Der Wiltener Abt im Interview
Da sein und hinhören

Leopold Baumberger hat während seines Theologiestudiums in Innsbruck die Prämonstratenser im Stift Wilten kennen gelernt.  | Foto: Sigl
  • Leopold Baumberger hat während seines Theologiestudiums in Innsbruck die Prämonstratenser im Stift Wilten kennen gelernt.
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Leopold Baumberger, der neue Abt von Stift Wilten, ist leidenschaftlicher Feuerwehrmann, gibt sich gerne mit Menschen ab und sammelt Münzen mit dem Abbild des hl. Leopold. Ein Interview mit einem Priester, der den biblischen Namen Gottes (JAHWE – Ich bin da) zum Leitbild für sein Wirken als Seelsorger erkoren hat.

Sie wurden am 4. Mai zum Abt von Stift Wilten gewählt. Wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Baumberger: Ich bin extrem wissbegierig, es gibt vieles, wofür ich mich begeistern kann. Ich habe ein sehr großes Harmoniebedürfnis und versuche immer, ein ausgleichender Charakter zu sein. Und wenn ich noch einmal studieren könnte, dann wären Botanik und Numismatik ganz vorne mit dabei, aber dafür ist in den nächsten Jahren vermutlich keine Zeit.

Geht sich vielleicht auch ein Hobby aus?
Baumberger: Ich habe viele Hobbys, bin bei der Feuerwehr, bei den Schützen und habe vor Ostern auch in einem Theaterstück mitgespielt. Ich mache gern Klosterarbeiten und habe zum Beispiel mein Primizgewand selbst gestickt. Gerne sammle ich auch Münzen und Medaillen mit dem Abbild des hl. Leopold. Außerdem bin ich sehr gerne in den Bergen unterwegs.

Welche Visionen haben Sie für die Zukunft des Stiftes Wilten?
Baumberger: Meine Vision ist, dass das Haus zu einem Ort wird, in dem sich jeder Mitbruder willkommen und zu Hause fühlen kann und sich niemand einsam fühlen muss. Wenn das gelingt, dann bin ich mehr als zufrieden. Alles andere kann dann daraus wachsen.Falls es gelingt, was könnte dann weiter daraus wachsen?
Baumberger: Es gehört zu unserem Ordenscharisma, uns nicht nur im Gebet zu üben, sondern aktiv in der Seelsorge zu stehen. Wir sollten auch offen sein für andere Formen des Apostolates. Die Gesellschaft wird komplexer, Glaube vielfältiger. Da muss man auch an anderen Orten präsent sein, um die Menschen zu erreichen. Das kann bei den Maltesern oder der Feuerwehr sein, im Altenheim oder in Studentenverbindungen.

Werden Sie als Seelsorger im Sellrain bleiben?
Baumberger: Ich werde versuchen, einen Fuß im Sellraintal zu behalten und die Seelsorge mit dem Leben im Stift zu verbinden. Das könnte auch eine Anregung für die anderen Mitbrüder sein, die im pfarrlichen Dienst stehen. Für mich ist es auch wichtig, die Bodenhaftung zu behalten und bei den Leuten zu sein. Außerdem habe ich die Sellrainer einfach ins Herz geschlossen und möchte sie jetzt nicht im Stich lassen.

Erinnern sie sich an ein Erlebnis, das prägend für ihr Leben war?
Baumberger: Es gab in meinem Leben immer wieder Wegkreuzungen, wo sich im Rückblick herausgestellt hat, dass vieles gefügt war. Und ich war immer wieder von Menschen umgeben, die ihren Glauben ganz natürlich und bescheiden aus dem Herzen heraus gelebt haben. Nach einer intensiven Firmvorbereitung bin ich dann stark in die Pfarre hineingewachsen.

Von welchem Gottesbild ist Ihr Glaube getragen?

Baumberger: In der Erzählung vom brennenden Dornbusch fragt Moses Gott nach seinem Namen. Und die Antwort Gottes heißt sinngemäß: „Ich bin, der ich da bin“. Gott ist derjenige, der da ist, egal, wo wir stehen oder gehen. Ausgehend von diesem Bild ist für mich klar, wie Seelsorge aussehen muss: Da sein für die Leute, ein hörendes Herz für die Menschen haben und hinhören, was Gott uns auf dem Weg mitgibt. Wenn man das versucht, dann ist man im Glauben auf einem guten Weg.

Autor:

Walter Hölbling aus Tirol | TIROLER Sonntag

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