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Kirche muss sich finanziell neu aufstellen

Foto: Franz Josef Rupprecht

Der Wirtschaftliche Generaldirektor der Diözese Eisenstadt, Johannes Stipsits, spricht in Zeitungsinterview: „Wir haben ein starkes Sparziel vorgelegt.“ Als großer Arbeitgeber habe die katholische Kirche im Burgenland auch große Verantwortung, sagt Stipsits und kündigt eine Offensive bei Digitalisierung und Klimaschutz an.

„Die Kirche muss sich in finanzieller Hinsicht ganz neu aufstellen“: Das hat der seit Beginn des Arbeitsjahres als wirtschaftlicher Generaldirektor der Diözese Eisenstadt tätige Johannes Stipsits in einem Interview mit der „Burgenländischen Volkszeitung“ BVZ unterstrichen. Wie jedes Unternehmen sei auch die Kirche von den Kostensteigerungen stark betroffen.

SCHMERZHAFTES BUDGET

Das aktuelle Budget „war schmerzhaft“, so der davor als Steuerverwaltungsexperte international tätige Manager, „wir haben ein starkes Sparziel vorgelegt“. Aufgabe der neuen Generaldirektion der Diözese sei es, Synergien zu nutzen. Stipsits will auch das Bewusstsein der Burgenländer dafür stärken, was die Kirche tagtäglich auf Di-özesan- und Pfarrebene sowie durch Institutionen wie der Caritas an harter Arbeit leistet.

VERANTWORTUNG ALS ARBEITGEBER

Die Diözese Eisenstadt sei insgesamt eines der größten Unternehmen im Burgenland, verfüge zusammen mit der Caritas über 1.000 Beschäftigte. Diesen hohen Personalaufwand gelte es laufend zu finanzieren, so Stipsits. „Wir renovieren nicht nur Kirchen und erhalten Kulturdenkmäler oder kümmern uns um die landwirtschaftliche Struktur im Burgenland, sondern haben auch gesellschaftspolitisch als Arbeitgeber eine große Verantwortung.“ All diese Bereiche sollen erhalten und „zukunftsfit“ gemacht werden.

„Was kann es in der heutigen Zeit Wichtigeres geben als Gott und Frieden?“

JOHANNES STIPSITS

KIRCHE VERKAUFEN?

Ob es dazu notwendig sein wird, Immobilien oder sogar eine Kirche zu verkaufen, wollte der Diözesanökonom nicht ausschließen – „aber das wollen wir natürlich vermeiden“. Jenseits der österreichischen Grenzen sei es gang und gäbe, dass manche Kirchen zu Veranstaltungszentren werden. Daher brauche es die finanzielle Unterstützung der Menschen, damit mit dem Kirchenbeitrag Wertvolles unterstützt und Gutes getan werden könne. „Es geht um den Glauben – und was kann es in der heutigen Zeit Wichtigeres geben als Gott und Frieden?“, fragte Stipsits. Er bedauerte, dass manche Kirchenmitglieder „aus meiner Sicht etwas zu schnell mit einem Austritt“ reagieren.

VOM PAPIER ZUM DIGITALEN

Besonderes Augenmerk möchte Stipsits, wie er sagte, dem Bereich Digitalisierung widmen. Durch App, Webseite oder TV-Gottesdienste sei die Kirche hier zwar schon länger aktiv. Dennoch gebe es unter dem Anspruch „weg vom Papier und hin zum Digitalen“ einiges aufzuholen. „Wir müssen uns in Zukunft auch stärker auf junge Menschen zubewegen, da wird die Diözese auf soziale Medien setzen“, kündigte der Ökonom an. Die Kirche wolle auch als Arbeitgeber für Junge attraktiver werden, „durch moderne Arbeitsbedingungen und sozusagen Gott als oberster Instanz – das beflügelt und ist ein besonderer Spirit“.

SONNENENERGIE ODER WINDKRAFT

Im Sinne von Klima- und Umweltschutz sei eine Kooperation mit der „Burgenland Energie“ im Gespräch, hier gibt es laut Stipsits viele gemeinsame Ideen. Photovoltaik auf Kirchendächern sei (etwa aus Denkmalschutzgründen, Anm.) „ein heikles Thema“, aber es würden sich auch andere kirchliche Gebäude oder Flächen, für die Nutzung von Sonnenenergie oder Windkraft eignen. Die Diözese verfolge jedenfalls das Ziel, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren.

FRISCHER WIND

Johannes Stipsits war zuletzt in leitender Funktion bei der innereuropäischen Organisation der Steuerverwaltung (IOTA) mit Sitz in Budapest tätig.

Davor arbeitete er u.a. bei der Europäischen Kommission als Berater für Steuer und Finanzprojekte in Brüssel und bei der Weltbank. Die Diözese Eisenstadt hatte die Verpflichtung des Finanzexperten für die kommenden fünf Jahre mitgeteilt.

SPANNENDE AUFGABE

Er sei dem Burgenland trotz seiner internationalen Aufgaben immer verbunden geblieben, berichtete Stipsits: „Vom Arbeitsumfeld her ist es jetzt zwar eine kleinere Bühne als in Zagreb, Brüssel oder Budapest, aber genauso spannend.“ Die Kommunikationsbasis in der Diözese funktioniere gut „und vor allem ist die Unterstützung seitens des Herrn Bischofs groß“. Die Zusammenarbeit mit Ägidius Zsifkovics sei professionell und geprägt von hoher Wertschätzung: „Er hat sich gut überlegt, wie man etwas frischen Wind in die Diözese bringen kann.“

Autor:

martinus Redaktion aus Burgenland | martinus

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