Nachwuchshoffnung in der Pfarre Neuberg
Der jüngste Organist

Nachwuchshoffnung. Der neunjährige Morice Krenn spielt an der Kirchenorgel in Neuberg, während ihn sein Lehrmeister Robert Novakovits gesanglich begleitet.  | Foto:  HARALD KRENN
  • Nachwuchshoffnung. Der neunjährige Morice Krenn spielt an der Kirchenorgel in Neuberg, während ihn sein Lehrmeister Robert Novakovits gesanglich begleitet.
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Der erst neunjährige Morice Krenn begeistert in der Pfarre Neuberg mit seinem Orgelspiel. Schon zwei Messfeiern wurden von ihm begleitet. Der Bub, der auch als Sternsinger und Ministrant aktiv ist, möchte einmal den derzeitgen Kantor Robert Novakovits beerben.   

GERALD GOSSMANN 

Lampenfieber kennt der neunjährige Morice Krenn nicht. Am vierten Adventsonntag debütierte der Volksschüler bei einem Gottesdienst an der Kirchenorgel und spielte einen Teil der Messlieder. Organist Robert Novakovits staunt noch heute darüber: „Morice war überhaupt nicht nervös, sondern nur voller Freude“, erzählt er im martinus-Gespräch. Die Eltern staunten, die Messbesucher auch; am Ende gab es tosenden Applaus für den Buben, der sich flugs in die Rekordbücher der Pfarre spielte: Morice Krenn ist nun der jüngste Organist, der je einen Gottesdienst in Neuberg an der Orgel begleitet hat.

„Es war schön, dass mir die Leute alle zugehört haben“, freut sich der Neunjährige. Sogar von Pfarrer David Grandits heimste er Lob ein: „Er hat gesagt, dass es ihm gefällt, wie ich spiele“. Im martinus-Gespräch ist der Geistliche noch immer beeindruckt: „Man hat nicht gemerkt, dass da eine Unsicherheit wäre, er hat das sehr souverän und professionell gemacht“. Morice ist grundsätzlich ein klassischer Neunjähriger, aufgeweckt, interessiert; seine Freizeit verbringt er jedoch nicht auf dem Fußballplatz oder mit seiner Spielkonsole – sondern beim Musikunterricht.

Organisten gesucht. In der Pfarre wirken immer wieder eifrige Buben und Mädchen mit: als Ministranten, Sternsinger, martinus-Austräger. Kinder an der Orgel gibt es selten bis nie. Sogar unter den Erwachsenen ist ein mit der Kirche verbundener, zeitlich flexibler Orgelspieler ein rares und daher wertvolles Gut. „Man findet mittlerweile leichter einen Priester als Vertretung als einen Organisten“, betont Pfarrer Grandits. Der aktuelle Neuberger Organist und Kantor, der 68-jährige Robert Novakovits, einst Sonderschullehrer und Schulinspektor, nimmt selbst erst seit zwei Jahren Orgelunterricht und gilt in der Pfarre als Nachwuchshoffnung. Seine Vorgänger traten aus familären und beruflichen Gründen zurück. Später sprang ein ehemaliger Bauarbeiter ein, der sich das Orgelspielen selbst beigebracht hatte, aber aus Altersgründen nur mehr in Notfällen aushelfen möchte. Der pensionierte Robert Novakovits, der auch Feuerwehrmann, Chorsänger und Amateurschauspieler ist, übernahm gerne das Amt des Kantors. Den neunjährigen Morice Krenn führt er als seinen Nachfolger heran.

Fußpedale aus Karton. „Bei der Feuerwehr ist er auf mich zugekommen und hat gefragt, ob er sich die Orgel einmal anschauen darf“, erzählt Novakovits. Seither üben die beiden gemeinsam – manchmal am Keyboard, immer öfter auch an der Kirchenorgel. Morice ist mit seinen neun Jahren noch zu klein, seine Füße reichen nicht bis zu den Pedalen der Orgel, die Akkorde spielt er einstweilen mit der linken Hand. „Er wollte alles genau wissen. Was bedeutet dieser Knopf, was diese Taste?“, erzählt Novakovits. Zu Hause baute sich die Nachwuchshoffnung die Fußpedale aus Karton nach, um ein ganzheitliches Gefühl zu entwickeln. In der Familie von Morice war man durchaus davon überrascht, welchem neuen Hobby der Bub nun frönt. „Bei uns ist niemand musikalisch, es spielt auch keiner ein Instrument“, erzählt Vater Harald Krenn dem martinus. Vor zwei Jahren begann der Sohnemann mit dem Keyboardspielen, bald will er eine Musikschule besuchen, Möglichkeiten dazu gibt es in Güssing oder Stegersbach. „Es ist toll, dass er sich für so ein schwieriges Instrument begeistern kann. Orgel spielt man mit Händen und Füßen, das ist ja nicht leicht zu erlernen“, erklärt Pfarrer Grandits.

Spielplatz Pfarre. Morice verbringt gerne Zeit in der Pfarre. Zuletzt war er als Sternsinger unterwegs, neuerdings ministriert er auch. „In der Pfarre mache ich alles gerne“, sagt er selbst im martinus-Gespräch. „Ich war oft in der Kirche und wollte dann auch mitmachen.“ So etwas hört man in Pfarrgemeinden, die von ehrenamtlich Engagierten zehren, durchwegs gerne. „Natürlich wäre es schön, wenn er früher oder später den Orgeldienst übernehmen könnte“, gibt sich Pfarrer Grandits hoffnungsvoll. Auch Vater Harald Krenn schlägt in dieselbe Kerbe. Wiewohl beide anmerken, dass sie natürlich wüssten, dass sich noch viel ändern könne, was die Interessen des Buben betrifft. Die nahe Zukunft sieht jedenfalls vor, dass Morice vier bis fünf Messen pro Jahr teilweise begleiten soll. Wenn der Neunjährige mit dem 68-jährigen Novakovits übt, dann gibt es eine klare Aufgabenverteilung: Morice spielt, Novakovits singt. Mittlerweile lehrt ihm der pensionierte Schulinspektor gar kroatisches Liedgut. „Es war schon immer mein Traum an der Orgel zu spielen“, erzählt Morice im martinus-Gespräch. Wo er sich in zehn Jahren sieht? Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: „An der Kirchenorgel.“

Autor:

Martina Mihaljević aus Burgenland | martinus

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