im Advent. Da konnte es schon einmal passieren, dass ein Prediger den aufwendigen Lebenswandel des einen oder anderen Domherren kritisch andeutete…

Riesenochse und Weinbrunnen

Einen eigenen Rang nahm und nimmt natürlich der Rupertitag ein. Schon früher wurde um den Salzburger Dom herum auch irdischen Freuden gehuldigt. Aus der Zeit des Erzbischofs Max Gandolf (1622–1687) wird von einem Acht-Zentner-Ochsen berichtet, der dort gebraten wurde. Und von einem Brunnen in Domnähe, der an die 50 Eimer Wein spendierte.Bei all diesen mannigfachen Anlässen ließ sich naturgemäß auch die „hochfürstliche Hofmusica“ vernehmen – wie man damals schrieb: „mit Trometen, Lauten, Violen und Possaunen“.
Als eifrige Salzburger Wallfahrer galten übrigens die Pinzgauer, wie es auch in einem bekannten Volkslied besungen wird – ebenso die Pfarren Bergheim, Siezenheim, Kuchl, St. Jakob u.a. Üblich war dabei die Reichung des „Kreuzweins“.

„Brezelgeld“ für den Mesner

Wenig verwunderlich, dass der Dommesner (heute Sakristeidirektor) über die vielen festlichen Aktivitäten seufzte: „Bey disen Vösten ist vill zu merken.“ So waren ihm die gelegentlichen „Zubußen“ wie das „Brezelgeld zu Kunigundis“ wohl vergönnt.

Feyerlicher Einzug des Hochwürdigsten Durchlauchtigstgebornen Herrn Friedrich Fürsten zu Schwarzenberg“ – Stich aus dem Jahr 1836. | Foto: RB/Josef Kral – zur Verfügung gestellt vom Archiv der Erzdiözese Salzburg
Weit geöffnete Dompforten, wie man sie heutzutage nicht mehr kennt – auf einer historischen Grafik,
die den Eingang des Doms von innen zeigt.  | Foto: RB/Josef Kral – zur Verfügung gestellt vom Archiv der Erzdiözese Salzburg
Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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