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10. Oktober: Miteinander prägte das Jubiläum

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„Skupno – Miteinander“ – unter diesem Motto stand das 100-Jahr-Jubiläum der Volksabstimmung. Bischof Josef Marketz und Superintendent Manfred Sauer betonten beim ökumenischen Gottesdienst im Klagenfurter Dom die positive Rolle der Kirche.
von Gerald Heschl

Wie zu erwarten aufsehenerregend verliefen die Feierlichkeiten zum 100-Jahr-Jubiläum der Kärntner Volksabstimmung. Schon im Vorfeld war klar, dass diesmal das Verbindende im Mittelpunkt stand und nicht das Trennende. Nach 100 Jahren sollte es endlich klar sein, dass die Zukunft im Miteinander liegt. Ein Zeichen dafür war auch die Teilnahme von Borut Pahor, dem slowenischen Staatspräsidenten. Er und Bundespräsident Alexander Van der Bellen kamen als Festredner.
Spektakulär und weit über die Grenzen hinaus beachtet war die Rede des österreichischen Bundespräsidenten. Er entschuldigte sich in beiden Sprachen bei der slowenischen Volksgruppe für das „erlittene Unrecht, für das späte Umsetzen verfassungsmäßig abgesicherter Rechte“. Die slowenische Volksgruppe sei ein selbstverständlicher Teil Österreichs, doch habe man sich „leider nicht immer an die im Artikel 8 festgehaltenen Umgangsformen und Bekenntnisse gehalten“.
Vor dem Festakt im Klagenfurter Landhaus und am Landhaushof fand im Dom zu Klagenfurt ein ökumenischer Gottesdienst statt. Bischof Josef Marketz und Superintendent Manfred Sauer feierten gemeinsam und zweisprachig.
Das „neidlose Miteinander der Volksgruppen, Sprachen und Kulturen und vor allem der Menschen, die in ihnen zu Hause sind“, mögen als zukünftige Normalität in Kärnten angesehen werden. Diesen Wunsch äußerte Bischof Josef Marketz in seiner auf Deutsch und Slowenisch gehaltenen Predigt. Er dankte auch den heutigen Verantwortungsträgern in der Politik für ihre Bemühungen um dieses Miteinander, für die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und für Worte, die – jenseits „blutgetränkter Grenzen“ – in eine vertrauensvolle Zukunft weisen.
Seit jeher Heimat
Die katholische Kirche präge das Bemühen um Versöhnung und Gemeinsamkeit in Kärnten bereits seit der Diözesansynode 1972, erinnerte Bischof Marketz. Sie habe sich „vom Nebeneinander, das seit den nationalistischen Bewegungen des 19. Jahrhunderts in Kärnten ein sehr konfliktreiches Zusammenleben geprägt hatte“, verabschiedet. Die Kirche habe „sehr bewusst ein Mitei-nander der Sprachen und Kulturen in einem gemeinsamen Kärnten, das beiden Volksgruppen seit jeher Heimat ist und von beiden gleichermaßen geprägt wird, gesucht“.
Die beiden Volksgruppen hätten einander „durch eine komplexe und schmerzhafte Geschichte viel Leid zugefügt“, sagte Marketz. Sie hätten aber auch „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst miteinander geteilt“. Der Bischof betonte, dass Friede „im Herzen ankommen muss und nicht als Strategie verfolgt werden darf, die sich in anderen Umständen wieder ändert“. Dazu brauche es Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld und Vergebung.
Wunderbarer Klang der Sprachen
Superintendent Manfred Sauer hob in poetischen Worten die Vielfalt und Kreativität der Menschen in Kärnten hervor: „Der wunderbare Klang, die unvergleichliche Melodie der beiden prägenden Sprachen unseres Landes, der Zusammenfluss der Kulturen, das Leichte und das Schwere der gemeinsamen Geschichte, das alles erzeugt doch diesen besonderen Duft und das einmalige Licht des Südens.“ In diesem Licht würden nicht nur einzigartige Blumen, sondern auch kreative, schöpferische, einfühlsame Menschen wachsen und gedeihen, sagte Sauer.

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Autor:

Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag

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