Salzburg – Rom
Seit Jahrhunderten verankert

Innenansicht der Kirche des Päpstlichen Instituts S. Maria dell‘Anima. | Foto: RB/Andreas Faessler
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  • Innenansicht der Kirche des Päpstlichen Instituts S. Maria dell‘Anima.
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Der Salzburger Diözesanpriester Michael Max wird im September das gewichtige Amt des Rektors im Kolleg „Santa Maria dell’ Anima“ in Rom antreten. In der „Ewigen Stadt“ findet er dann zahlreiche Bezüge zu seiner Heimat Salzburg vor.

Das fängt schon beim „Salzburger Engerl“ am Weihwasserbecken in seiner neuen Kirche, der „Anima“, an, die sich nahe der weltberühmten Piazza Navona befindet. Aus Salzburger Marmor sind auch die Altäre, die einst Fürsterzbischof Leopold Firmian gespendet hat. Sogar auf der Fassade von San Giovanni in Lateran, der eigentlichen Kirche des Papstes, stammt eine der sieben Meter hohen Kolossalstatuen aus heimischem Material: den heiligen Andreas erhielt Papst Clemens XI. von Fürsterzbischof Johann Ernst Thun (1703).

Anima – Ankerplatz für Besucher

Die „Anima“ ist überhaupt ein uralter Ankerplatz für Besucher von Rom aus dem Norden. Um 1350 als Herberge für ermattete Pilger gestiftet; 1484 bereits dank frommer Widmungen mit einem ansehnlichen Besitz von 20 Häusern; 1742 dann unter kaiserlichem (österreichischem) Protektorat. Der Doppeladler schmückt noch heute den auffälligen Kirchturm.

Ein päpstliches Breve von 1859 legte die heutige Form eines Priesterkollegs fest. An die 500 junge Theologen aus über 125 Diözesen haben während ihrer römischen Studien hier ein Stück Heimat gefunden und ihre spätere kirchliche Karriere gestartet. Erzbischof Andreas Rohracher, sein Generalvikar Franz Simmerstätter und der erste Rektor der neuen Paris-Lodron-Universität, Carl Holböck, sind als Absolventen sicherlich noch in Erinnerung. Stadtpfarrer Alois Dürlinger und der scheidende Rektor von St. Virgil, Michael Max, gehören zu den bisher letzten.

Beiträge Salzburger Künstler 

Salzburger Künstler lieferten kreative Ausstattungen für die Kirche. Hans Weyringer: Glasfenster, Martin Windisch: Altar. 14 Jahre wirkte Franz Wasner in der Anima als Rektor, weitaus bekannter noch als derjenige, der bei der Trapp-Familie den musikalischen wie auch den betriebswirtschaftlichen Takt schlug.

Um das Gotteshaus gruppierten sich durch die Jahrhunderte Salzburger „Gastarbeiter“, die in kurialen Ämtern und Ordensniederlassungen ihre Kräfte zur Verfügung stellten. So war etwa Santino Solaris, des Dombaumeisters zweiter Sohn Christoph, an der Kurie tätig. Christian von Hallein wirkte als päpstlicher Beamter, sein Landsmann Johannes Rötel als Notar. Heinrich Hegnel brachte es in Rom zu einer Mattseer Pfründe. Johann Benedikt Gentilotti, ein vormaliger erzbischöflicher Hofrat, machte Karriere in der Ewigen Stadt. – Namen bekannter Domherren-Geschlechter wie Lamberg, Harrach, Fürstenberg, Thun finden sich im „Bruderschaftsbuch“. Hieronymus Colloredo wurde in seinen römischen Jahren vom Rat der Deutschen sogar zum Provisor bestellt.

Naheliegenderweise fungierte die „Anima“ als Mittlerin bischöflicher Eingaben sowie als Anlaufstelle hiesiger Kardinäle, wie wohl jeder von ihnen ohnehin eine römische „Titelkirche“ zugewiesen bekommen hat, um seine ständige Präsenz bei den Apostelgräbern vertretungsweise zu demonstrieren. Friedrich von Schwarzenberg etwa zierte San Agostino mit seinem Wappen, nahe der Anima. Als er 1841 den Kardinalshut entgegennahm, blieb er gleich ein halbes Jahr, um es für Behördengänge, sein adeliges Netzwerk und für die unzähligen Kunstdenkmäler zu nützen, zu denen ihn der Salzburger Maler Georg Petzolt führte.

Lange bevor ihr Wappentier, der Steinbock, unseren Dom und Hellbrunn schmückte, krönte er den Palazzo Altemps (= Hohenems), ebenfalls nahe der Anima. Der Onkel unserer beider Erzbischöfe Wolf Dietrich und Markus Sittikus war ein einflussreicher Kardinal am päpstlichen Hof. Bei ihm erlebten sie in ihren römischen Studienjahren (im Jesuitenkolleg) die Ausfaltungen des barocken Lebens, das sie dann in ihrer Regierungszeit in Salzburg mindestens in Bauten umsetzten. So schmücken die ersten römischen Balkone in Salzburg das Dominnere.

„Die Hohenemser“

Dass es für die „Vorarlberger“ in Salzburg so erfolgreich lief, hatte den Hintergrund, dass ein Großonkel auf dem Stuhle Petri saß: Pius IV. Den Kardinalshut für Erzbischof Wolf Dietrich konnten allerdings die Bayern verhindern. – Vom Onkel Kardinal schauten sich die späteren Erzbischöfe aber auch ab, dass ein hoher Kirchenmann nicht allzu viel vom Zölibat halten musste. Besser, sie hätten sich einen anderen Onkel zum Vorbild genommen: den hl. Karl Borromäus aus der Familie der Medici.

Die Mozarts in Rom

Just in diesem Palazzo hatte später der 14-jährige Wolfgang anno 1770 die Ehre eines Auftritts. Ob Vater Mozart dort auch diese Erfahrung gemacht hat, wie er nach Salzburg berichtet: „Du kannst dir den Hochmuth der hiesigen Abbate unmöglich vorstellen; jeder der nur dass mindeste bey einem Cardinal zu thun hat, glaubt sich so gut als der Kardinal selbst zu seyn.“Heimatlicher mutete hingegen das Wetter an: „Abscheulicher Regen“ und das den halben April! „Welsche Speisen“, na ja. „ Gott wird uns beschützen“, beruhigt der Vater die Familie daheim. – Wohlwollend der Empfang bei Kardinal Pallavicini: „Ey, sind sie der berühmte Knab, von dem mir so vieles geschrieben worden?“. Fragloser Höhepunkt: der Ritterschlag Wolfgangs durch Papst Benedikt XIV. Leider mit dem „Tippfehler“ in der Urkunde: „aus Strassburg“.

Apropos Vatikanisches Archiv: dieses hütet ein Rezept gegen die Pest von einem „salzburgischen Medicus“ (etwa Paracelsus?)

Im 19. Jahrhundert, als die laizistische Stadtregierung Roms Papst Leo XIII. mit einem Denkmal für den als Ketzer verbrannten Giordano Bruno ärgerte, drohte dieser den Apostolischen Stuhl vom Tiber an die Salzach zu transferieren … Aber vielleicht haben nähere Recherchen ergeben: die Salzburger sind auch nicht immer die Frömmsten.

Hans Spatzenegger

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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