Kärntner Slowenen als Bischöfe
Gregor Rozman: Bischof in schweren Zeiten

Der aus einer kinderreichen Familie im Mai 1883 in Dolintschitschach/Dolinčiče geborene Gregor Rožman wurde zwei Jahre vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges in Wien zum Doktor der Theologie promoviert. Von 1914 bis 1919 war er im Bischöflichen Knabenseminar in Klagenfurt und Tanzenberg Präfekt und am Priesterseminar Dozent für Moraltheologie und Kirchenrecht.
von Josef Till

An der nach dem Ersten Weltkrieg neu errichteten Theologischen Fakultät in Laibach (Ljubljana) begann Rožman 1920 mit Bewilligung des Gurker Bischofs Hefter mit Vorlesungen aus Kirchenrecht. Der Laibacher Bischof Anton B. Jeglič machte Rožman 1929 zu seinem Koadjutor mit dem Recht auf die Nachfolge und zum Generalvikar. Ein Jahr später wurde er von Papst Pius XI. zum Bischof der Laibacher Diözese ernannt.
Eucharistischer Kongress
Die katholische Kirche in Slowenien war vor dem Zweiten Weltkrieg äußerst uneinheitlich und Bischof Rožman gelang es nicht, die unterschiedlichen Strömungen zu befrieden. Zum Zentrum seines bischöflichen Wirkens und seines spirituellen Lebens wurde ihm die Eucharistie; 1935 gab es in Laibach einen Internationalen Eucharistischen Kongress. Rožman engagierte sich besonders im karitativ-sozialen und missionarischen Bereich.
Besonders waren ihm die slowenischen Aussiedler ans Herz gewachsen, die er 1935 in den USA besuchte. Nach dem Erscheinen der Enzyklika „Divini Redemptoris“ von Pius XI. im Jahre 1937, die mit dem Kommunismus abrechnete, sahen Bischof und Priester die Bekämpfung der kommunistischen Ideologie als vorrangig, legten aber die Enzyklika Pius XI. ziemlich einseitig aus.
Hitler und Mussolini
Am 6. April 1941 überfielen Hitler-Deutschland und Mussolini-Italien Jugoslawien. Beide Staaten teilten sich das Gebiet der Laibacher Diözese. Bischof Rožman lebte auf dem von Italien besetzten Gebiet und hatte mit dem von den Deutschen annektierten diözesanen Bereich keinen Kontakt. Die Okkupatoren verfolgten die einheimische slowenische Bevölkerung, sie verboten den Gebrauch der slowenischen Sprache in der Öffentlichkeit und in der Kirche, arretierten den Großteil der Priester und bemächtigten sich des Besitzes der Diözese.
Deshalb ersuchte Bischof Rožman den Gurker Bischof um Hilfe bei der Ausübung der Pastoral in Gorenjsko (Oberkrain).
Die Italiener beließen die Priester in ihren Pfarren und versprachen den Slowenen kulturelle und sprachliche Autonomie. Durch Vermittlung Rožmans erlaubten die Italiener den slowenischen Flüchtlingen aus dem von den Deutschen besetzten Teil Sloweniens die Ansiedlung in der Diözese Laibach. Deshalb erklärte Rožman im April 1941 gegenüber dem italienischen Hochkommissar Emilio Grazioli seine Loyalität. In einem Memorandum im September 1942 klagte er darüber, dass die Italiener den Slowenen die versprochene Autonomie nicht gewährten. Beim Aufbau der antikommunistischen Domobranzen war er zwar nicht aktiv, sorgte allerdings dafür, dass den dort stationierten slowenischen Soldaten Feldgeistliche zur Seite gestellt wurden.
Umstrittene Rolle
Rožman war auch bei der Vereidigung von Domobranzen an Hitlers Geburtstag am 20. April 1944 anwesend. Das ist auch der Grund, weshalb slowenische Historiker den Umgang Rožmans mit Vertretern Nazi-Deutschlands nach der Kapitulation Italiens im September 1943 unterschiedlich beurteilen. Rožman lehnte zwar den Nationalsozialismus ab, bei den antikommunistischen Domobranzen, die die Waffen zur Bekämpfung der Partisanen von den Deutschen erhielten, fühlte er sich aber wohl.
In der Kriegszeit setzte er sich für Verhaftete, internierte Kinder, Juden und jene ein, die zum Tode verurteilt wurden. Jedwede Kontakte mit der Osvobodilna fronta (Befreiungsfront) lehnte er wegen ihrer kommunistischen Ideologie strikt ab.
Einladung nach Klagenfurt
Gegen Ende des Krieges machte der Dechant von Maria Rain die Führung der Gurker Diözese darauf aufmerksam, dass sich Bischof Rožman in Slowenien in Gefahr befinde und dass man ihn aus Sicherheitsgründen so lange nach Klagenfurt einladen solle, bis sich die Situation in Laibach zu normalisieren beginne. Am 5. Mai 1945 verließ Rožman mit drei weiteren Personen Laibach und flüchtete mit dem Auto durch den Loibltunnel.
Das jugoslawische Militärgericht verurteilte Rožman Ende August 1946 wegen Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten und Faschisten in Abwesenheit zu 18 Jahren Freiheitsentzug mit Zwangsarbeit, zu zehn Jahren Entzug der staatsbürgerlichen Rechte nach Verbüßung der Freiheitsstrafe und zum Einzug seines gesamten Vermögens.
In Kärnten bestand die Gefahr, dass die englische Besatzungsmacht Rožman den jugoslawischen Behörden ausliefern könnte. Deshalb brachten ihn Freunde mithilfe des amerikanischen Militärattachés nach Salzburg und 1948 in die Schweiz, von wo er in die USA auswandern konnte. Von dort machte er Besuche bei den slowenischen Aussiedlern in der halben Welt. Papst Pius XII. nahm sein Rücktrittsgesuch vom Amt des Laibacher Bischofs nicht an. Rožman starb 1959 und wurde am Friedhof der slowenischen Franziskaner in Lermont bei Chicago begraben.
Letzte Ruhe
Der Oberste Gerichtshof der Republik Slowenien hob das Urteil des kommunistischen Militärgerichtes am 1. Oktober 2007 wegen zahlreicher Verfahrensfehler auf und verwies die Causa Rožman an das Kreisgericht Ljubljana, das am 10. April 2009 das Verfahren gegen den Bischof einstellte. Die sterblichen Überreste Rožmans wurden darauf in Lermont bei Chicago exhumiert und aus den USA nach Slowenien überführt, wo er 2013 seine letzte Ruhestätte im Laibacher Dom fand.

Autor:

Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag

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