Neue Seelsorger für die Diözese Eisenstadt
„Ich habe nicht so viele fromme Leute erwartet“

Heimat im Burgenland: Marinko Kelava, Zoran Nadrcic und Ivan Vukcevic (v.l.) beim Gespräch mit dem martinus vor dem Bischofshof.   | Foto: Gossmann
  • Heimat im Burgenland: Marinko Kelava, Zoran Nadrcic und Ivan Vukcevic (v.l.) beim Gespräch mit dem martinus vor dem Bischofshof.
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Drei Männer empfangen am 29. Juni im Martinsdom von Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics das Weihesakrament: Ivan Vukcevic wird zum Priester, Zoran Nadrcic und Marinko Kelava (wird als Ständiger Diakon wirken) werden zu Diakonen geweiht. Welcher Berufung folgen die drei Männer und was erwarten Sie von ihrem Dienst im Burgenland? martinus hat die künftigen Seelsorger der Diözese Eisenstadt zum Gespräch getroffen.

Gerald Gossmann

Die Vorfreude auf den großen Tag ihrer Weihe ist allen drei Männern anzumerken, als sie beim Gespräch mit dem martinus aufeinander treffen. Und schnell ist klar: Das Trio verbindet so einiges. Alle drei sind Spätberufene: Ivan Vukcevic wird heuer 40 Jahre alt, Zoran Nadrcic 50 und Marinko Kelava, der als einziger verheiratet sowie Vater von drei Kindern ist und als Ständiger Diakon geweiht wird, zählt bereits 46 Lenze. Nadrcic und Kelava stammen aus Kroatien, Vukcevic aus Montenegro. Alle drei bezeichnen das Burgenland als Glücksfall in ihrem Leben und beschreiben es als „neue Heimat“.

Burgenländische Frömmigkeit. „Ich habe nicht so viele fromme Leute erwartet“, zeigt sich der 39-jährige Ivan Vukcevic aus Montenegro erstaunt über die Burgenländer. Er habe in den Medien von sinkenden Katholikenzahlen in Westeuropa gelesen und sei nun überrascht: „Hier sind so viele fromme Leute, viele Kirchen, belebte Gottesdienste mit jungen Menschen. Das ergebe „viel Material, um als Seelsorger zu arbeiten“, schmunzelt er. Priester wollte Ivan schon als Kind werden. Doch er folgte erst seiner zweiten Leidenschaft, der Musik und Kunst. Ivan studierte Musikwissenschaft und Klavier, arbeitete als Professor und Universitätsassistent. Vor acht Jahren kam es zum Wendepunkt in seinem Leben: „Das war ein Prozess, es hat einfach in mir gekocht“. Zudem war er „orthodox getauft“, musste vor dem Eintritt ins Priesterseminar zur katholischen Kirche konvertieren. „In Montenegro gibt es viele Einflüsse aus Westeuropa, die mich geprägt haben“, erzählt der 39-Jährige. „Das Kulturerbe der katholischen Kirche, der Ritus, die Architektur, die Liturgie – all das passte besser zu meinen Vorstellungen.“ Von seinem Theologie-Studium in Rom erzählt er wie andere von einem Ausflug ins Disneyland – von einer Welt, die ihm behagt.

„Nicht im Pfarrhof einschließen.“ Gemeinsam mit seinem Heimatbischof entschied er sich für das Burgenland, um hier als Seelsorger zu wirken. Vieles erinnert ihn hier an die kirchliche Landschaft in Montenegro: „Eisenstadt ist eine kleine Diözese mit vielen Volksgruppen – und es gibt hier viel Arbeit“. Seit zwei Jahren absolviert er bereits sein Pastoralpraktikum in den Pfarren Jois, Winden und Kaisersteinbruch. Diese Zeit sei äußerst wichtig gewesen, betont er: „Die Kirche in den Balkanländern und in Österreich hat unterschiedliche Wesensmerkmale. Es war wichtig, schon zwei Jahre vor meiner Priesterweihe das alles kennen zu lernen, um hier gut integriert als Seelsorger arbeiten zu können.“ Das Burgenland „fühlt sich wie meine Heimat an“, betont er. Als Priester werde er versuchen „den Menschen die frohe Botschaft zu bringen, weil viele danach dürsten.“ Dazu wolle er „die Sakremente nicht nur spenden“, sondern diese „auch leben“. Und: „Als Priester will ich mit den Leuten leben. Man soll sich nicht im Pfarrhof einschließen. Als Seelsorger muss man für die Menschen da sein.“

Krieg als Glaubenserfahrung. Auch Zoran Nadricic hat klare Vorstellungen, wie er als Priester wirken will. Er wolle versuchen ein Vorbild zu sein, um geistliche Berufungen zu fördern. Am 29. Juni empfängt er die Weihe zum Diakon, nächstes Jahr soll er zum Priester geweiht werden. Zoran wurde vor knapp fünfzig Jahren im kroatischen Split geboren. Und ähnlich wie Ivan Vukcevic habe er „den Ruf Gottes“ schon als Kind verspürt. Doch er absolvierte eine technische Ausbildung und als der Eintritt ins Priesterseminar hätte erfolgen können, brach der Krieg über das Land herein. „Die Auflösung des Staates Jugoslawien erfolgte nicht friedlich, sondern mündete im Angriff Serbiens auf meine Heimat. Plötzlich fanden wir uns im Krieg wieder. Die direkte Teilnahme als Soldat im Krieg war eine sehr prägende Zeit und unschätzbare Erfahrung, vor allem aus Sicht meines Glaubens“, erzählt Zoran. „Der Glaube“, so wisse er seit damals „ist ein entscheidender Faktor, um zu überleben.“ Seine Berufung beschreibt er als „Dialog zwischen Gott, der ruft und dem Menschen, der antwortet“. So bereiste Zoran Belgien, Frankreich und Österreich, um in Ordensgemeinschaften zu leben. Er wollte austesten, welcher Weg der richtige für ihn sei. In Frankreich lebte er in der berühmten trappistischen Abtei Citeaux. In Österreich verschlug es ihn an die Päpstliche theologisch-philosophische Hochschule nach Heiligenkreuz. Vor sieben Jahren wurde Zoran von Bischof Ägidius J. Zsifkovics in die Diözese Eisenstadt aufgenommen. Er absolvierte Pastoralpraktika in Großwarasdorf, Stinatz und derzeit in Pinkafeld. „Hier leben mehrere Volksgruppen zusammen“, erzählt er begeistert. „Ich fühle mich wohl.“

„Bis dahin war ich der klassische Ausländer.“ Seit siebzehn Jahren lebt Marinko Kelava, 46, bereits im Burgenland, er wird als Ständiger Diakon geweiht. Geboren wurde er in Tolisa, einem Dorf an der Grenze zwischen Bosnien und Kroatien. Noch in seiner Heimat trat er in das Noviziat der Franziskaner ein und studierte Theologie. Weil der Wunsch nach einer eigenen Familie zu groß wurde, verließ er die Ordensgemeinschaft. In Zagreb lernte er seine heutige Frau, die aus Hornstein stammende Ljuba, kennen, die dort ein Auslandssemester während ihres Studiums absolvierte. Heute haben die beiden drei Kinder, leben in Steinbrunn, Marinko wirkte als Pastoralassistent in Hornstein, Steinbrunn, Zillingtal und Müllendorf. Aktuell ist er in den Pfarren Siegendorf, Klingenbach und Zagersdorf tätig. Der Eintritt in den kirchlichen Dienst sei ein Wendepunkt in seinem Leben gewesen, berichtet Marinko im martinus-Gespräch. „Bis dahin war ich der klassische Ausländer in Hornstein. Ich kannte nicht viele Leute, doch durch die Pfarre konnte ich richtig Fuß fassen“, erzählt er. Die Kirche sei „ein integrativer Faktor“ gewesen; „die Arbeit in den Pfarren hat mir geholfen meine wahre Heimat hier im Burgenland zu finden“.

Ein Stück Heimat. Wenn es die Zeit und die Corona-Verordnungen erlauben, spielt Marinko gerne Fußball mit seiner Hobbymannschaft. Er hoffe, „dass die kroatische Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft nicht am Tag seiner Diakonweihe ein wichtiges Spiel“ habe, schmunzelt er. Im Grunde schließt sich aber auch für ihn wie für seine zwei Mitbrüder mit dem 29. Juni ein Kreis, dem ein langer Weg vorausgegangen ist. Alle drei Männer fühlten sich früh berufen und empfangen nun nach oft langen Reisen zwischen Welt und Gott endlich ihre Weihen. Beim Treffen mit dem martinus versprühen die drei Männer eine sichtbare Vorfreude auf diesen Tag – und wohl noch mehr auf die Zeit danach in ihren Pfarren, die ihnen nicht nur Arbeitsstätten sondern auch ein Stück Heimat geworden sind.

Priester- und Diakonweihe. Dienstag, 29. Juni, 15 Uhr, Martinsdom, Eisenstadt. Alle sind zur Mitfeier eingeladen, auch live via www.martinus.atPrimiz und Nachprimizen des Neupriesters Ivan Vukcevic.

Samstag, 3. Juli, 18 Uhr, Pfarrkirche in Winden a. S.
Sonntag, 4. Juli, 14 Uhr, Pfarrkirche Jois.
Montag, 5. Juli, 18 Uhr, Kaisersteinbruch.

Autor:

Redaktion martinus aus Burgenland | martinus

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