Klagenfurter Stadtpfarrturm wird renoviert
Runderneuerung eines Wahrzeichens

Foto: Eggenberger
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Sie liegt buchstäblich im Zentrum der Landeshauptstadt Klagenfurt. Die Stadtpfarrkirche St. Egid. Sie ist wahrscheinlich die älteste Kirche der Stadt und ihr Turm, von weit her sichtbar, das markante Wahrzeichen. Die Heimstätte von fünf Glocken wird in den nächsten Monaten renoviert.
von Ingeborg Jakl

„Die milden Temperaturen kommen gerade zum richtigen Zeitpunkt“, sagt Ruprecht Obernosterer, Leiter der Bauabteilung der Diözese. Denn so kann mit der Renovierung des Turms der Stadtpfarrkirche St. Egid pünktlich gestartet werden. Erstes sichtbares Zeichen: die Parkplätze vor der Kirche sind abgesperrt, ebenso das Hauptportal.
„Ab nun steht das Südportal für alle offen“, verweist Pfarrer Gerhard Simonitti auf den neuen Zugang ins Gotteshaus. Außerdem wird mit viel Akribie und Bedacht auf Sicherheit der Turm peu à peu eingerüstet.
Weiter Gottesdienst feiern
„Das Kupferdach wird entfernt und ein neues angebracht“, erklärt Simonitti die wichtigen Arbeitsschritte. Notwendig geworden ist die umfangreiche Renovierung, weil sich Risse in den großen Kupferplatten am Dach zeigten. „Sobald das Kupfer entfernt ist, wissen wir, wie es im Dachstuhl konkret aussieht“, blickt Simonitti bang auf mögliche weitere Sanierungsschritte.
„Wir haben zunächst abgeklärt, ob eine Gefahr für die Gottesdienstbesucher besteht“, sagt er. Hier konnte aber schnell Entwarnung gegeben werden. „Es hat zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung des da-runterliegenden Kirchenschiffes bestanden“, versichert er. Der Gottesdienst kann weiter abgehalten werden. Auch das mächtige Geläut ist weithin hörbar und lädt zur Begegnung mit Christus und zum Mitleben in der Pfarrgemeinde St. Egid ein.
Die Risse im Kupferdach der Kirche sind alt. „Die Kirche ist in Bewegung“, sagt Simonitti. Es wurde zwar im Jahr 1984 der Turm nachgebessert, aber jetzt ist eine aufwendige Kirchturmsanierung notwendig, bei der abschließend auch die Turmfassade mit einbezogen wird. Putz- und Malerarbeiten folgen zum Abschluss. Läuft alles nach Plan, kann das Gerüst mit Lift im Spätherbst wieder abgebaut werden. Das hoffen jedenfalls Pfarrer Simonitti und auch Obernosterer.
Für die Klagenfurter ist die Kirche ein Wahrzeichen, für den Leiter des Bundesdenkmalamtes, Gorazd Živkovič, „Mittelpunkt der Stadt“ mit seinem markanten Turm, der von allen großen Einfahrtstraßen in die Stadt hinein gesehen wird.
Schimmel im Gebälk
Das Kupferdach ist über 200 Jahre alt, weiß Živkovič. Damals habe man sehr große Platten verarbeitet, die der Hitze und der Kälte trotzen mussten. Das hat im Laufe der Zeit zu Spannungsrissen geführt, und Feuchtigkeit ist in den Dachstuhl eingedrungen. Schimmel ist entstanden, im Gebälk sind Holzteile morsch, so der Leiter des Bundesdenkmalamtes. Reparaturen wären nur Flickwerk gewesen, daher wird das Kupferdach komplett entfernt und erneuert.
Damit das Wahrzeichen der Stadt sich mit seinem grünen Kupferdach auch optisch wieder in das künstlerische Erscheinungsbild einfügt, wird die neue Verblechung nachbehandelt. „Damit der neu eingedeckte Turm nicht golden glänzt“, so Gorazd Živkovič. „Das es funktioniert, wissen wir.“ Die neue Verblechung im Stift Melk in der Wachau ist das beste Beispiel dafür.
Die Firma Greil aus Dölsach übernimmt die neue Eindeckung mit Kupfer des Kirchturms und die Zimmerarbeiten. Reinhard Greil wird in den nächsten Monaten ein Dauergast in der Landeshauptstadt sein: Denn spätestens in einem Monat wird mit dem Abnehmen der Kupferplatten begonnen.
Lift für die Baustofflasten
Derzeit beginnt das Unternehmen Mc-Up mit der Einrüstung des Kirchturms. Dafür wurden zunächst Tonnen von Material nach Klagenfurt geschafft.
Konkret sieht der Plan so aus: An der Hauptportalseite wird der Turm vom Boden aus bis zur Spitze eingerüstet. „Dann wird auch ein Lift montiert, der die Lasten nach oben befördert“, so Pfarrer Simonitti. An den drei anderen Seiten wird der Turm von der ersten Galerie bis zur Spitze eingerüstet. Wenn das alles steht, rückt die Firma Greil an, um das brüchige Kupfer abzunehmen und in weiterer Folge die neuen Platten anzubringen.
Die umfangreiche Stadtpfarrturmsanierung kostet viel Geld. Rund 900.000 Euro müssen mindestens aufgewendet werden, falls nicht noch weitere Schäden auftauchen. Die Stadtpfarre St. Egid muss ein Drittel der Kosten stemmen. Den Großteil übernimmt die Diözese, und das Bundesdenkmalamt steuert ebenfalls einen Teil bei.
Pfarrer Gerhard Simonitti hofft dabei auf Unterstützung der gesamten Klagenfurter Bevölkerung: „Ich bitte wirklich alle um Hilfe, denen dieses Wahrzeichen der Landeshauptstadt am Herzen liegt jenseits von Religion und Weltanschauung. Wer mithelfen möchte, kann für eine Turmspende von 100 Euro gleichzeitig den „Sonntag“, die Kärntner Kirchenzeitung, für ein Jahr lang lesen.
„Bis Weihnachten soll alles fertig sein“, gibt sich Simonitti zuversichtlich. Auch Obernosterer ist vom Zeitplan überzeugt.

Autor:

Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag

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