Militärmusik Kärnten
Eine Brücke zwischen Militär, Mensch und Kirche

Die Militärmusik Kärnten besteht insgesamt aus einem Militärkapellmeister, 15 Unteroffizieren und 30 Rekrut:innen. | Foto: militärmusik kärnten
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  • Die Militärmusik Kärnten besteht insgesamt aus einem Militärkapellmeister, 15 Unteroffizieren und 30 Rekrut:innen.
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Ob bei kirchlichen Anlässen wie Allerheiligen oder auf der großen Bühne wie beim jährlichen Militärmusikfestival – die Militärmusik Kärnten ist vielseitig unterwegs und fungiert als Brücke zwischen Mensch, Militär und Kirche. von Carina Müller

Wenn man durch das weitläufige Gelände der Khevenhüllerkaserne in Klagenfurt geht, dauert es nicht lange, bis man das große Gebäude sieht, in dem die Militärmusik Kärnten angesiedelt ist. Es ist ein sehr belebtes Haus. Schon beim Eintreten sieht man, wie die Rekrut:innen schnell den Weg zum großen Proberaum finden, um sich einzuspielen. Manche üben noch rasch ihren Part in den eigens dafür vorgesehenen schalldichten Räumen, bevor die Gesamtprobe mit Militärkapellmeister Oberst Dietmar Pranter beginnt.

Ein wechselndes Orchester
„Die Militärmusik Kärnten besteht seit 1956. Momentan sind wir 45 – mit mir 46 Musiker:innen. Wir haben einen Kern von 15 Kaderleuten. Dazu kommen 30 Rekrut:innen, die jährlich wechseln. Sie rücken im August ein, leisten den Grundwehrdienst ab und bleiben anschließend ein Jahr bei uns“, so Pranter. Nicht nur die Musiker:innen sind jedes Jahr andere, auch das Register ist nicht immer ausgeglichen: „Heuer habe ich keinen Grundwehrdiener, der Horn spielt, brauche aber vier Hörner, um einen guten Klang zu erzeugen. Ich habe nur einen fixen Hornisten, der im Kader sitzt. So richtet sich auch die Literatur nach der Aufstellung, und man muss manchmal umdenken“, so der Militärkapellmeister.
Verbindet Kirche, Militär und Volk
Die Aufgaben der Militärmusik sind breit gefächert. Los geht es im Oktober, erzählt Pranter: „Unser erster größerer Auftritt mit den neuen Rekrut:innen ist am 10. Oktober. Für die Jungen ist das natürlich extrem anspannend.“ Auch bei vielen kirchlichen Anlässen ist die Militärmusik dabei. So gestaltet sie die Allerheiligen- und Allerseelenfeier der Militärpfarre sowie die Adventgottesdienste. Der Fronleichnamsumzug in Klagenfurt wird ebenfalls jedes Jahr von der Militärmusik angeführt. Interne kirchliche Feiern wie das Pfarrfest, Firmungen für Soldat:innen oder Garnisonsgottesdienste werden ebenfalls von ihnen gestaltet. Die Besonderheit ist, dass hier oft kleine Gruppierungen wie Quartette eingesetzt werden. „Es gibt fast keine Veranstaltung, wo wir nicht mit der Kirche zu tun haben“, sagt Militärkapellmeister Pranter.
Besonders Militärpfarrer P. Anselm Kassin freut sich über die ständige Unterstützung: „Die Militärmusik ist eine große Bereicherung für die Pfarre. Besonders die Kombination aus Blasmusik und Orgel hat ganz andere klangliche Dimensionen, als man das normalerweise aus der Kirche kennt.“ Auch verbindet Musik die Menschen. So sagt Militärkapellmeister Pranter: „Die Militärmusik ist das perfekte Bindeglied zwischen Militär und Bevölkerung. Wenn wir irgendwohin kommen und spielen, bleiben die Leute eher stehen und schauen. Das ist ein anderer Zugang, als wenn dort nur ein Panzer steht. Bei der Musik gibt es keine Barrieren.“ Dem kann Pater Anselm nur zustimmen: „Die Militärmusik und die Seelsorge bedienen die seelische Seite der Menschen – das ist das Gemeinsame. Musik ist eine andere Sprache. Die Seelsorge versucht, die Sprache Gottes in Liturgie und Wort zu transkribieren. Die Militärmusik versucht, die Sprache Gottes hingegen in Töne zu fassen. Die Militärmusik ist eine Verbindung zwischen Militär und Seelsorge. “

Militärmusik international
Neben den traditionellen Einsätzen werden auch große Konzerte gespielt. Der Kreativität wird hier keine Grenzen gesetzt. Marschmusik, Filmmusik, Klassik u.v.m. – viele wissen nicht, wie bunt das Repertoire der Militärmusik eigentlich ist. Dieses wird z. B. beim Galakonzert am 16. März im Konzerthaus Klagenfurt zum Besten gegeben. „Der Gewinn geht an den Hilfsverein ‚Kärntner in Not‘. Tickets bekommt man unter oeticket.at“ so Pranter. Ein weiteres Highlight ist das Militärmusikfestival, das dieses Jahr in Klagenfurt ausgetragen wird. „Das Militärmusikfestival im Wörthersee Stadium wird ein Riesenevent mit 15.000 Besucher:innen. Es werden acht österreichische und vier ausländische Militärmusiken aus Slowenien, Italien, Montenegro und dem Oman daran teilnehmen.“ Neben den Auftritten der einzelnen Militärmusiken werden auch alle rund 400-500 Musiker:innen zusammen musizieren. Das Festival beginnt am 25. Mai um 19 Uhr bei freiem Eintritt – es wird für „Licht ins Dunkel“ gesammelt. Unter musik.bundesheer.at soll im Voraus ein Platz reserviert werden.

Ein Platz für junge Talente
Neben dem Proben und Spielen von Konzerten wird auch auf die Ausbildung der jungen Musiker:innen geachtet. So erhalten sie Rhythmusschulungen, Gehörtrainings oder erlernen das Dirigieren. Für den Militärkapellmeister ein besonders großes Anliegen: „Die Jugend, und um die geht‘s bei uns, lernt sehr viel, was sie später auch privat nutzen können. Es dreht sich bei uns den ganzen Tag lang alles um Musik. Viele werden das in diesem Maße nie mehr haben.“ Unter anderem deswegen will er junge Männer, aber vor allem auch Frauen, die ein Instrument spielen, dazu ermutigen, sich zu bewerben: „Jeder Mann, der zum Zeitpunkt der Musterung ein Instrument erlernt hat und zur Militärmusik will, soll dort unbedingt das Bewerbungsblatt für die Militärmusik ausfüllen. Frauen genauso – wenn eine Frau sich überlegt, zum Militär zu gehen, soll sie sich melden. Die Türen sind offen!“ Für Gefreite Katrin Podgornik war das die richtige Entscheidung: „Musik begleitet mich schon mein ganzes Leben lang. Während meiner Arbeit als IT-Administratorin habe ich gemerkt, dass ich auch beruflich Musik machen möchte. Ich habe mich daher entschlossen, zur Militärmusik Kärnten zu gehen. Mir gefällt die Kameradschaft untereinander und auch, dass sich verschiedene Ensemblemöglichkeiten (Quartette, Quintette etc.) ergeben. Das gemeinsame Musizieren macht mir einfach Spaß.“

Autor:

Carina Müller aus Kärnten | Sonntag

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