Pfarrer Peter Deiblers Gedanken zur Woche
Über uns selbst lernen

Häufig ist an unseren katholischen Pfarrgemeinden zu beobachten, dass sie sich nur um sich selbst kümmern. Ihr Insidertum läuft Gefahr, weniger Christus, sondern mehr sich selbst zu verkünden. Wundert es, wenn sich Kinder und Jugendliche, auch kritische und selbstständige Menschen abwenden, weil sie den Glauben als ebenso eng erleben wie die Gemeinde und stattdessen die Welt erkunden wollen? – Da kann die Begegnung mit Menschen aus anderen Ländern die Augen öffnen. Wir können eine tiefe, ehrliche Wertschätzung unserer Religion erfahren. Wir können lernen, uns mit den Augen anderer zu sehen. Wir können vieles über ihre Herkunftsländer lernen, über die Bedeutung der Familie, über Verlässlichkeit von Polizei und Justiz und den Stellenwert des Staates. Bei unseren Taufkursen lernen die Taufbewerber nicht nur, die Bibel zu lesen, sondern auch, wie man den Tisch deckt, das Mahl mit einem Gebet beginnt, wie Männer sich Frauen gegenüber verhalten, wie man sein Geld einteilt und wie man mit Amtspost umgeht, auch wenn sie unangenehme Nachrichten enthält. Eine große Hürde ist für viele der europäische Umgang mit Zeit. Führung eines Kalenders, Einhaltung von Terminen, telefonische Erreichbarkeit sind Kulturtechniken wie Lesen und Schreiben. Wenn Mitarbeiter aus den Pfarrgemeinden den neuen Christen beistehen, lernen sie viel, auch über sich selbst. Und wir erleben Dankbarkeit, denn viele neue Christen gehören zu den treuesten Mitgliedern unserer Pfarrgemeinden, die bei jeder Arbeit mithelfen und unsere Feiern bunt machen. Versuchen Sie einmal, mit der ganzen Gemeinde Lieder aus ihrer Heimat im Gottesdienst zu lernen!

Autor:

Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag

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