Wort zum Sonntag, 15. November
Wach und nüchtern

In Gedanken gehe ich auf eine belebte Straße hinaus. In der Hand habe ich mein Smartphone, das bereit ist, jedes Gespräch aufzuzeichnen. Die Frage, die ich stelle, lautet: „Rechnen Sie mit der Wiederkunft Jesu? Warten Sie darauf?“ In meinem Gedankenexperiment begegne ich einigen Menschen, die mir sagen, dass sie grundsätzlich an ein Wiederkommen Jesu glauben. Niemand aber will mir klar und deutlich sagen, dass er diese Wiederkunft erwarte.
Ganz anders war die Situation in den Gemeinden von Paulus. Die Christinnen und Christen damals lebten in der Erwartung, dass sie das neuerliche Kommen Jesu noch erleben würden. Diese „Naherwartung“ ist über die Jahrhunderte hinweg verblichen und hat einer großen Gleichgültigkeit und vielleicht auch Ungläubigkeit Platz gemacht.
Jahr für Jahr taucht am Ende des Kirchenjahres die Mahnung auf, dass wir wach sein sollen, weil wir nicht wissen, wann der Herr wiederkommt. Die sprachlichen Bilder, die dabei verwendet werden, sind beeindruckend: Während wir uns in Sicherheit wiegen, bricht völlig unerwartet Verderben über uns herein und es gibt kein Entkommen. Nicht um Angst zu machen, hat Paulus diese Sprache gewählt. Im gleichen Atemzug malt er nämlich ein großes Hoffnungsbild: Als Menschen, die im Lichte Gottes leben, wird dieser Tag der Wiederkunft Jesu keine böse Überraschung sein. Er wird, so wissen wir es aus der Bibel, uns Heimführen in die bleibende Gemeinschaft mit Gott, in eine ungeahnte Lebensfülle.

Sr. Maria Maxwald ist Don Bosco Schwester und Leiterin des Geistlichen Zentrums Schloss Wohlgemutsheim
in Baumkirchen/Tirol.

Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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