Clown-Exerzitien in St. Michael
Leichtigkeit mit Tiefgang

„Clown-Sein ist eine Haltung, gerade für schwierigen Zeiten.“  | Foto: Matthiae
  • „Clown-Sein ist eine Haltung, gerade für schwierigen Zeiten.“
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Die evangelische Theologin und Clownin Gisela Matthiae verbindet Spiel und Spiritualität. Bei Clown-Exerzitien in St. Michael gibt sie Leichtigkeit und Tiefgang der Clowns weiter.

Sie sind Theologin und Clownin. Auf den ersten Blick denkt man: Wie geht denn das zusammen? Gisela Matthiae: Ich war schon als Pfarrerin tätig, als ich noch ein theologisches Studienjahr in den USA verbrachte. Dort wurde „Clown-Seelsorge“ unterrichtet. Ich war überrascht, habe mich aber sofort angemeldet. Der erste Auftritt als Clownin war mein Ur-Erlebnis: Mit der roten Nase auf hat man einen so direkten, intensiven Kontakt zu den Menschen, ohne Förmlichkeit. Man ist einfach neugierig, schaut sich an, nichts ist peinlich. Wie man so schön sagt: Ein Lächeln ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen.

Wie ging es dann weiter?
Matthiae:
Zurück in Deutschland, habe ich mich zur Clownin ausbilden lassen – das ist inzwischen gut 30 Jahre her. Seitdem bilde ich Clowns aus, für die Bühne und die Begegnung im Pflegeheim, spiele in Kirchen und bei Veranstaltungen und gebe Humorseminare, immer ökumenisch ausgerichtet.

Wie beeinflussen sich Clown-Sein und Glaube in Ihrem Leben?
Matthiae:
Ich kann kaum mehr unterscheiden zwischen meiner clownesken Haltung und meiner Haltung im Glauben: kritisch, befreiend, verwandelnd – es fließt ineinander. Ich habe durch die Clownerie nochmal mehr zum Glauben gefunden, und durch die Theologie zur Clownerie: eine Glaubenshaltung, hinter der ich voll und ganz stehen kann.

Können Sie das näher beschreiben?
Matthiae:
Da ist zunächst das unvoreingenommene Staunen: Dasein im Hier und Jetzt, Achtsamkeit, Neugierde, Langsamkeit. Im Clownspiel kann ich mich dem Moment hingeben und innerlich loslassen. Diese Selbstvergessenheit beim Clown-Sein ist so etwas wie ein anderer Bewusstseinszustand, nicht zweckorientiert oder funktional. So wie Kinder im Spiel die Welt um sich herum vergessen und zugleich neu entdecken. Zudem sind Clowns Verwandlungskünstler:innen: Ein Stück Holz ist plötzlich ein Pferd, eine Zahnbürste oder eine Trompete... Als Clown verwandle ich mich selbst, aber auch meine Umgebung und die Situation. All das macht auch Spiritualität aus.

Was können wir vom Clown-Sein für Glauben und Leben lernen?
Matthiae:
Beim Clown-Sein geht es nicht um eine Technik, sondern um eine Haltung, gerade für schwierige Zeiten. Ich darf optimistisch sein, auf die Lösungen vertrauen, die mir das Leben bietet. Ich darf vertrauen, dass mir neue Möglichkeiten geschenkt werden, um das Leben und die Lebendigkeit zu spüren.

Im Bildungshaus St. Michael gibt es bald eine Premiere: Sie geben Clownexerzitien...
Matthiae:
Ich war früher sehr ernsthaft im Suchen und Streben, vielleicht auch ein bisschen verbissen. Jetzt weiß ich, dass mir vieles zufällt, ich es nicht machen kann und mich öffnen darf. Spiel und Spiritualität gehören untrennbar zusammen. Diese Erfahrung möchte ich gern weitergeben.

Clown-Exerzitien mit Gisela Matthiae in St. Michael: 12.–17. Februar.
Elemente: Stille, Spiel, Schreiben, Impulse, Gespräche, Entspannung.
Nähere Informationen und Anmeldung unter st.michael.dibk.at

Autor:

Lydia Kaltenhauser aus Tirol | TIROLER Sonntag

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