Karin Adami organisiert die Leserreisen des Tiroler Sonntag.
Blasenpflaster und Abenteuerlust

Nicht erst seit Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“ liegt Pilgern stark im Trend. Immer neue Pilger- und Themenwege entstehen, immer mehr Menschen machen sich bewusst zu Fuß auf den Weg. Was sie dazu bewegt, was sie suchen, hoffen und finden und was man vor einer Pilgerreise planen sollte, verrät Tiroler Sonntag-Pilgerreferentin Karin Adami. Lydia Kaltenhauser

Pilgern erfreut sich steigender Beliebtheit. Ist das auch bei „Pilgern & Reisen mit dem Tiroler Sonntag“ so?
Karin Adami: Unbedingt! Von Jahr zu Jahr nehmen mehr Menschen teil. Wir bieten auch mehr Pilgerreisen an als früher. Außerdem bauen wir öfter in klassische Studienreisen kleine „Pilgeretappen“ ein. Zeit zum
bewussten Gehen, Reden oder Schweigen tut gut, damit sich die vielen Eindrücke und Informationen, die man auf einer solchen Reise sammelt, setzen können.

Worin besteht eigentlich der Unterschied zwischen Pilgern und Wallfahren?
Adami: Eine Wallfahrt ist sehr auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet, z.B. auf klassische Wallfahrtsorte wie Lourdes, Altötting oder Mariazell. Oft spielt auch ein bestimmtes Anliegen eine große Rolle, sei es Bitte oder Dank. Beim Pilgern dagegen steht mehr der bewusste Aufbruch im Vordergrund – der Weg, das bewusste Gehen in einer großen spirituellen Offenheit.
Was suchen die Menschen beim Pilgern? Undwas finden sie?
Adami: Oft ist eine – vielleicht schon überwundene Lebenskrise – Auslöser, sich pilgernd auf den Weg zu machen. Viele erhoffen sich Antworten auf Fragen oder Sorgen, die sie schon lange begleiten. Im Austausch mit Gleichgesinnten kommen die Menschen oft auch wieder neu in Kontakt mit sich selbst, und auch mit Gott. Gut ausgebildete PilgerbegleiterInnen gehen den Weg ins manchmal ungesicherte Gelände mit – äußerlich und innerlich.
Was ist für Sie selbst die wichtigste Erfahrung beim Pilgern?
Adami: Mir bedeutet es viel, mich langsam an einen bekannten Ort anzunähern. So bin ich z.B. vor sechs Jahren mit dem Rad von Tirol nach Altötting gepilgert, wo ich als Kind zur Schule gegangen bin. Das war eine wunderbare Erfahrung, weil ich das Ziel ganz anders in den Blick nehmen konnte und sich neue Perspektiven aufgetan haben.

Welchen Rat haben Sie für Menschen, die zum ersten Mal Pilgern gehen wollen?
Adami: Eine gewisse körperliche Grundkondition ist genauso unabdingbar wie eine gute Ausrüstung. Man sollte sich auch ehrlich fragen, ob man ein Gruppenmensch ist. Wer lieber allein oder zu zweit geht, ist gut beraten, sich einen erfahrenen Pilgerbegleiter zu suchen, mit dem man den Weg
gemeinsam gestalten kann. Wichtig ist, dass man sich nicht gleich überfordert, sondern mit kleineren Etappen startet. Besonders schön ist es, einen Weg mit persönlicher Bedeutung zu gehen: Vielleicht gibt es einen Weg mit Bezug zum Namenspatron oder einem bestimmten Heiligen oder einen inspirierenden Themenweg.
Was braucht man wirklich im Pilgerrucksack?
Adami: Ohne Blasenpflaster geht’s einfach nicht! Ein bisschen Abenteuerlust kann auch nicht schaden…

Die Pilger- und Leserreisen des Tiroler Sonntag 2020

Autor:

TIROLER Sonntag Redaktion aus Tirol | TIROLER Sonntag

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